# taz.de -- AfD auf Schulveranstaltungen: Darf man die einladen? | |
> Dass die AfD ihre Positionen auf Schulveranstaltungen ausbreiten darf, | |
> ist eine Zumutung. Aber eine, die es mit der richtigen Vorbereitung wert | |
> ist. | |
Bild: Wer ist alles dafür, die AfD rauszuschmeißen? | |
BERLIN taz | Die Debatte lodert wieder auf, das ist so sicher, wie das Amen | |
in der Kirche. Alle Jahre wieder wird kurz vor den Wahlen aufs Neue | |
diskutiert: Soll die AfD zu [1][Veranstaltungen an Schulen] eingeladen | |
werden oder nicht? Im Vorfeld der anstehenden Europawahlen hat Alexander | |
Sell, der vielversprechendste Berliner AfD-Kandidat, an 22 Veranstaltungen | |
in Berliner Schulen teilgenommen, erzählt ein Sprecher der Partei der taz. | |
Das wären 22 Schulen, an denen die Propaganda einer vom Verfassungsschutz | |
als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften Partei unter | |
Jugendlichen verbreitet werden durfte. | |
Im Schulgesetz ist festgeschrieben, dass Jugendliche vor diskriminierenden | |
Positionen zu bewahren sind. Für viele Schüler*innen, vor allem jene, die | |
ins Schussfeld der Partei geraten, ist es eine Zumutung, sich den | |
sexistischen, queerfeindlichen und rassistischen Positionen der AfD | |
aussetzen zu müssen. Die Veranstaltungen sind jedoch für Schüler*innen | |
der Politik- oder Geschichte-Leistungskurse oftmals verpflichtend. | |
Demokratisch gewählt hin oder her: Einer Partei, die einige sexuelle | |
Orientierungen als „Gift“ bezeichnet und [2][Menschen mit | |
Migrationshintergrund „remigrieren“], ergo vertreiben will, muss keine | |
Plattform bereitet werden, um neue Wähler*innen zu rekrutieren. Und die | |
Sorge besteht. Denn ähnlich wie auf Tiktok beherrscht die AfD das Spiel mit | |
der Jugend auch in der Schule und entsendet charismatische und eloquente | |
Vertreter*innen. | |
## Konflikt als Chance | |
Von Jugendlichen zu erwarten, polemische Argumentationsweisen wortgewandter | |
AfD-Politiker*innen zu enttarnen, ist viel verlangt, aber nicht zu viel. | |
Jugendlichen muss zugetraut werden, diskriminierende Argumentationen | |
benennen und aushebeln zu können. Da sie ohnehin mit der Partei | |
konfrontiert werden, kann es nur von Vorteil sein, wenn dies in einem | |
moderierten Raum stattfindet und nicht allein auf Tiktok. | |
Nur bedarf das intensiver Vorbereitung: Schüler*innen müssen mit den | |
Positionen der AfD sowie mit deren demagogischen Diskussionsweisen bekannt | |
gemacht werden und Gegenargumente gesammelt. Im Nachgang braucht es eine | |
kritische Einordnung der Positionen. Ausladungen skandalisiert die AfD, | |
inszeniert sich erfolgreich als Opfer mit der Behauptung, dass Schulen | |
aufgrund des Neutralitätsgebots Vertreter*innen aller Parteien einladen | |
müssten. | |
Das ist nicht der Fall, die Aufgabe der Schulen besteht lediglich darin, | |
parteipolitische Neutralität zu gewährleisten. Die Vorgaben, wie diese | |
hergestellt werden soll, variieren je nach Bundesland, weitestgehend wird | |
die Entscheidung jedoch den Schulen selbst überlassen. | |
## Bildung muss sein | |
Eines steht aber fest: Ob mit oder ohne AfD, die Veranstaltungen müssen | |
stattfinden. In Zeiten von erstarkendem Rechtsextremismus und | |
Desinformationskampagnen ist es der Bildungsauftrag der Schule, | |
Schüler*innen so gut wie möglich auf die Wahlen vorzubereiten und sie | |
[3][zu mündigen Bürger*innen zu erziehen]. | |
Aus Sorge vor Eskalation haben einige Schulen, an denen sich Protest regte, | |
die Veranstaltungen komplett abgesagt, statt nur die AfD auszuladen. Das | |
ist unverantwortlich und feige. Es wäre ein starkes Zeichen gegen rechts, | |
die AfD auszuladen und die Veranstaltung trotzdem stattfinden zu lassen. | |
In Berlin etwa hatte eine Schule nicht nur eine geplante Podiumsdiskussion | |
mit Alexander Sell abgesagt, sondern auch die Juniorwahl 2024, ein | |
bundesweites Schulprojekt des Familienministeriums. Das ist auch wichtig, | |
weil 16-Jährige in Deutschland bei dieser Europawahl erstmals ihre Stimme | |
abgeben dürfen. Ein solches Format abzusagen, lässt die AfD ein Stück weit | |
gewinnen. | |
1 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lilly Schröder | |
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