# taz.de -- Einigung bei Hauptstadtzulage: Mehr Beschäftigte mit Bonus? | |
> Verdi gibt sich optimistisch, dass bald auch 20.000 Beschäftigte die | |
> Hauptstadtzulage bekommen, die nicht unmittelbar beim Land angestellt | |
> sind. | |
Bild: Seit 2020 zahlt das Land Berlin seinen Angestellten 150 Euro im Monat meh… | |
Berlin taz | Die Gewerkschaft Verdi und die Tarifgemeinschaft deutscher | |
Länder (TdL) haben sich im Streit um die Hauptstadtzulage geeinigt: Der | |
Zuschlag in Höhe von 150 Euro monatlich soll tarifiert werden – und ist nun | |
bis vorerst zum 31. März 2028 gesichert. Bislang sollte die Zulage nur bis | |
zum 31. Dezember 2025 gelten. | |
Die bereits vor fast zwei Wochen erzielte Einigung von Verdi und TdL sieht | |
vor, dass die Hauptstadtzulage Teil des bundesweiten Tarifvertrages der | |
Länder (TVL) ist. Der Tarifabschluss kommt der Gewerkschaft zufolge dabei | |
nicht nur den 130.000 Empfängern zugute, die den Zuschlag bereits jetzt | |
erhalten. Verdi geht außerdem davon aus, dass auch die rund 20.000 | |
Beschäftigten der Hochschulen, der Stiftung Oper in Berlin, der Zentral- | |
und Landesbibliothek und mehrerer Museen und Gedenkstätten den Bonus | |
bekommen werden. | |
Die sind nicht unmittelbar beim Land Berlin angestellt – und gingen bisher | |
in Sachen Hauptstadtzulage leer aus. Das habe sich mit der Einigung mit der | |
TdL erledigt. Schließlich sei die Bezahlung der Angestellten der | |
Hochschulen, Stiftungen oder Bibliotheken an den TVL angebunden. | |
Der Senat sieht das anders. Eine Sprecherin von Finanzsenator Stefan Evers | |
(CDU) hatte schon am Mittwoch klargestellt: „Der Tarifvertrag | |
Hauptstadtzulage bezieht sich weiterhin nur auf den bisherigen | |
Empfängerkreis der Beschäftigten der unmittelbaren Berliner | |
Landesverwaltung. Eine Ausweitung hat nicht stattgefunden.“ Die Regelung | |
könne nicht automatisch auf den von Verdi genannten Kreis übertragen | |
werden. | |
## Noch immer keine Zulage für freie Träger | |
Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann gab sich am Freitag trotzdem | |
gelassen. „Ich vertraue darauf, dass der Senat tariftreu ist und die | |
Erweiterung der Hauptstadtzulage umsetzt“, sagte sie. Falls es doch anders | |
kommen sollte, kündigte die Gewerkschaft schon mal Klagen vor dem | |
Arbeitsgericht an. | |
Ohnehin machte Kühnemann deutlich, dass der Kampf gegen die | |
Ungleichbehandlung bei der Zulage noch lange nicht beendet ist. „Viele | |
Kollegen und Kolleginnen haben jetzt Planungssicherheit. Aber die freien | |
Träger müssen auch profitieren“, so die Gewerkschafterin. „Wer dieselbe | |
Daseinsvorsorge betreibt, gleiche Arbeit leistet, soll auch von der | |
Hauptstadtzulage profitieren“, sagte sie mit Blick auf die 80.000 bis | |
100.000 Beschäftigten freier Träger, die im Auftrag des Landes in Kitas, | |
Beratungsstellen, bei der Flüchtlings- oder Wohnungslosenhilfe arbeiten. | |
Zur Erinnerung: Im Dezember vergangenen Jahres hatte die SPD-geführte | |
Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales den von dem 150-Euro-Bonus | |
ausgeschlossenen Mitarbeitern freier Träger zunächst zugesichert, dass auch | |
sie demnächst in den Genuss der Zulage kommen. Ein Versprechen, das kurz | |
darauf von der [1][Finanzverwaltung wieder einkassiert wurde]. Die Empörung | |
der Betroffenen folgte auf dem Fuß. | |
Verdi will an dieser Stelle nicht locker lassen. „Wir sind nicht die | |
politische Spalterin der Hauptstadtzulage, sondern die Politik ist jetzt am | |
Zug“, erklärte Andrea Kühnemann zur Ungleichbehandlung der freien Träger. | |
## Großteil der Koalition lehnt Ausweitung ab | |
Auch Claus Förster ärgert sich noch immer über den „Vertrauensbruch“ dur… | |
den Senat. Förster ist Betriebsrat und Mitglied der Tarifkommission der | |
Arbeiterwohlfahrt Berlin (Awo). Er finde es „unerträglich“, dass die | |
[2][Politik des Senats] die Beschäftigten des öffentlichen Diensts und der | |
freien Träger spalte. „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Es muss | |
gelten, dass in diesem Land für gleiche Arbeit gleicher Lohn gezahlt wird“, | |
sagte Förster. | |
Wie eine Verdi-Umfrage im Rahmen der Kampagne [3][„Hauptstadtzulage für | |
alle“] unter den Abgeordneten der demokratischen Parteien zeigt, beißen die | |
Gewerkschafter mit ihrer Forderung bei der schwarz-roten Koalition freilich | |
auf Granit. Ein Großteil der Abgeordneten von CDU und SPD lehnten eine | |
Ausweitung des Zuschusses auf die freien Träger ab. | |
4 Oct 2024 | |
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[1] /Gehaltszulage-bei-freien-Traegern/!5992013 | |
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[3] https://hauptstadtzulage.berlin/ | |
## AUTOREN | |
Martha Blumenthaler | |
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