# taz.de -- Klinik-Spezialisierungen in Deutschland: Der Zufall operiert | |
> Würden Sie Ihr Kind von einem Chirurgen behandeln lassen, der das nur | |
> einmal im Jahr macht? Bei seltenen Fehlbildungen passiert das immer | |
> wieder. | |
Rostock taz | Die Zimmerdecke über der Behandlungsliege ist himmelblau. | |
Aber der kleine Junge schaut nicht zur Decke, sondern auf die Hände der | |
Ärztin. Keine zwei Jahre ist er alt und lag schon oft auf solchen Liegen. | |
„Lass mich mal gucken, mein Schatz“, sagt die Rostocker Kinderchirurgin | |
Stefanie Märzheuser und zieht Henry* vorsichtig die Hose aus. Der Kleine | |
jammert. „Sieht doch schon viel besser aus, dein Poloch“, sagt Märzheuser | |
mit Blick auf die wunde Stelle. | |
Henry wurde ohne Analöffnung geboren. Betroffen ist eins von 4.000 | |
Neugeborenen, rund 200 Kinder kommen jährlich in Deutschland mit | |
Analatresie auf die Welt – eine sehr seltene Fehlbildung also. Henry wurde | |
schon mehrfach operiert. Das allein ist nicht ungewöhnlich bei komplexen | |
Fehlbildungen. Aber nach der Operation in einer anderen Klinik gab es | |
Komplikationen, die neue Analöffnung sitzt nicht an der richtigen Stelle. | |
„Dieser Fall“, sagt Märzheuser, „ist ein eindrückliches Beispiel, warum | |
Erfahrung bei der Behandlung seltener Erkrankungen so wichtig ist“. | |
Analatresie ist eine von vielen komplexen Fehlbildungen, die bei Kindern | |
bald nach der Geburt operiert werden müssen. Ob am Darm oder der | |
Speiseröhre, der Blase oder dem Zwerchfell: All diese Korrektureingriffe | |
werden höchstens ein paar hundert Mal im Jahr durchgeführt. Oft wird die | |
Fehlbildung erst nach der Geburt erkannt und direkt in der Klinik operiert, | |
in der das Kind auf die Welt gekommen ist. Nicht die Erfahrung der | |
behandelnden Mediziner*innen entscheidet über die Verteilung der | |
Kinder. Sondern der Zufall. | |
Weil es so wenige Fälle sind, gibt es viele Krankenhäuser, die Kinder mit | |
Analatresie und anderen seltenen Fehlbildungen nur einmal im Jahr operieren | |
– oder noch seltener. Diese „Gelegenheitseingriffe“, sind ein Problem –… | |
sagen Vertreter*innen der Eltern, der Krankenkassen und aus der | |
Gesundheitspolitik. „Schwere, angeborene Fehlbildungen werden zu oft von | |
Personen operiert, die dafür nicht optimal qualifiziert sind“, heißt es zum | |
Beispiel vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung. | |
In der Rostocker Kinderklinik trägt Stefanie Märzheuser den Arztkittel | |
offen über der Jeans, die rosa-weiß karierte Bluse ist locker | |
zusammengeknotet. Seit 2022 ist sie hier Direktorin der Kinderchirurgie, | |
vorher war sie Oberärztin an der Berliner Charité. Kurz nachdem sie die | |
Stelle in Rostock angenommen hatte, da sei ein Kind mit Fehlbildung am | |
Gallengang eingeliefert worden. „Alle schauten mich an: ‚Das können Sie | |
doch bestimmt auch‘, erzählt Märzheuser. „Es ist schwer, dann zu sagen, | |
nein, da bin ich keine Expertin.“ Aber genau das sei notwendig. | |
Märzheuser ist Expertin für die Behandlung seltener Darmfehlbildungen, | |
Hunderte Kinder hat sie operiert. Familien aus Polen, Libyen, Bangladesch | |
kommen zu ihr. „Mein zweiter Vorname ist Darm“, sagt sie leise und grinst | |
dabei. | |
Der kleine Henry hat sich inzwischen beruhigt und fährt ein rotes | |
Spielzeugauto über den grauen PVC-Boden im Behandlungszimmer. Gleich links | |
neben der Tür hängt ein Waschbecken. Auf dem Schreibtisch vor dem Fenster | |
