| # taz.de -- Regionalwahlen in Katalonien: Enttäuschung für Carles Puigdemont | |
| > Die Unabhängigkeitsparteien in Katalonien erreichen keine Mehrheit mehr | |
| > im Regionalparlament. Ein Erfolg für Spaniens Regierungschef Sánchez. | |
| Bild: Wahlsieger: Sozialist Salvador Illa gewinnt die Regionalwahlen in Katalon… | |
| Madrid taz | Katalonien lässt den „Procés“, den Weg zur Unabhängigkeit, | |
| hinter sich. Bei den vorgezogenen Wahlen zum Autonomieparlament gewannen am | |
| Sonntag die auch in Gesamtspanien regierenden Sozialisten unter dem | |
| Spitzenkandidaten und [1][einstigen spanischen Gesundheitsminister] | |
| Salvador Illa mit deutlichem Vorsprung. Die Unabhängigkeitsparteien, die | |
| 2017 eine Referendum über die Loslösung von Spanien abhielten, erreichen | |
| nicht mehr die Mehrheit im neuen Parlament. | |
| Der im Exil lebende Carles Puigdemont, [2][der auf eine Rückkehr an die | |
| 2017 nach der Absetzung durch Madrid verlorene Autonomieregierung hoffte,] | |
| hat damit keinerlei Chancen, der Region im Nordosten Spaniens rund um | |
| Barcelona erneut vorzustehen. Zwar verbesserte seine „Gemeinsam für | |
| Katalonien (Junts) ihr Ergebnis deutlich, doch brach die Republikanische | |
| Linke Kataloniens (ERC) völlig ein. Deren Spitzenkandidat und bisherige | |
| katalanische Regierungschef Pere Aragonès hatte die Wahlen vorgezogen, | |
| nachdem seine Minderheitsregierung an den Haushaltsverhandlungen | |
| gescheitert war. | |
| „Heute beginnt eine neue Etappe für Katalonien“, erklärte der Sozialist | |
| Illa vor begeisterten Anhängern in der Wahlnacht. Seine PSC erzielte 28 | |
| Prozent der Stimmen und damit 42 der 135 Sitze. Das sind 9 mehr als 2021. | |
| Die zweitplatzierte Junts (21,6 Prozent) liegt mit 35 Abgeordneten – 3 mehr | |
| als 2021 – deutlich dahinter. „Es ist an den Sozialisten, diese neue Etappe | |
| zu leiten“, fügte Illa hinzu, er werden für alle Katalanen regieren, „egal | |
| was sie denken“, fügte er hinzu. Bereits heute will Illa Verhandlungen mit | |
| anderen Parteien aufnehmen, um die Parlamentsmehrheit von 68 Abgeordneten | |
| hinter sich zu vereinigen. | |
| Leicht wird das nicht. Als natürlicher Partner bietet sich nur die | |
| linksalternativen Comuns an. Und die bringt nur 6 Abgeordnete, 2 weniger | |
| als 2021, mit. Für eine Mehrheit wäre deshalb ERC notwendig. Diese erzielte | |
| nur 13,7 Prozent der Stimmen und verlor 13 der bisher 33 Sitze. | |
| Spitzenkandidat Aragonès kündigte in der Wahlnacht an, die ERC werde in die | |
| Opposition zu gehen und sich an keinerlei Regierung beteiligen. Der | |
| bisherige Regierungschef sprach von „persönlicher Verantwortung“. Am Montag | |
| kündigte er seinen Rückzug aus der Politik an. | |
| ## Großer Erfolg für Spaniens Regierungschef Sánchez | |
| Zumindest rechnerisch hätte auch ein Bündnis der Sozialisten mit Junts eine | |
| Mehrheit. Doch sind beide Parteien politisch weit auseinander. | |
| Junts-Spitzenkandidat Puigdemont sprach in der Wahlnacht angesichts des | |
| Verlustes der Parlamentsmehrheit der Verfechter der Unabhängigkeit | |
| Kataloniens von einer Strategie „der spanischen Assimilierung“, die | |
| gewonnen hätte. | |
| Illa ist für Puigdemont neben den spanischen Rechtsparteien, der | |
| rechtsextremen VOX mit 11 und der konservativen Partido Popular (PP) mit 15 | |
| Sitzen einer deren Protagonisten. Die PP erreichte 12 Sitze mehr als noch | |
| 2021. Ein Teil der Zugewinne kommt aus dem Lager der rechtsliberalen | |
| Ciutadans (Bürger), die nicht mehr im neuen Parlament vertreten sind. | |
| Puigdemont ging sogar so weit, die Regierung für sich zu beanspruchen. Wie | |
| er das angesichts des neuen Parlaments mit nur 61 Abgeordneten aus vier | |
| unterschiedlichen Unabhängigkeitsparteien erreichen will, erklärte er | |
| nicht. Neben Junts und ERC erreichte die antikapitalistische CUP 4 Sitze, 5 | |
| weniger als 2021, und die rechtsextreme Aliança Cat zieht erstmals mit 2 | |
| Vertretern ins neue Parlament ein. | |
| Der sozialistische Spitzenkandidat Illa hatte bereits bei den | |
| Autonomiewahlen im Februar 2021 die meisten Stimmen bekommen. Jedoch wurde | |
| er nicht Autonomiepräsident, weil Junts, ERC und CUP zusammen mit 74 Sitzen | |
| eine deutliche Mehrheit hatten. ERC regierte zuerst in Koalition mit Junts | |
| und dann allein. | |
| Für den spanischen Regierungschef Pedro Sánchez ist der Sieg seines | |
| Parteikollegen und ehemaligen Ministers Illa ein großer Erfolg. Er spricht | |
| seit Jahren von der Aussöhnung mit Katalonien. Zuerst begnadigte er | |
| Unabhängigkeitspolitiker und -aktivisten, die wegen der Abhaltung des | |
| Unabhängigkeitsreferendums 2017 zu bis zu 13 Jahren Haft verurteilt worden | |
| waren. Dann einigte er sich mit ERC und Junts auf eine [3][Amnestie] für | |
| Hunderte, die ebenfalls richterlich verfolgt werden oder wurden, darunter | |
| auch Puigdemont. Die Amnestie wird voraussichtlich Ende des Monats in Kraft | |
| treten. Das Amnestiegesetz sicherte der Linkskoalition unter Sánchez, die | |
| in Minderheit regiert, die nötige Unterstützung im Madrider Parlament. | |
| 13 May 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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