# taz.de -- Wie die EU sich wappnen muss: Ein Plan für Trump 2.0 | |
> Nach den US-Wahlen dürfte die Welt wirtschaftspolitisch ruppiger werden. | |
> Die EU ist dem aber nicht schutzlos ausgeliefert. Sie muss ihre Macht | |
> nutzen. | |
Bild: In seiner Welt ist der Starke am mächtigsten; der frühere US-Präsident… | |
Noch ist Donald Trump nicht zurück im Oval Office. Aber in den | |
[1][vergangenen Tagen ist seine Rückkehr sehr viel wahrscheinlicher | |
geworden]. Es bleibt also nicht viel Zeit für die EU, sich auf ein | |
geopolitisches Worst-Case-Szenario vorzubereiten. Trumps außenpolitische | |
Überzeugungen kennt man aus seiner ersten Präsidentschaft. In seiner Welt | |
ist der Starke am mächtigsten allein, internationale Politik ist ein | |
Nullsummenspiel – wenn einer etwas gewinnt, muss jemand anderes etwas | |
verlieren. | |
Bei der Vorbereitung auf Trump 2.0 werden zunächst immer die | |
Sicherheitspolitik und die Absicherung der Militärhilfe für die Ukraine | |
genannt. Diese Priorisierung ist richtig, der Krieg in der Ukraine | |
entscheidet über die Zukunft des Kontinents. Wenn es nicht gelingt, die | |
russische Aggression zu stoppen, erübrigt sich vieles andere. Worauf sich | |
Europa bei Trump 2.0 aber auch einstellen muss, ist, dass er die | |
Wirtschaftskraft der USA wieder verstärkt als Waffe in der internationalen | |
Politik einsetzen wird. | |
Da geht es nicht nur um Protektionismus – gerade hat er angekündigt, zum | |
Schutz von US-Unternehmen pauschal zehn Prozent Zölle auf alle Waren aus | |
dem Ausland erheben zu wollen –, sondern auch darum, Strafzölle und | |
Sanktionen gegen Privatpersonen, einzelne Unternehmen und ganze Branchen | |
als politische Triggerpunkte einzusetzen. | |
## Vorauseilender Gehorsam der Europäer | |
Mit dem Office of Foreign Asset Control (OFAC) verfügen die USA über eine | |
extrem mächtige Sanktionsbehörde. Die Angst, vom wichtigen US-Markt und vom | |
Dollar als internationaler Leitwährung ausgeschlossen zu werden, lässt | |
europäische Unternehmen und vor allem Banken auch kleinste außenpolitische | |
Veränderungen in Washington beobachten und oft schon im vorauseilenden | |
Gehorsam ihr Verhalten anpassen. | |
Wie wenig die EU dem bisher entgegenzusetzen hat, zeigte der Streit um das | |
Iran-Nuklearabkommen während Trumps erster Präsidentschaft. Nachdem Trump | |
es 2018 einseitig aufgekündigt hatte, wollte die EU zu diesem Zeitpunkt | |
noch daran festhalten und europäischen Unternehmen weiter Handel mit dem | |
Iran ermöglichen. Aus Angst, auf einer OFAC-Liste zu landen, zogen sich | |
aber praktisch alle europäischen Firmen zurück – obwohl die US-Sanktionen | |
auf EU-Gebiet keine rechtliche Gültigkeit hatten. | |
## Drohungen mit Gegenmaßnahmen werden ernst genommen | |
Zu den Aufgaben der gerade wiedergewählten EU-Kommissionspräsidentin Ursula | |
von der Leyen müsste es daher gehören, den Aufbau eines EU-Sanktionsbüros | |
ähnlich dem OFAC voranzutreiben und die Zustimmung dazu unter den | |
Mitgliedsstaaten zu organisieren. Seit vergangenen Jahr hat die EU zwar | |
einen Sanktionskoordinator, doch verfügt der nur über sehr beschränkte | |
Befugnisse und keine eigene Behörde. | |
Nur wer glaubhaft mit ähnlich schmerzhaften Gegenmaßnahmen drohen kann, | |
würde bei Verhandlungen mit einer möglichen Trump-2.0-Regierung ernst | |
genommen. Noch wichtiger wäre, das Einstimmigkeitsprinzip in der Außen- und | |
Sicherheitspolitik zugunsten qualifizierter Mehrheitsentscheidungen | |
abzuschaffen. Nur darauf zu hoffen, dass Trump-Fan [2][Viktor Orbán] bei | |
[3][wichtigen Abstimmungen vor die Tür geht], ist auf Dauer keine Lösung. | |
[4][Orbán und seinen Bruder im Geiste], den slowakischen | |
Ministerpräsidenten Robert Fico aber dazu zu bringen, einer solchen Reform | |
zuzustimmen und damit selber auf einen Machthebel zu verzichten, dürfte | |
sehr schwer werden. Dennoch: Die EU ist einer Welt, in der es zunehmend | |
ruppiger zugeht, nicht schutzlos ausgeliefert. Sie hat Macht, wenn sie sich | |
richtig aufstellt. In einer zweiten Trump-Präsidentschaft wird sie lernen | |
müssen, diese auch gezielt einzusetzen. | |
19 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jan Pfaff | |
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