| # taz.de -- Wahl in Großbritannien: Macht statt Aktivismus | |
| > Am 4. Juli wählt Großbritannien. Alles deutet auf einen großen Sieg der | |
| > Labour-Partei hin. Keir Starmer wird wohl der neue Premier. Was will er? | |
| Bild: Labour-Chef Keir Starmer im Gespräch mit Mitarbeiter:innen eines Superma… | |
| In dem aktuellen Brief an seine Wähler sieht man [1][Keir Starmer] in | |
| Schwarz-Weiß. Im weißen Hemd mit Krawatte blickt der mutmaßlich künftige | |
| britische Premiermininister mit ernster Miene durch seine Brille in die | |
| Weite. Daneben steht in Weiß auf Rot „Meine ersten Schritte“, so als werde | |
| ein Baby präsentiert. | |
| Wirtschaftliche Stabilität schaffen; Wartezeiten im Gesundheitswesen | |
| verringern; ein neues Grenzsicherungskommando aufstellen; eine staatliche | |
| Energiefirma gründen; gegen asoziales Verhalten kämpfen und 6.500 neue | |
| Lehrer einstellen – so lauten Starmers erste Schritte. In kleineren | |
| Buchstaben wird ausgeführt, wie das gehen soll: harte Ausgabenregeln, | |
| 40.000 Arzttermine mehr pro Woche, Antiterrormaßnahmen gegen Schleuser, | |
| eine Sondersteuer auf Öl- und Gasfirmen, mehr Nachbarschaftspolizei und | |
| mehr Jugendzentren, Einführung der Mehrwertsteuer auf Privatschulgebühren. | |
| Mehr nicht? Kurz vor den britischen Parlamentswahlen am 4. Juli liegt | |
| Labour in den [2][Umfragen schier uneinholbar vorn], mit zumeist über 40 | |
| Prozent der Stimmen, während die regierenden Konservativen nur mit Mühe auf | |
| mehr als 20 Prozent kommen. Dank des Mehrheitswahlrechts, das | |
| ausschließlich Direktmandate im Unterhaus vorsieht, dürfte Labour damit | |
| eine absolute Mehrheit der Sitze einfahren. | |
| Seit dem Rücktritt von Tory-Premier [3][Boris Johnson] im Sommer 2022 liegt | |
| Labour in den Umfragen konstant vorn, seit dem Debakel von Johnsons | |
| Nachfolgerin [4][Liz Truss] mit sehr hohem Vorsprung. Der aktuelle | |
| Premierminister Rishi Sunak, seit Oktober 2022 im Amt, hat keine Trendwende | |
| herbeiführen können. Die Umfragewerte von Labour bröckeln seit einigen | |
| Monaten zwar leicht, die der Konservativen allerdings auch. | |
| ## Abgespecktes Wahlprogramm | |
| Seit er im April 2020 den glücklosen Jeremy Corbyn als Labour-Chef ablöste, | |
| bereitet sich Keir Starmer auf diese Wahlen vor. Corbyn hatte Labour mit | |
| einem klar linken Programm bei den Wahlen Ende 2019 das schlechteste | |
| Ergebnis seit 1935 beschert, obwohl er eine bessere Welt versprach. Nun | |
| steht Keir Starmer kurz vor dem größten Labour-Wahlsieg der | |
| Parteigeschichte – und verspricht nur Dinge, die auch in konservativen | |
| Programmen stehen könnten. Verlässt Keir Starmer auf der Zielgeraden der | |
| Mut? Oder sagt er nur nicht laut, was er eigentlich will? | |
| Noch 2020 hatte Starmer, als er sich um die Parteiführung bewarb, | |
| ausdrücklich Corbyns Programm unterstützt. Er versprach die Verstaatlichung | |
| von Wasser- und Stromversorgung sowie der Bahn, die Abschaffung von | |
| Studiengebühren, die Wiedereinführung der Freizügigkeit mit EU-Staaten und | |
| die Abschaffung des ungewählten Oberhauses. 2021 kündigte Labour sogar an, | |
| nach einem Wahlsieg wolle man jedes Jahr 28 Milliarden Pfund jedes Jahr in | |
| die ökologische Transformation stecken, ein „Green New Deal“. | |
| Nichts davon hat überlebt. Labours Wahlprogramm 2024 ist 141 Seiten lang, | |
