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# taz.de -- Politischer Widerstand an der Schule: Wie Kinder protestieren lernen
> Rechte Politiker versuchen den kindlichen Gerechtigkeitssinn zu
> ersticken. Dabei sollte der gefördert werden – besonders jetzt.
Bild: Ein Kind malt Protestschilder bei einer Demo gegen Rechts auf Sylt am 2. …
Rechte haben Angst vor Kindern. Vor ihrer Empathie, vor ihrem
Gerechtigkeitssinn und vor ihrem Wissensdurst. Das ist der Grund, warum in
der großen Welle des Backlash, derer wir zurzeit Zeug:innen werden, wie
in den USA versucht wird, Bücher zu Schwarzer Geschichte aus
Schulbibliotheken zu verbannen.
Es ist der Grund, warum jeder noch so zarte Funken queerer Lesart im
neuesten Trickfilm schon gebasht wird, bevor wir überhaupt Zeit hatten,
Kinokarten zu kaufen. Und warum auch in München versucht wurde, Lesestunden
mit Drag Queens in öffentlichen Bibliotheken zu verbieten.
Diese Angst zeigt sich auch darin, dass rechte Bewegungen alle Jahre wieder
versuchen, sich die Sprache des Kindeswohls anzueignen. Tatsächlich geht es
um nichts Geringeres als um politische Mündigkeit, um die Fähigkeit, selbst
zu denken. „Schützen“ will die Rechte nur sich selbst, denn sie fürchtet
sich vor wachsendem kritischen Denken, vor der Kompetenz, Ungleichheit zu
erkennen und gegen sie einzutreten.
Umso größer ist mein Respekt für die Schüler:innen der Grundschule
Thadenstrasse in Hamburg, die im April auf eigene Faust beschlossen, auf
dem S[1][chulhof eine Demonstration gegen die AfD zu proben]. Sie haben
Schilder gemalt und sich Protestslogans gegen Rassismus ausgedacht.
## Klare Einschüchterungsversuche
Jemand filmte sie aus einem benachbarten Haus und die AfD begann, mit dem
Video auf den einschlägigen Medienplattformen eine Hetzkampagne gegen die
Schüler:innen, ihre Eltern und Lehrer:innen der Schule zu starten. Der
[2][Elternrat der Schule hat nun eine Stellungnahme veröffentlicht] und
benennt die Einschüchterungsversuche klar.
Auch die GEW des Landesverbands Hamburg unterstützt die Stellungnahme. Die
GEW ist die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, sie setzt sich für
ihre Mitglieder ein und für die Bildungsinteressen von Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen.
Ich frage mich oft, welche Fähigkeiten wir in Kindergärten, Schulen und der
Erwachsenenbildung neben dem Erkennen von Diskriminierung noch vermitteln
müssten, damit wir der Politik der Gewalt, mit deren Androhung und Ausübung
der Faschismus operiert, begegnen können.
## Protest muss man lernen
Politischen Protest in der Pause zu üben, ist in jedem Fall ein Anfang. Und
es braucht das Wissen, dass andere hinter uns stehen und wir aufeinander
aufpassen. Aus meiner Schulzeit am Gymnasium kann ich noch erinnern, wie
wir als Klasse geschlossen zum Direktor gegangen sind, als unser
Musiklehrer meinte, wir müssten nun alle Strophen der deutschen
Nationalhymne singen, auch die erste und die zweite. Und wieder, als er
einem unserer Mitschüler, den er ständig rassistisch auf dem Kieker hatte,
vors Schienbein trat.
Ich erinnere auch noch, wie wir an einem Wettbewerb für den am schönsten
geschmückten Weihnachtsbaum in der Kölner Innenstadt teilnehmen sollten.
Wir hatten Anhänger gegen Nazis gebastelt, im Stil eines Warnschilds, auf
denen ein Hakenkreuz durchgestrichen war. Sofort hieß es, wir sollten sie
abhängen. Antirassismus war wohl nicht weihnachtlich genug.
Dabei war es die Zeit, in denen die Parolen kursierten, die gerade wieder
[3][vom bürgerlichen Nachwuchs auf Sylt gegrölt] wurden. Den Preis gewannen
wir nicht. Aber wir haben viel über die sogenannte Mitte der Gesellschaft
gelernt.
8 Jun 2024
## LINKS
[1] https://www.abendblatt.de/hamburg/politik/article242459696/Grundschueler-be…
[2] /Politik-auf-dem-Schulhof/!6011574
[3] /Neue-Details-zu-Skandal-Video-von-Sylt/!6010089
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Kinder
Schule
Protest
Hamburg
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Social-Auswahl
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Sachsen
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AfD Hamburg
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