# taz.de -- 75 Jahre Nato: Party mit Dämpfer | |
> Das transatlantische Militärbündnis geht bei seinem Jubiläum durch eine | |
> schwierige Phase. Viel hängt an Deutschland – und am Wahlausgang in den | |
> USA. | |
Bild: Ein Kampfflugzeug der Bundeswehr bei einer Luftwaffenübung der Nato im J… | |
Es sollte die größte Party aller Zeiten in Washington werden. Die Nato | |
feiert sich, ihre Stärke und Solidarität mit der Ukraine, als Bollwerk | |
gegen Aggressoren und Diktatoren aller Art. Schließlich – so heißt es im | |
Nato-Sprech – habe man schon 75 Jahre Frieden zwischen den Mitgliedstaaten | |
geschaffen. Weggewischt ist die provokative Bemerkung des französischen | |
Präsidenten Emmanuel Macron von 2019, mit der er dem Militärbündnis den | |
Status „hirntot“ verlieh. | |
Zynisch, aber wahr – die russische Invasion in der Ukraine kann getrost als | |
Booster für das Militärbündnis bezeichnet werden. Die Rekordwerte an | |
Verteidigungsausgaben der Verbündeten, die Noch-Nato-Generalsekretär Jens | |
Stoltenberg vor wenigen Wochen vermelden konnte, zeigten die | |
[1][Bereitschaft der Mitglieder, in die landeseigene Rüstung zu | |
investieren]. | |
Es war US-Präsident Joe Biden, der gleich zu Kriegsbeginn in der Ukraine | |
2022 die Fäden in der Hand hielt – und der Nato recht schnell seine fast | |
bedingungslose Unterstützung zusagte. Nun sind rund zweieinhalb Jahre | |
vergangen, und die Solidarität scheint zu bröckeln. Frankreich ist kein | |
Garant mehr für Stabilität nach den ad hoc anberaumten Parlamentswahlen. | |
Rechtspopulistische Regierungen machen keinen Hehl mehr aus ihrer | |
Putin-Nähe. Aber der größte Unsicherheitsfaktor sind unterdessen die USA | |
selbst. | |
Wenn im November [2][Donald Trump] erneut zum US-Präsidenten gewählt wird, | |
könnte sich das Militärbündnis entscheidend verändern. Trump hat mehrfach | |
gepoltert, dass die Beistandsklausel nach Artikel 5 für ihn nicht | |
bedingungslos gilt. Die europäischen Staaten müssten sich doch bitte mehr | |
anstrengen bei den Verteidigungsausgaben. Wenn nicht, würden die USA den | |
angegriffenen Staaten nicht zu Hilfe eilen. | |
Die Sorge, dass es nicht beim Poltern bleibt, ist real. Die Welt blickt auf | |
Washington in diesen Tagen und den [3][schwächelnden US-Präsidenten Joe | |
Biden]. Nach vermasselten öffentlichen Auftritten mehren sich Zweifel an | |
seiner Belastbarkeit. Und die braucht der Präsident einer Kriegsmacht, die | |
sich entschieden gegen Diktatoren wie Putin stellen will. Wenn in einer | |
Trump-Administration der Stabilitätsanker USA wegfällt, ist das Bündnis | |
dann gewappnet? | |
Viel Hoffnung liegt auf Deutschland. Die Erwartungen an Kanzler Olaf Scholz | |
sind enorm hoch, wenn er in diesen Tagen in Washington aufschlägt – zählt | |
doch Deutschland nach den USA zu den zweitgrößten Rüstungsgebern an die | |
Ukraine. Und die Nato setzt darauf, dass künftig im hessischen Wiesbaden | |
Waffenlieferungen und Ausbildung ukrainischer Streitkräfte koordiniert | |
werden. | |
Zwar hat die Bundesregierung das Zweiprozentziel der Nato für | |
Verteidigungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt aktuell erreicht. | |
Aber ob dies in den kommenden Jahren zuverlässig anhält, ist fraglich. | |
Aufrüstung kostet. So bekommt die Party ordentliche Dämpfer, bevor sie | |
überhaupt losgeht. | |
9 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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