| aber im Wesentlichen vollkommen abgespeckt. Waren die linken Vorhaben von | |
| früher also nur ein Fake? Das Kalkül eines machtversessenen Politikers, um | |
| an die Spitze seiner Partei zu gelangen? Oder ist das Wahlprogramm von | |
| heute reines Kalkül, um an die Macht zu kommen? Ist Starmer ein verkappter | |
| Rechter oder ein verkappter Linker? Oder gar nichts von beidem? Kurz vor | |
| der Wahl weiß Großbritannien darauf keine eindeutige Antwort. | |
| Starmer, 61 Jahre alt, erinnert an eine ältere Generation von Engländern, | |
| zugeknöpft und reserviert, pflichtbewusst und mit einem äußeren Auftreten, | |
| das keine Rückschlüsse auf sein Innenleben oder seine Gedanken zulässt. | |
| Privat sei er viel witziger als in der Öffentlichkeit, sagen Mitarbeiter | |
| von ihm aus seiner Zeit als Generalstaatsanwalt gegenüber der taz. | |
| Inwiefern genau, sagen sie aber nicht. | |
| ## Manchmal sieht man ihn schwimmen | |
| In Starmers Londoner Wohngegend weiß man, dass er bis heute jeden Sonntag | |
| in einem Amateurverein Fußball spielt. Er ist Fan des FC Arsenal, und | |
| manchmal sieht man ihn in einem der Badeseen des Londoner Stadtparks | |
| Hampstead Heath schwimmen, einen Katzensprung von seinem Wohnviertel | |
| Kentish Town. Gegenüber der breiteren Öffentlichkeit hält er sein | |
| Privatleben aber so verschlossen, dass nicht einmal die Vornamen seiner | |
| beiden Kinder bekannt sind. Sie wachsen liberal-jüdisch nach dem Glauben | |
| ihrer Mutter auf, Victoria, ebenfalls Juristin. Die Hälfte der Familie von | |
| Starmers Frau lebt in Israel. | |
| Öffentlich redet er aber mehr von seinem Vater, einem Werkzeugmacher, und | |
| seiner Mutter, einer Krankenschwester, die wegen einer seltenen Krankheit | |
| zunehmend auf den Rollstuhl angewiesen war. Seine Familie habe ein | |
| entbehrungsreiches Leben geführt, betont Starmer oft und grenzt sich | |
| bewusst von der reichen Elite ab. | |
| Sein Beharren auf dem wohl umstrittensten Labour-Vorhaben, | |
| Privatschulgebühren mit Mehrwertsteuer zu belegen – das würde allerdings | |
| nicht nur Eliteschulen treffen, sondern auch Montessori- und Waldorfschulen | |
| –, zeugt davon ebenso wie die schnelle Antwort, die er im Wahlkampf in | |
| einer TV-Runde gegeben hat: auf die Frage, ob er notfalls ein krankes | |
| Familienmitglied privat behandeln lassen würde, falls es im staatlichen | |
| Gesundheitsdienst NHS zu lange dauern würde. „Nein“, antwortete er wie aus | |
| der Pistole geschossen. | |
| Starmers linke Wurzeln sitzen tief. Während der Thatcher-Ära war er, nach | |
| seinem Studium an der Eliteuniversität Oxford, kurzzeitig einer der | |
| Herausgeber der trotzkistischen Monatszeitschrift Socialist Alternative, | |
| Organ jener linken Strömungen, die eine Öffnung Labours zu den damals | |
| „neuen sozialen Bewegungen“ jenseits der etablierten linken Parteien und | |
| Gewerkschaften anstrebten – ökologisch, feministisch, | |
| menschenrechtsorientiert. | |
| ## Wiederbeitritt zur EU | |
| Das war auch Starmers Fokus, als er sich 1987 für eine Jurakarriere | |
| entschied – erst bei der führenden britischen Bürgerrechtsorganisation | |
| „Liberty“, dann als Leiter seiner eigenen Kanzlei, die etwa in der Karibik | |
| und in Nordirland tätig war. Und als scharfer Kritiker von Tony Blairs | |
| Irakkrieg. | |
| 2008, da war Blair schon nicht mehr im Amt, stieg Starmer zum | |