hocken ein Plüschfrosch, eine Eule und ein vielbespielter schlapper Esel. | |
Auf dem Fensterbrett stehen Fotos von Kindern und Karten von Eltern. | |
„Vielen Dank für ein besseres Leben“, ist auf einer geschrieben. Über | |
Märzheusers Stuhl hängt ein Fußballschal. Den hat sie von einem | |
Jugendlichen – als Dank für ein Leben ohne Stuhlinkontinenz. | |
Die Chirurgin spricht mit Henrys Mutter, die sich schwere Vorwürfe macht. | |
Warum ist sie nicht früher in eine andere Klinik gegangen? In eine, die | |
mehr Erfahrung hat? „Gehen Sie über die Station“, sagt Märzheuser, | |
„unterhalten Sie sich mit anderen Eltern, Sie sind nicht die Einzige.“ Sie | |
spricht mit ihr in einfachen Worten über komplizierte Dinge: innere und | |
äußere Schließmuskel, Spülungen, die den Darm trainieren sollen. „Wir | |
müssen arbeiten“, sagt Märzheuser. Die Korrektur-Operation, „der neue | |
Popo“, werde erst der Anfang sein. | |
„Wird er irgendwann seinen Stuhl halten können?“, fragt die Mutter | |
hoffnungsvoll. Märzheuser beugt sich zu ihr: „Ich weiß, was Sie gern hören | |
würden, und ich würde es gern sagen. Aber wenn es dann nicht stimmt, dann | |
ist das nicht gut.“ Sie könne gut operieren, aber nicht zaubern. „Es ist | |
eine Fehlbildung, es fehlt etwas“, sagt sie der Mutter. Ob die Aussichten | |
ohne die vorherigen Eingriffe besser wären, darüber spekuliert Märzheuser | |
nicht. „Oft sind die Eltern ohnehin schon traumatisiert“, sagt sie, als der | |
kleine Henry nach einer halben Stunde aus der Tür ist. | |
Viele dieser Eltern erfahren erst über Selbsthilfevereine, dass es einen | |
Unterschied macht, wo ihr Kind behandelt wird. Für Kinder mit Fehlbildungen | |
an Darm und Anus hat sich vor 35 Jahren der Verein SoMA gegründet. Heute | |
vertritt er über 1.200 Betroffene und deren Eltern. Weil die | |
Versorgungslücken so groß sind, ist der Verein auch politisch aktiv. | |
Meist hätten die Eltern, in einer emotionalen Notlage kurz nach der Geburt, | |
weder Wissen noch Kraft, kritisch nachzufragen, erzählt Miriam Wilms von | |
SoMA. Sie wollten und müssten erst einmal den Behandelnden vertrauen. „In | |
diesem Moment des Schocks der Diagnose lassen Sie Ihr Kind doch nicht gegen | |
den Rat des Kinderchirurgen verlegen“, sagt Wilms und spricht aus | |
Erfahrung. Sie ist selbst Chirurgin, ihr inzwischen 4 Jahre alter Sohn kam | |
mit einer Fehlbildung am Anus und am Herzen zur Welt. Beides musste zügig | |
nach der Geburt versorgt werden, und die Qualitätsunterschiede seien immens | |
gewesen. | |
Rund 3.000 Kinder werden im Jahr mit einem Herzfehler geboren, der operiert | |
werden muss. In der Regel werden sie in einem der bundesweit 21 Herzzentren | |
versorgt. Bei den seltenen Fehlbildungen an anderen Organen ist das | |
Verhältnis viel ungünstiger. Beispiel Fehlbildung am Anus: Ein paar hundert | |
Kinder verteilen sich laut SoMA auf 115 Kliniken. Gerade mal 25 dieser | |
Kliniken operieren fünf oder mehr Kinder im Jahr. Rund 50 der 115 | |
operierenden Kliniken behandeln nur ein oder zwei Kinder – in drei Jahren. | |
„Außer bei ganz schwierigen Fällen wird so gut wie nie verlegt“, sagt | |
Wilms. Obwohl die meisten Kinder inzwischen gut stabilisiert werden könnten | |
und eine sofortige Operation nicht notwendig ist. Es gebe auch kaum | |
Spezialisierungen, wie sie in der Erwachsenenmedizin üblicher sind. | |
„Kinderchirurgen operieren häufig alles, ihre Patienten haben nur eine | |
Gemeinsamkeit: Sie sind unter 18“, sagt Wilms. Dabei könne gerade bei den | |
