# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Von der Leyen kritisiert Orb�… | |
> EU-Kommissionspräsidentin wirft Ungarns Regierungschef „Appeasement“ vor. | |
> Russland und China beenden Seemanöver. Ukraine erhält neue EU-Milliarden. | |
Bild: Ursula von der Leyen spricht am 17.7. im europäischen Parlament in Stra�… | |
## Von der Leyen kritisiert Orbán scharf | |
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich in ihrer | |
Bewerbungsrede für eine zweite Amtszeit für ein „starkes Europa“ | |
ausgesprochen. In ihrer Rede vor dem Plenum des Europaparlaments in | |
Straßburg übte sie zugleich scharfe Kritik an der Reise des ungarischen | |
Regierungschefs Viktor Orbán zu Russlands Präsident Wladimir Putin Anfang | |
Juli. „Diese sogenannte Friedensmission war nichts anderes als eine | |
Appeasement-Mission“, sagte sie unter Anspielung auf die britische | |
Beschwichtigungspolitik gegenüber Adolf Hitler vor dem Zweiten Weltkrieg. | |
Ungarn hat in diesem Halbjahr zwar den EU-Ratsvorsitz inne, Orbán hatte für | |
seine Reise jedoch kein Mandat der 26 anderen Mitgliedsländer. | |
Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sprach sich von | |
der Leyen dafür aus, eine „echte Europäische Union der Verteidigung“ | |
aufzubauen, wie es der französische Präsident Emmanuel Macron verlangt | |
hatte. Dafür müsse die EU mehr in ihre Sicherheit investieren. Die Nato | |
bleibe allerdings „der Grundpfeiler unserer kollektiven Verteidigung“, | |
sagte sie mit Blick auf Forderungen aus Deutschland. Zuvor hatte von der | |
Leyen bereits angekündigt, dass sie im Fall einer Wiederwahl einen eigenen | |
EU-Kommissar für Verteidigung einsetzen will. Das geht auch aus politischen | |
Leitlinien hervor, die sie vor der Abstimmung am Donnerstag | |
veröffentlichte. | |
## China und Russland beenden gemeinsames Marinemanöver | |
China und Russland haben ein gemeinsames Marinemanöver beendet. Die | |
chinesische Marine teilte am Donnerstag mit, alle vorgesehenen Projekte und | |
Übungen des Manövers „Joint Sea 2024“ seien am Mittwoch abgeschlossen | |
worden. An dem sechstägigen Manöver, bei dem den Angaben zufolge eine | |
„gemeinsame Reaktion auf Bedrohungen der maritimen Sicherheit“ trainiert | |
wurde, nahmen unter anderem sieben Kriegsschiffe teil. Das Manöver fand vor | |
der Küste der Hafenstadt Zhanjiang in der südchinesischen Provinz Guangdong | |
statt. | |
Die langjährigen Verbündeten China und Russland haben ihre wirtschaftliche | |
und diplomatische Zusammenarbeit seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Jahr | |
2022 weiter verstärkt. Die Nato hatte China vergangene Woche einen | |
„entscheidenden Befähiger“ im russischen Angriffskrieg in der Ukraine | |
genannt. Peking hat den Krieg bisher nicht öffentlich verurteilt und | |
liefert weiter zivil wie militärisch nutzbare Güter an Moskau. (AFP) | |
## Lawrow: Russland zur Zusammenarbeit mit „jedem US-Staatsoberhaupt“ | |
bereit | |
Dreieinhalb Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA hat sich die | |
russische Regierung zur Zusammenarbeit mit dem nächsten Präsidenten | |
bereiterklärt. „Wir werden mit jedem US-Staatsoberhaupt zusammenzuarbeiten, | |
das das amerikanische Volk wählt und das bereit ist, einen fairen und von | |
gegenseitigem Respekt geprägten Dialog zu führen“, sagte Außenminister | |
Sergej Lawrow am Mittwoch (Ortszeit) in einer Pressekonferenz bei der UNO | |
in New York. | |
„Wir haben mit Präsident Trump zusammengearbeitet“, sagte Lawrow auf die | |
Frage, wie sich die Beziehungen zwischen Washington und Moskau ändern | |