| Generalstaatsanwalt auf, für fünf Jahre. Er führte die ersten Anklagen | |
| gegen al-Qaida in Großbritannien und sorgte dafür, dass Opfer sexueller | |
| Gewalt in Prozessen mehr Gehör fanden. Er brachte Politiker vor Gericht, | |
| die sich fiktive Kosten vom Staat erstatten ließen – einer der größten | |
| Skandale kurz vor Ende der Labour-Regierungszeit 2010. Als Labour damals | |
| die Macht an David Cameron verlor, erschien die Partei ähnlich verbraucht | |
| und perspektivlos wie die Konservativen heute. | |
| Den Wiederaufbau Labours erlebte Starmer von innen. 2014 wechselte der | |
| Starjurist in die Politik und zog bei den Wahlen 2015 als | |
| Labour-Abgeordneter für den Londoner Innenstadtwahlkreis Holborn & St | |
| Pancras ins Parlament ein. Schon damals sprachen Insider von Starmer als | |
| kommendem Labour-Geheimtipp. | |
| Vom neuen Parteiführer Jeremy Corbyn ins Schattenkabinett berufen, | |
| entwickelte er sich zum führenden Brexit-Gegner, der ein zweites Referendum | |
| forderte – gegen den Willen Corbyns. An den britischen Brexit-Wirren der | |
| Jahre 2017 bis 2019, die mit dem Triumph Boris Johnsons und dem Abgang | |
| Corbyns endeten, hatte Starmer also wesentlichen Anteil. Heute schließt | |
| Starmer in seinem Wahlprogramm einen Wiederbeitritt zur EU ausdrücklich aus | |
| – eine weitere seiner vielen Kehrtwenden. | |
| ## Viele wählen Labour trotz Starmer | |
| Heute ist Starmer als Labour-Chef unangefochten, denn er hat die | |
| Wiederauferstehung einer Partei ermöglicht, die nach dem desaströsen | |
| Wahlergebnis von 2019 erneut am Boden lag und sich auf mindestens zehn | |
| weitere Jahre Opposition eingerichtet hatte. Effektiv und beharrlich hat | |
| Starmer hinter den Kulissen die Arbeitsweisen der Partei verändert, den von | |
| Corbyn tolerierten Antisemitismus bei Labour bekämpft und damit | |
| ausgetretene jüdische Mitglieder zurückgeholt, während Corbyn selbst | |
| ausgeschlossen wurde. | |
| Ein Publikumsliebling war Starmer aber nie. Seine Sympathiewerte sind | |
| konstant niedrig, seine Partei ist beliebter als er selbst – ein Problem, | |
| das er mit den konservativen Kontrahenten der vergangenen Jahre teilt, von | |
| Boris Johnson über Liz Truss bis Rishi Sunak. | |
| Man wählt Labour trotz Starmer, nicht wegen ihm. Öffentlich wird der | |
| Parteichef als hölzern wahrgenommen, als Besserwisser, der seine | |
| Gesprächspartner mehr belehre als überzeuge. Boris Johnson nannte ihn beim | |
| regelmäßigen Schlagabtausch im Parlament gern „Captain Hindsight“, ein | |
| Schiffskapitän, der immer hinterher alles besser zu wissen glaubt. Die | |
| Neuauflage der berühmten politischen Satire-Puppenshow „Spitting Image“ | |
| machte aus Keir Starmer „Foxman“, mit der speziellen Gabe, seine Feinde mit | |
| Jargon einzuschläfern. | |
| Starmer besitzt weder das Charisma eines Tony Blair noch die Redekunst | |
| eines Boris Johnson noch die bissige Schärfe einer Margaret Thatcher. Er | |
| redet übervorsichtig, solide, aber nicht mitreißend. Als ihm beim letzten | |
| Labour-Parteitag 2023 ein unzufriedener Aktivist während seiner Rede | |
| Glitzerklebstoff über den Kopf schüttete, redete er einfach weiter. Als ihn | |
| jetzt im Wahlkampf Premierminister Sunak in einer TV-Debatte bezichtigte, | |
| insgeheim Steuererhöhungen von 2.000 Pfund pro Haushalt zu planen, | |
| benötigte Starmer fast die ganze restliche Sendung, bis er überhaupt | |