vermeintlich einfachen Eingriffen so viel schiefgehen. Die erneuten | |
Operationen seien dann umso komplizierter. Wenn die Eltern die Selbsthilfe | |
kontaktierten, sei die erste Operation in der Regel schon gelaufen. „Das | |
System ist hier in der Verantwortung“, sagt Wilms. | |
In Rostock kündigt Märzheusers Assistentin nach zwei Stunden Sprechstunde | |
einen besonderen Patienten an. Eigentlich behandelt Märzheuser nur Kinder. | |
Aber der Mann, der jetzt draußen vor der Tür sitzt, ist Mitte 50. Er wurde | |
Ende der 1960er Jahre mit Morbus Hirschsprung geboren, eine seltene | |
Fehlbildung am Darm. Über die Selbsthilfe hat er von den Fortschritten in | |
der Behandlung erfahren, deswegen ist er jetzt hier. | |
„Ich wusste 50 Jahre lang nicht, dass das noch jemand anderes hat als ich“, | |
sagt der Mann, den wir hier Konrad Förster* nennen. Bei Morbus Hirschsprung | |
fehlen die Ganglienzellen, Nervenzellen im Darm, ohne die der Stuhl nicht | |
bis zum Ausgang transportiert werden kann. Bei einem totalen Morbus | |
Hirschsprung ist der ganze Dickdarm betroffen, ohne Operation folgt der | |
Darmverschluss. Förster ist einer der wenigen „Alten“ mit dieser | |
Fehlbildung. In den 1960ern sind die meisten Babys mit totalem Morbus | |
Hirschsprung gestorben. So wie der ältere Bruder von Förster, der nur | |
wenige Monate alt wurde. | |
Förster hat sich eingerichtet: mit den Narben, die seinen Bauch | |
durchfurchen – damals hat man noch nicht über den Anus operiert, sondern | |
den ganzen Bauch aufgeschnitten. Mit einer Toilettenroutine, die seinen | |
ganzen Tagesrhythmus bestimmt. „Wir können den Darm durch Spülen | |
trainieren“, erzählt ihm Märzheuser. Das bedeutet: irgendwann nur noch ein | |
Stuhlgang am Tag, mehr Freiheit. „Auch die Narben können wir noch hübsch | |
machen“, sagt die Chirurgin, nachdem sie Konrad Förster untersucht hat. Er | |
will es sich überlegen. „Falls Sie die Narben-OP machen“, sagt Märzheuser | |
zum Abschied, „dann sagen Sie Bescheid, ich komme dazu.“ | |
Als Konrad Förster aus der Tür ist, erzählt die Chirurgin von einer Zeit, | |
in der es noch sehr viele Komplikationen bei der Operation von Morbus | |
Hirschsprung gab. Die Patient*innen wurden inkontinent, nicht selten | |
ein entsetzliches Wundsein über Jahre hinweg, ein Krankenhausdasein in | |
einer Zeit, in der die Eltern einmal in der Woche für eine Stunde zu Besuch | |
kommen konnten. | |
Die Zeiten und Möglichkeiten haben sich geändert. Aber Komplikationen gibt | |
es bis heute, trotz aller Fortschritte. Unter anderem, weil so schwer zu | |
diagnostizieren ist, welcher Teil des Darms noch funktioniert, und weil ein | |
Morbus Hirschsprung ganz anders operiert werden muss als andere | |
Darmerkrankungen. Weil zu früh operiert wird und eben von Chirurg*innen, | |
die so einen Fall einmal im Jahr sehen. | |
Noch heute gibt es immer wieder Leidenswege mit vielen Operationen. Ein | |
Vierjähriger, schon 18-mal operiert, bevor er zu ihr kam; ein | |
Anderthalbjähriger, 12-mal operiert: Märzheuser weiß noch die Namen, | |
erinnert die Geschichten. Die Kinder selbst haben keine bewussten | |
Erinnerungen an die schmerzvollen ersten Jahre. „Aber die Mütter weinen, | |
wenn sie davon erzählen“, sagt die Kinderchirurgin. | |
Es gibt Zertifizierungen für Kliniken – auch für die Behandlung von Morbus | |
Hirschsprung und anderen Fehlbildungen. Aber sie sind freiwillig und | |
machten vor allem die guten Kliniken noch besser, sagt Miriam Wilms von | |
