| # taz.de -- Gehaltszulage bei freien Trägern: Der Senat macht Purzelbäume | |
| > Schwarz-Rot hatte freien Trägern die Hauptstadtzulage zugesichert und | |
| > dann zurückgezogen. Die AWO legt nun ihre Arbeit nieder. | |
| Berlin taz | Es sei eine „Ohrfeige“ für Menschen, die mit Menschen | |
| arbeiteten, sagt Robert Ziegler am Montagmorgen. Er leitet die von der | |
| Arbeiterwohlfahrt und dem Internationalen Bund betriebene | |
| Geflüchtetenunterkunft im ehemaligen Flughafen Tempelhof. „Als freie Träger | |
| leisten wir die gleiche Arbeit wie öffentliche Betreiber, aber werden | |
| benachteiligt“, sagt er. Das „Fass endgültig zum Überlaufen gebracht“ h… | |
| das [1][„Zurückrudern des Senats“ bei der Hauptstadtzulage], betont auch | |
| der Landesgeschäftsführer der AWO, Oliver Bürgel. | |
| Genau gegen diese Ungleichbehandlung wird am Montag und Dienstag | |
| demonstriert. Die Forderung: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.“ | |
| AWO-Einrichtungen, darunter Kitas, Beratungs- und Seniorenangebote, bleiben | |
| weitgehend geschlossen. In Bereichen, in denen Menschen betreut werden, | |
| gibt es einen Notbetrieb. | |
| „Es herrscht Fachkräftemangel, wenn dann Unterschiede in der Bezahlung | |
| hinzukommen, sind wir nicht wettbewerbsfähig“, sagt Marcus Beche, | |
| stellvertretender Leiter des Sozialteams in der Unterkunft in Tempelhof. | |
| Die Einrichtung wachse stetig weiter, „wir mussten Personal aufstocken, | |
| aber die Stellen sind noch immer nicht voll besetzt“. | |
| ## Hauptstadtzulage versprochen und dann zurückgezogen | |
| 2020 hatte der damalige [2][rot-rot-grüne Senat zwar eine Hauptstadtzulage | |
| in Höhe von 150 Euro monatlich beschlossen]. Die freien Träger wurden aber | |
| ausgespart und ein „Personenkreis privilegiert, der dem Senat näherliegt“, | |
| so Manfred Nowak, auch er arbeitet bei der AWO. Im Dezember 2023 hatte das | |
| Haus von Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) den freien | |
| Trägern die Zulage schließlich zunächst zugesichert. „Dann kam vom Senat | |
| die Rolle rückwärts“: In einem Schreiben der CDU-geführten Finanzverwaltung | |
| wurde die Zusage zurückgenommen. | |
| CDU-Finanzsenator Stefan Evers hatte sich zuletzt im Abgeordnetenhaus für | |
| den Hickhack entschuldigt. Auch Cansel Kiziltepe und der Regierende | |
| Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hätten Verständnis für ihren Unmut gezeigt, | |
| berichtet Nowak. „Aber Verständnis ist keine Lösung. Wir fordern | |
| Gerechtigkeit.“ | |
| Sonderlich zuversichtlich klingt er dabei nicht. „Es deutet nichts darauf | |
| hin, dass eine Änderung herbeigeführt wird“, sagt er. [3][Dafür sprächen | |
| auch nicht die Einsparvorgaben im Haushalt]. Dabei sei es lediglich eine | |
| Frage von Prioritäten: „Will man bei den sozialen Maßnahmen sparen oder | |
| andere Akzente setzen?“ | |
| Manfred Nowak und seine Mitstreiter*innen fordern eine bessere | |
| finanzielle Ausstattung für den kompletten Sozialbereich. Dazu versammeln | |
| sie sich am Dienstagvormittag vor dem Roten Rathaus, um anschließend zur | |
| nahe gelegenen Finanzverwaltung weiterzuziehen. | |
| 18 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
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