| reagierte. | |
| ## Unscheinbarkeit als Marke | |
| Sunaks Zahlen sind nicht belegt, aber mit seinem Vorwurf traf er einen | |
| Nerv: die Annahme, dass Starmer nicht ehrlich sagt, was er vorhat. | |
| Starmer versucht, seine Unscheinbarkeit zur Marke zu machen. Er umgibt sich | |
| nicht mit Glamour und Promi-Figuren. Manche seiner engsten Vertrauten | |
| kommen aus katholisch-irischen Einwanderfamilien, ein Erbe seiner | |
| juristischen Arbeit in Nordirland – etwa sein Wahlkampfleiter Pat McFadden | |
| oder seine Stabschefin Sue Gray. | |
| Gray, die langjährige hochrangige Leiterin des Beamtenapparats im Amtssitz | |
| des Premierministers in 10 Downing Street, kennt sämtliche Skandale der | |
| vergangenen Jahrzehnte von innen. Vor zwei Jahren leitete sie die interne | |
| Untersuchung gegen Boris Johnson und dessen „Partygate“-Skandal über | |
| mögliche Missachtungen der Coronaregeln in 10 Downing Street, die eine | |
| entscheidende Rolle bei seinem Sturz spielte. Dann nahm sie Starmers | |
| Jobangebot an. Die entnervten Dauerbeamten im Staatsapparat setzen nach dem | |
| Chaos der Tories offensichtlich auf Labour. | |
| Auffällig ist, wie offensiv die Labour-Führung im Wahlkampf den Rückzug von | |
| Wunschpositionen als Strategie vertritt. „Power not Activism“ nennt das | |
| Schattenaußenminister David Lammy, der prominenteste Schwarze in der oberen | |
| Labour-Riege: Machtausüben statt Agitieren – das Gegenteil der | |
| Corbyn-Linie. | |
| ## Labour-Werbung auf Babystramplern | |
| Ähnliches empfahl Starmer der britischen Linken bereits als Publizist in | |
| den 1980er Jahren: Erst vorsichtig an die Macht kommen, dann kann man | |
| Dinge verändern, vorher nicht. Man dürfe die Wähler:innen nicht | |
| erschrecken, heißt das heute. So müsse man zeigen, dass eine | |
| Labour-Regierung verantwortlich mit Staatsgeldern umgehen könne. | |
| „Securonomics“ lautet das Zauberwort der voraussichtlichen zukünftigen | |
| Finanzministerin Rachel Reeves. Sie arbeitete vor ihrem Einstieg in die | |
| Politik bei der britischen Zentralbank: Mit strikten Ausgabenkontrollen und | |
| mehr Kompetenzen für die unabhängigen Haushaltsprüfer soll Großbritannien | |
| nach dem Willen Labours das höchste Wachstum aller G7-Staaten erzielen. | |
| „Growth“, Wachstum, nennt Labour die Lösung aller Probleme – Labour, nic… | |
| die Tories, präsentieren sich jetzt als die Hüter des Wirtschaftswachstums | |
| und der gesunden Staatsfinanzen. | |
| Aber kann man Wachstum planen? Labour stellt Pläne für alles bereit, aber | |
| die letzten Jahre waren voller Unwägbarkeiten: Coronapandemie, | |
| Brexit-Folgen, Ukrainekrieg. Das übersteht kein Plan. Hauptmantra Labours | |
| im Wahlkampf ist daher jetzt „Change“ – Wandel. Das Wort steht auf jeder | |
| Parteiwerbung, die Partei verkauft es auf Aufklebern, T-Shirts, Bechern und | |
| Babystramplern. | |
| „Change“ soll heißen: Wir lösen 14 Jahre inkompetenter konservativer | |
| Regierung durch eine kompetente Labour-Regierung ab. Doch das gibt keine | |
| Antwort auf die Frage, wie sehr Starmers veränderte Labour-Partei sich von | |
| den Konservativen unterscheidet. Rachel Reeves spricht von einer Partei für | |
| Business und arbeitende Menschen, mit einer Industriestrategie und | |
| beschleunigten Planungs- und Entscheidungsprozessen für wichtige Projekte. | |
| ## Harter Migrationskurs | |