SoMA. „Die Gelegenheitsversorger werden dadurch nicht davon abgehalten, | |
weiter zu operieren.“ Bei Gelegenheitsversorgung könne keine Arbeitsroutine | |
und ausreichende Erfahrung entstehen, mögliche Komplikationen würden häufig | |
zu spät erkannt. Die notwendigen Nachsorgeprogramme anzubieten lohne sich | |
nicht. Anders als in der Herzchirurgie misst sich der Erfolg der Behandlung | |
bei diesen Fehlbildungen nicht vor allem im kurzfristigen Überleben. | |
Sondern in langfristigen Parametern der Lebensqualität – Stuhl- oder | |
Harninkontinenz, Sexualfunktionsstörungen. Deshalb lasse sich die Qualität | |
der Kliniken schwerer vergleichen, sagt Wilms. | |
„Das Einzige, was gegen Gelegenheitseingriffe hilft, sind gesetzliche | |
Maßnahmen“, sagt die Vertreterin der Selbsthilfe. Das Ziel von SoMA: eine | |
Zentralisierung der Behandlungen in wenigen, besonders erfahrenen Kliniken. | |
So dass Kinder, die mit Analatresie oder Morbus Hirschsprung geboren | |
werden, künftig nur noch dort operiert werden, wo es zum Beispiel | |
mindestens fünf Fälle im Jahr gibt. Die Hoffnungen sind groß, dass die | |
Krankenhausreform dazu beitragen kann. | |
„Durch eine Konzentration von Leistungen in spezialisierten Kliniken und | |
eine dadurch gesteigerte Behandlungsqualität könnten viele Lebensjahre | |
gerettet und Todesfälle sowie unnötige Revisionsoperationen vermieden | |
werden“, heißt es dazu passend im [1][Entwurf der | |
Krankenhausfinanzierungsreform aus dem Bundesgesundheitsministerium, der | |
seit April vorliegt]. Tatsächlich ist Zentralisierung eines der | |
wesentlichen Ziele der Reform, um die seit über einem Jahr gerungen wird. | |
Komplexe Eingriffe sollen nur noch dann bezahlt werden, wenn sie in dafür | |
besonders ausgestatteten Krankenhäusern stattfinden. Denn | |
Gelegenheitseingriffe sind auch in anderen Bereichen der Medizin ein | |
Problem: beim Einsatz künstlicher Kniegelenke, bei Wirbelsäulenoperationen | |
und Krebsbehandlungen zum Beispiel. [2][Bundesgesundheitsminister Karl | |
Lauterbach] (SPD) betont gern, dass im europäischen Vergleich Deutschland | |
zwar ein Spitzenreiter sei bei den Kosten fürs Gesundheitswesen, aber nur | |
Mittelmaß in der Qualität. | |
In den kommenden Tagen soll im Kabinett über die | |
Krankenhausfinanzierungsreform beraten werden. Im Hintergrund kämpfen die | |
Bundesländer und Lobbyverbände um mehr Mitbestimmung. Mehr Zentralisierung | |
bei komplexen Eingriffen wollen sie offiziell alle, aber über die Details | |
gibt es erbitterten Streit: Wie konkret sollen die Vorgaben für die | |
Qualität sein, welche Ausnahmen sollen gelten und wer zahlt für die | |
Umbaukosten des Systems? | |
Was die Reform nun für die Kinder mit seltenen Fehlbildungen bringen wird? | |
Zu derart detaillierten Fragen werde man sich im laufenden Verfahren nicht | |
äußern, heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Bis zum Sommer will | |
Karl Lauterbach das Reformgesetz durch den Bundestag bringen. „Zum | |
aktuellen Zeitpunkt ist völlig unklar, ob und wie die Reform die besondere | |
Situation von Kindern mit Fehlbildungen in Deutschland verbessert“, sagt | |
Miriam Wilms von SoMA. Das komme auf die genaue Gestaltung der | |
Qualitätskriterien an, vor allem auf die Verankerung einer Mindestfallzahl | |
pro Klinik. | |
Auch das bereits verabschiedete Transparenzgesetz ist Teil der großen | |
Krankenhausreform: [3][In einem Klinikatlas sollen ab 16. Mai Fallzahlen | |
