| # taz.de -- Debatte über Ende des Ukraine-Kriegs: Mützenich kann es nicht las… | |
| > Der SPD-Fraktionschef hält an seinen umstrittenen Äußerungen zum | |
| > Einfrieren des Kriegs in der Ukraine fest. Er erklärt aber, was er nicht | |
| > gemeint hat. | |
| Bild: Mützenich erklärt sich vor der Fraktionssitzung | |
| Berlin | taz Er werde den Begriff weiter benutzen, so SPD-Fraktionschef | |
| Rolf Mützenich. „Tut mir leid, ich kann es nicht lassen.“ Konkret geht es | |
| um die Worte des Politikers während der Debatte über | |
| Taurus-Marschflugkörper am Donnerstag vergangener Woche im Bundestag. | |
| [1][In seiner Rede hatte Mützenich die Frage] aufgeworfen: „Ist es nicht an | |
| der Zeit, dass wir nicht nur darüber reden, wie man einen Krieg führt, | |
| sondern auch darüber nachdenken, wie man einen Krieg einfrieren und später | |
| auch beenden kann?“ | |
| Der Begriff „Einfrieren“ war auf viel Kritik gestoßen, [2][selbst | |
| Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) distanzierte sich davon]. Er | |
| hätte sich das Wort nicht zu eigen gemacht, so Pistorius am Dienstag im | |
| Deutschlandfunk. | |
| Am Nachmittag der Fraktionssitzung erklärte Mützenich bei der | |
| traditionellen, diesmal jedoch außergewöhnlich gut besuchten | |
| Pressekonferenz, was er nicht gemeint habe: Es gehe nicht darum, der | |
| Ukraine eine Frieden zu diktieren oder die militärische Unterstützung in | |
| Frage zu stellen. „Wir unterstützen den Verteidigungskampf der Ukraine auf | |
| der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen“, so Mützenich. Das sei | |
| unverbrüchlich. | |
| Er wolle „lediglich die Debatte ergänzen, wenn es die Gelegenheit gibt, | |
| Fenster zu nutzen für lokale Waffenruhen oder humanitäre Feuerpausen“. | |
| Zurzeit sehe er diese Gelegenheit wegen Präsident Putin noch nicht. Er | |
| finde es jedoch erschöpfend, „dass nur eine Debatte über Waffen geführt | |
| wird“ und wolle die Debatte ergänzen und diejenigen ermutigen, die noch | |
| Einfluss hätten, etwa Brasilien, Südafrika oder China. „Außen- und | |
| Sicherheitspolitik ist mehr als die Lieferung von Waffen“, so Mützenich. | |
| ## SPD übt sich in strategischer Ambiguität | |
| Also der Ukraine weiter Waffen liefern und gleichzeitig laut über eine | |
| Waffenruhe nachdenken? So richtig ist noch immer nicht klar, wie Mützenich | |
| seine Äußerungen wirklich gemeint habe könnte. Damit übt sich der | |
| SPD-Fraktionschef bewusst oder unbewusst in strategischer Ambiguität. | |
| In der SPD seien seine Äußerung auf breite Zustimmung gestoßen, sagten | |
| Abgeordnete vor der Sitzung. „Wenn die Leute das Gefühl haben, wenn wir | |
| über Frieden reden, müssen wir uns an die Populisten wenden, na dann gute | |
| Nacht“, sagte etwa Ralf Stegner mit Verweis auf das Bündnis Sahra | |
| Wagenknecht. SPD- Verteidigungspolitiker Andreas Schwarz erklärte, die | |
| Debatte lenke von den wirklich wichtigen Dingen ab: „Wir müssen uns jetzt | |
| wieder auf das konzentrieren, was wirklich Priorität hat, nämlich wie man | |
| der Ukraine mehr Munition liefern kann.“ | |
| Auch Mützenich selbst versuchte am Dienstag andere Prioritäten zu setzen. | |
| Er kritisierte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes | |
| Strack-Zimmermann (FDP) mit scharfen Worten wegen [3][des Leaks im | |
| Verteidigungsaussschuss über die Zieldaten der Taurus-Marschflugkörper]. | |
| Sie habe geheime Informationen nicht direkt an die Abgeordneten | |
| weitergegeben, sondern zugelassen, dass dies in einer Sitzung mit 105 | |
| Teilnehmern geschah, so Mützenich. Strack-Zimmermann habe es nicht | |
| geschafft, eine „geheime Sitzung so geheim zu halten, wie es erforderlich | |
| gewesen wäre“. | |
| Die Union ist jedoch wild entschlossen, die Debatte über das „Einfrieren“ | |
| fortzusetzen und Mützenichs Äußerungen am Mittwoch zum Thema in der | |
| Aussprache nach der Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz zu | |
| machen. „Der Vorschlag hat nicht nur in der Koalition breites Entsetzen | |
| ausgelöst, sondern im Land, in Europa und in der internationalen Presse“, | |
| sagte Unionsfraktionschef Friedrich Merz am Dienstag seinerseits vor der | |
| Sitzung seiner Fraktion. „Offensichtlich fällt ein großer Teil der SPD in | |
| die alte Naivität gegenüber Russland zurück.“ | |
| 19 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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