würden, wenn der republikanische Ex-Präsident erneut in das Amt gewählt | |
würde. Während Trumps Amtszeit seien zwar Sanktionen gegen Russland | |
verhängt worden. Doch immerhin habe es damals „einen Dialog zwischen uns | |
und Washington auf höchster Ebene“ gegeben. „Im Moment gibt es keinen | |
solchen Dialog“, sagte Lawrow. Die Haltung des am Mittwoch nominierten | |
republikanischen Vizpräsidentenkandidaten J.D. Vance, der die Unterstützung | |
der USA für die Ukraine im Krieg gegen Russland ablehnt, begrüßte Lawrow. | |
„Er ist für den Frieden, für die Beendigung der bisherigen Unterstützung, | |
und das können wir nur begrüßen. Denn das ist es, was wir brauchen: die | |
Ukraine nicht mehr mit Waffen vollzupumpen, und dann wird der Krieg enden“, | |
sagte der russische Chefdiplomat. (afp) | |
## Folter-Vorwürfe gegen Russland | |
Die Weltorganisation gegen Folter erhebt schwere Vorwürfe gegen Russland. | |
Die Streitkräfte und Behörden Russlands hätten im ersten Kriegsjahr 2022 | |
möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit in besetzten Gebieten | |
der Ukraine verübt, teilte die Weltorganisation am Donnerstag in Genf mit. | |
Ihr Bericht deckt den Zeitraum Februar bis Oktober 2022 ab und basiert auf | |
Interviews mit Opfern und Augenzeugen. | |
In ihrem neuen Report wirft die Nichtregierungsorganisation den Russen | |
folgende Taten gegen Zivilisten vor: systematische und weitverbreitete | |
Festnahmen, Folter, Verschwindenlassen, sexuelle Gewalt und andere | |
Verbrechen. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich dabei nicht um einzelne | |
Vorfälle handelte. Vielmehr sei es eine groß angelegte und koordinierte | |
Befehlskette und eine bewusste, auf höchster Ebene des russischen Staates | |
orchestrierte Politik gewesen. (epd) | |
## Berichte über Drohnenangriffe auf beiden Seiten | |
Russland hat in der Nacht nach eigenen Angaben 33 ukrainische Drohnen über | |
der Krim abgeschossen. Wie das Verteidigungsministerium am Donnerstag im | |
Onlinedienst Telegram mitteilte, zerstörten russische Streitkräfte im | |
Schwarzen Meer zudem zehn ferngesteuerte Wasserfahrzeuge, die auf dem Weg | |
zu der annektierten Halbinsel waren. Zwei weitere Drohnen wurden nach | |
Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in der an die Ukraine | |
angrenzenden Region Brjansk abgefangen. | |
Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben alle 16 Drohnen | |
abgefangen, die die russischen Streitkräfte in der Nacht zu Donnerstag auf | |
Ziele in der Ukraine abgefeuert haben. Zudem seien zwei von drei russischen | |
Raketen abgefangen worden. | |
Russland und die Ukraine setzen seit Beginn der russischen Offensive im | |
Februar 2022 bei ihren gegenseitigen Angriffen regelmäßig Drohnen ein. Die | |
Ukraine hat ihre Angriffe auf russisches Territorium in diesem Jahr | |
verstärkt und zielt dabei unter anderem auf die Energieinfrastruktur | |
Russlands ab, aber auch auf Städte und Dörfer im Grenzgebiet. | |
## Ukraine soll neue EU-Milliarden bekommen | |
Die Ukraine soll in Kürze die erste reguläre Auszahlung aus dem neuen | |
milliardenschweren Hilfsprogramm der EU erhalten. Das Land habe die | |
Reformauflagen dafür erfüllt, teilte die für die Prüfung zuständige | |
EU-Kommission mit. Dazu gehört, dass die Regierung in Kiew mit neuen | |
Gesetzen einen effektiveren Kampf gegen Steuerhinterziehung und | |
Wirtschaftskriminalität ermöglicht. Zudem mussten Grundsätze für die | |
Leitung staatseigener Unternehmen angepasst und ein nationaler Energie- und | |