und Komplikationen je nach Eingriff und Klinik für alle einsehbar | |
veröffentlicht werden.] Auch hier ist noch unklar, ob Angaben zu den | |
seltenen Fehlbildungen veröffentlicht werden. Wenn ja, dann könnten Eltern | |
immerhin schon einmal vergleichen, wie viel Erfahrung die Kliniken mit dem | |
jeweiligen Eingriff haben. | |
Falls die Krankenhausreform die seltenen Fehlbildungen nicht ausreichend | |
berücksichtigt, setzt die Selbsthilfe auf eine Alternative: Das oberste | |
Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, der Gemeinsame | |
Bundesausschuss, kann gesetzliche Mindestmengen festlegen, an die alle | |
Krankenhäuser gebunden sind. So dürfen zum Beispiel komplexe Eingriffe an | |
der Speiseröhre bei Erwachsenen nur noch in Kliniken mit mindestens 26 | |
Fällen im Jahr operiert werden. Auch für Gelenkersatz und einzelne | |
Krebsbehandlungen gibt es bereits solche verbindlichen Mindestmengen. Um | |
über die Festlegung einer neuen Mindestmenge zu beraten, brauche es | |
Hinweise aus der Versorgung und Studien, die den Zusammenhang zwischen | |
Fallzahl und Qualität klar belegen, heißt es vom Gemeinsamen | |
Bundesausschuss. Aktuell seien keine Verfahren zu seltenen Fehlbildungen | |
wie Analatresie und Morbus Hirschsprung geplant. | |
Bei der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie, die die Interessen der | |
Kinderchirurg*innen vertritt, ist man skeptisch – sowohl was die | |
Auswirkungen der Klinikreform als auch von gesetzlichen Mindestmengen | |
betrifft. Zwar spricht sich auch die Fachgesellschaft „für eine | |
Zentralisierung seltener Erkrankungen“ aus, wie Präsidentin Barbara | |
Ludwikowski betont. Auch eine schrittweise Einführung von Mindestmengen sei | |
denkbar. Aber wenn auf einmal nur noch wenige Kliniken bestimmte Eingriffe | |
operieren dürften, dann würden diese Einrichtungen den Ansturm der | |
Patient*innen nicht bewältigen können. Auf die Frage nach der | |
Notwendigkeit von Spezialisierungen heißt es von der Fachgesellschaft: Ein | |
geübter Kinderchirurg könne durchaus auch verschiedene Fehlbildungen sehr | |
gut operieren. | |
Bei SoMA ist man trotz aller Ungewissheit optimistisch, was die | |
Veränderungen in der Fehlbildungschirurgie betrifft: Seit 20 Jahren kämpfe | |
der Verein für mehr Zentralisierung. Aber die Chance, etwas zu ändern, sei | |
noch nie so groß wie jetzt gewesen. Eine Zentralisierung, sagt Miriam | |
Wilms, werde letztlich allen nutzen: den betroffenen Kindern und Eltern | |
zuallererst, und das sei das Wichtigste. Aber auch einer neuen Generation | |
spezialisierter Kinderchirurg:innen. | |
An der Tür von Stefanie Märzheuser in Rostock klopft es. Davor sitzt auf | |
einer Bank ein Mädchen, 4 Jahre alt, mit seinen Eltern. Sie wollen nur | |
schnell Hallo sagen, und Danke. „Seit Anfang des Jahres müssen wir nicht | |
mehr spülen, keine Windel mehr“, sagt die Mutter. „You made my day“, ruft | |
Märzheuser begeistert. Immer wenn solche Nachrichten kommen, „dann weiß | |
ich, warum ich das mache und manchmal nachts nicht schlafe“. | |
*Namen der Patienten wurden geändert | |
8 May 2024 | |
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[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/gesetze-und-verordnunge… | |
[2] /Karl-Lauterbach-zu-Krankenhausreform/!5974864 | |
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## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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