# taz.de -- Scholz, Tusk und Macron in Berlin: Mehr Waffenkäufe gegen Putin | |
> Das Weimarer Dreieck will wieder als politischer Akteur auf die Bühne. | |
> Die Regierungschefs bemühen sich um fast wortgleiche Sätze zur Ukraine. | |
Bild: Vereint für die Freiheit der Ukraine: Präsident Macron, Bundeskanzler S… | |
Berlin taz | Er habe „böse Gerüchte gehört, dass es Streit“ zwischen den | |
Regierungen in Paris, Berlin und Warschau über die Ukraine-Politik gebe, | |
sagt Donald Tusk am Freitagnachmittag in Berlin. Nichts davon sei wahr. Der | |
Beweis sei ja, dass er hier mit Emmanuel Macron und Olaf Scholz stehe. | |
Einigkeit überall. Das Treffen des Weimarer Dreiecks ist in der Tat etwas | |
Besonderes: Die inzwischen ehemalige [1][EU-skeptische nationalistische | |
PiS-Regierung] hatte die Paris-Berlin-Warschau-Connection unterbrochen. Nun | |
verkündeten die drei Staatenlenker bei ihrem ersten Treffen als Weimarer | |
Dreieck seit langem auch konkrete Pläne. | |
Man werde Waffen für Kiew auf dem Weltmarkt kaufen, mehr Waffen produzieren | |
und nach Kiew liefern und die eingefrorenen Vermögenswerte der russischen | |
Zentralbank nutzen, um Waffenkäufe zu finanzieren. Außerdem werde man eine | |
„neue Fähigkeitskoalition für weitreichende Raketenartillerie“ gründen, … | |
Scholz. Diese Ideen sind nicht ganz neu. Aber offenbar wollen die drei sie | |
jetzt umsetzen. | |
Die beiden Botschaften, die Tusk, Macron, Scholz senden wollen, lauten: Das | |
Weimarer Dreieck ist wieder da. Und: Man will, so Scholz und Macron fast | |
wortgleich, „alles tun, damit die Ukraine nicht verliert“. | |
## Giftpfeile Richtung Berlin | |
Die bösen Gerüchte, die Tusk beiseite schieben wollte, sind natürlich mehr | |
als das. Es hat zwischen Paris und Berlin in Sachen Ukraine-Politik in den | |
letzten Wochen mehr als geknirscht. | |
Der Vorstoß von Macron, [2][der NATO-Bodentruppen in der Ukraine | |
keinesfalls ausschließen wollte], kam für Berlin doch ziemlich | |
überraschend. Frankreich hat bisher 1,7 Milliarden Euro für die Ukraine | |
locker gemacht, Deutschland 15 Mal so viel. | |
In der Bundesrepublik gab es nach Putins Überfall auf Kiew erbitterte | |
Debatten, was man falsch gemacht haben könnte – in Frankreich war der Krieg | |
lange ein Thema neben vielen anderen. In Deutschland leben mehr als 1,2 | |
Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine, viele mit Bürgergeld-Unterstützung, | |
in Frankreich ein paar Zehntausend. | |
Dass Macron in Richtung Berlin danach auch noch posaunte, man dürfen nicht | |
feige sein, war der zweite, nicht minder verwunderliche Giftpfeil Richtung | |
Kanzleramt. | |
## Keine direkte Kriegsbeteiligung | |
Was Macron antreibt, ist nicht ganz klar zu erkennen. Möglicherweise der | |
Versuch, die Putin-freundliche Marine Le Pen mit Blick auf die Europawahl | |
in die Defensive zu bringen. Vor allem aber scheint Macron die Idee der | |
„strategischen Ambiguität“ zu verfolgen: Man müsse Putin im Unklaren halt… | |
und ihn verunsichern. | |
[3][Kanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden folgen einer anderen | |
Linie] – Waffenlieferung für Kiew, aber ein rote Linie bei direkter | |
Kriegsbeteiligung. Und: keine Eskalation. Im Kanzleramt findet man den | |
Pariser Mix – Feigheitsvorwürfe, wüste Szenarien über Nato-Bodentruppen in | |
der Ukraine, aber leider gar kein Geld für Kiew – etwas befremdlich. | |
Macron lässt in Berlin im Nebensatz einfließen, man werde natürlich nichts | |
tun, „um zu eskalieren“. Eine Andeutung, dass die Bodentruppen-Rhetorik | |
vielleicht eben vor allem das ist: Rhetorik. | |
Am Ende der knappen Statements fasst der Kanzler Macron und Tusk an den | |
Händen und lächelt beseelt in die Kameras. Man werde Kiew so lange | |
unterstützten, wie es nötig sei, sagt er. „Unsere Einheit ist unsere | |
Stärke“. Im Frühsommer treffen sich Macron, Tusk und Scholz in Warschau. | |
15 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Oppositionsdemo-in-Polen/!5985180 | |
[2] /Frankreich-ueber-Bodentruppen/!5992162 | |
[3] /Hofreiter-ueber-Scholz-Ukraine-Politik/!5995425 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Olaf Scholz | |
Emmanuel Macron | |
Donald Tusk | |
Waffenlieferung | |
GNS | |
Polen | |
Polen | |
Militär | |
Schwerpunkt Zwei Jahre Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Emmanuel Macron | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommunalwahlen in Polen: Große Kluft zwischen Stadt und Land | |
Bei den Regional- und Kommunalwahlen zeigt sich die Spaltung: Auf dem Land | |
gewinnt die PiS, in den Städten die Mitte-links-Regierungskoalition. | |
100 Tage Donald Tusk: Durchwachsene Bilanz in Polen | |
100 Maßnahmen sollten es werden, doch Polens Präsident Duda blockiert. | |
Enttäuscht sind vor allem Polinnen bei ihrem Kampf um reproduktive Rechte. | |
Ukraine-Treffen in Ramstein: Mehr Bundeswehr-Munition für Kyjiw | |
In Ramstein kündigt Pistorius die Lieferung weiterer Granaten und | |
Panzerfahrzeuge an. USA: Freie Welt wird nicht zulassen, dass die Ukraine | |
verliert. | |
Debatte über Ende des Ukraine-Kriegs: Mützenich kann es nicht lassen | |
Der SPD-Fraktionschef hält an seinen umstrittenen Äußerungen zum Einfrieren | |
des Kriegs in der Ukraine fest. Er erklärt aber, was er nicht gemeint hat. | |
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Tote bei Angriffen auf Belgorod | |
Nach ukrainischen Drohnenattacken stehen zwei russische Ölraffinerien in | |
Flammen. Italien fordert eine klare Strategie der EU-Staaten im Umgang mit | |
dem Kreml. | |
Szenarien nach dem Ukrainekrieg: Exit-Optionen – bitte durchdacht | |
Es darf kein Tabu sein, Ideen für einen Waffenstillstand durchzugehen. Aber | |
die Fehler von 2014 dürfen nicht wiederholt werden. | |
Bodentruppen für die Ukraine?: Macron lenkt nur ab | |
Frankreichs Präsident zeichnet ein brandgefährliches Szenario. Stattdessen | |
sollte das Land seine kläglichen Waffenhilfen für die Ukraine endlich | |
ausweiten. | |
Hofreiter über Scholz’ Ukraine-Politik: „Eine schwere Fehleinschätzung“ | |
Grünen-Militärexperte Anton Hofreiter kritisiert, Olaf Scholz sei zu | |
nachsichtig gegenüber Russland. Deutschland müsse der Ukraine das | |
Taurus-System liefern. |