| Starmer sagt, er wolle bei der Planung von Wohngebieten und Infrastruktur | |
| wie Windrädern jeglichen lokalen Widerstand beiseiteschieben. Das trauen | |
| sich nicht einmal die Konservativen. Von den Ambitionen des „Green New | |
| Deal“ ist derweil nur ein Skelett geblieben: Von 28 Milliarden Pfund | |
| Klimainvestitionen pro Jahr ist keine Rede mehr, nur noch von der Gründung | |
| des staatlichen Energieversorgers „Great British Energy“, der aber auch | |
| bloß ein Verteilungsnetzwerk aufbauen soll. | |
| Viel ist dafür von der Gesundung der maroden Sozialsysteme in Gesundheit | |
| und Bildung die Rede, aber die genauen Vorhaben sind eher bescheiden. Und | |
| zum Teil wirken sie seltsam übergenau. So verspricht Labour zum Beispiel 2 | |
| Millionen mehr medizinische Behandlungen und 700.000 Zahnarzttermine im | |
| ersten Jahr ihrer Regierung. Wo jedoch das Personal dafür herkommen soll, | |
| bleibt offen. Man setze auf mehr Überstunden und Wochenendarbeit, sagt | |
| Starmer – viele NHS-Mitarbeiter arbeiten aber längst am Anschlag. | |
| Die Vorhaben für das Bildungssystem reichen ebenso wenig aus, um die Lücken | |
| zu füllen. Einer der am meisten kritisierten Punkte ist Labours Weigerung, | |
| die konservative Deckelung des Kindergeldes auf zwei Kinder, unabhängig von | |
| der konkreten Anzahl der Kinder, wieder rückgängig zu machen, obwohl das | |
| nach der Meinung von Sozialverbänden ein wahrer Beitrag gegen Kinderarmut | |
| wäre. | |
| Wie schwierig die Unterscheidung zwischen Konservativen und Labour heute | |
| ist, illustriert das Thema Migration. Das umstrittene Ruanda-Programm der | |
| konservativen Regierung zur sofortigen Abschiebung von Bootsflüchtlingen | |
| will Labour sofort stoppen; stattdessen soll eine neue Grenzschutzeinheit | |
| gezielt gegen Menschenschmuggler vorgehen und diese wie Terroristen | |
| behandeln. | |
| ## Es fehlt die Utopie | |
| Insgesamt will Labour die seit einigen Jahren rekordhohe Zuwanderung nach | |
| Großbritannien drosseln. In der Praxis ist all das schon bestehende | |
| Politik. | |
| Für die meisten britischen Wähler:innen ist Labour jetzt einfach eine | |
| andere Partei als die Konservativen, „Change“ eben. Aber Aufbruchsstimmung | |
| sieht anders aus, allenfalls ist Erleichterung über das bevorstehende Ende | |
| der Dominanz der Tories zu spüren – und die Hoffnung, dass ein paar frische | |
| Hände vielleicht einiges besser machen könnten. | |
| Was bei Labour 2024 vor allem fehlt, ist die Möglichkeit des Träumens, die | |
| Vorstellung einer besseren Gesellschaft. Das Streben nach einer Utopie und | |
| die Gewissheit, auf der richtigen Seite der Gesellschaft und der Geschichte | |
| zu stehen, waren immer die wichtigste Motivation für Labour-Aktivisten – | |
| auch in scheinbar hoffnungslosen Zeiten. Heute scheint es der Parteispitze | |
| wichtiger zu sein, möglichst wenig zu versprechen. | |
| Barack Obama begeisterte die USA einst mit „Hope and Change“ – Hoffnung u… | |
| Wandel. Keir Starmer will in Großbritannien „Change“ jetzt ohne „Hope“ | |
| schaffen. | |
| Nur im Verborgenen überwintert noch die Hoffnung, dass man später | |
| vielleicht doch mehr machen könne, ohne es jetzt schon zu sagen. Aber das | |
| ist eine Hoffnung, die bei Labour-Regierungen bisher immer enttäuscht | |
| worden ist. | |
| 1 Jul 2024 | |
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