Klimaplan angenommen werden. Deshalb könnten jetzt knapp 4,2 Milliarden | |
Euro ausgezahlt werden. | |
Das neue EU-Hilfsprogramm sieht in einem Zeitraum von vier Jahren | |
Finanzhilfen von 50 Milliarden Euro vor. 33 Milliarden Euro davon sollen | |
als Darlehen ausgezahlt werden, der Rest in Form nicht | |
rückzahlungspflichtiger Zuschüsse. In Form von einer Brückenfinanzierung | |
war bislang bereits 7,9 Milliarden Euro ausgezahlt worden. | |
Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, | |
weiter Löhne und Renten zu zahlen. Zudem soll der Betrieb von | |
Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen | |
garantiert werden. Darüber hinaus kann das Geld auch genutzt werden, um | |
durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur | |
wiederherzustellen. Dazu gehören etwa Stromleitungen, Wassersysteme sowie | |
Straßen und Brücken. Im vergangenen Jahr zahlte die EU Finanzhilfen in Höhe | |
von 18 Milliarden Euro aus. | |
## Baltische Staaten steigen im Februar 2025 aus Moskaus Stromnetz aus | |
Die baltischen Staaten haben eigenen Angaben zufolge Russland und seinen | |
Verbündeten Belarus über ihren Ausstieg aus dem Stromnetz der ehemaligen | |
Sowjetunion informiert. „Wir werden die letzten Energieverbindungen mit | |
Russland kappen“, erklärte der Chef des staatlichen litauischen | |
Netzbetreibers Litgrid, Rokas Masiulis, am Dienstag. Der Schritt soll | |
demnach im Februar 2025 erfolgen. Kurz danach werden sich die drei Länder | |
ans europäische Stromnetz anschließen. | |
Die Länder hatten sich bereits 2018 entschieden, ihr Stromnetz mit dem | |
europäischen Stromnetz zu synchronisieren, und dafür finanzielle Hilfe | |
zugesagt bekommen. Der Anschluss an das EU-Netz soll über Polen geschehen. | |
Lettland, Litauen und Estland waren bis 1991 Teil der Sowjetunion. Die drei | |
Staaten stoppten den Kauf von russischem Gas und Strom nach Russlands | |
Überfall auf die Ukraine im Februar 2022. (afp) | |
## Selenskyj erinnert an Boeing-Abschuss vor zehn Jahren | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der Opfer des Abschusses | |
eines Verkehrsflugzeugs vor zehn Jahren über dem Donbass-Gebiet gedacht. | |
298 Menschen an Bord, darunter 80 Kinder, seien getötet worden, sagte | |
Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. | |
Am 17. Juli 2014 war eine Boeing der Malaysia Airline auf dem Weg von | |
Amsterdam nach Kuala Lumpur über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine von | |
prorussischen Rebellen mit einer russischen Luftabwehrrakete abgeschossen | |
worden. Nach den internationalen Ermittlungen war das Flugabwehrsystem vom | |
Typ Buk von einer russischen Militärbasis über die Grenze in die Ostukraine | |
gebracht und nach dem Abschuss zurücktransportiert worden. Es war die | |
Anfangsphase der Kämpfe, die sich schließlich zur Invasion Russlands in das | |
Nachbarland Ukraine 2022 ausweiten sollten. | |
Zwei Russen und ein Ukrainer wurden 2022 in Abwesenheit von einem | |
niederländischen Gericht wegen Mordes in 298 Fällen zu lebenslanger Haft | |
verurteilt. Russland weist jegliche Verantwortung zurück und lehnt auch die | |
Auslieferung der Männer ab. „Ich habe keine Zweifel, dass der | |
Gerichtsprozess und die Arbeit der internationalen Justiz insgesamt zu | |
absolut gerechten Strafen für all diejenigen führen, die an dem Unglück | |
schuld sind“, sagte Sekenskyj. Diese Bestrafung sei auch nötig, genauso wie | |
für alle anderen Verbrechen, die Russland in dem Krieg begangen habe. (dpa) | |
18 Jul 2024 | |
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