# taz.de -- „Abhörskandal“ bei der Bundeswehr: Der Kreml liefert nichts Ne… | |
> Russische Medien haben den Mitschnitt eines Bundeswehr-Gesprächs über den | |
> Taurus veröffentlicht. Auf deren Kalkül sollte man jetzt nicht | |
> hereinfallen. | |
Bild: Kurz davor, seine Wirkung in der Ukraine zu entfalten? Der Taurus-Marschf… | |
Mit der Veröffentlichung des Mitschnitts [1][eines Gesprächs deutscher | |
Luftwaffenoffiziere] hat das Kremlmedium Russia Today ohne Zweifel einen | |
Coup gelandet. Das Bemerkenswerteste an der Abhöraktion ist nicht der | |
Vorgang an sich, sondern der demonstrative Akt der Veröffentlichung. | |
Das Timing jedenfalls dürfte kein Zufall sein. Schon beeindruckend, wie es | |
der Propagandakompanie Wladimir Putins gelungen ist, in Windeseile den Mut | |
der Menschen, die an der Beerdigung Alexei Nawalnys teilgenommen haben, | |
oder den Spionage-Thriller über den Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek aus | |
den Schlagzeilen zu verdrängen. | |
Bei aller Aufregung: In Bezug auf den Inhalt taugt der Abhörfall nicht zu | |
einem Skandal. Bei ihrer 38-minütigen Beratung darüber, wie | |
Verteidigungsminister Boris Pistorius in 30 Minuten in Sachen | |
Taurus-Marschflugkörper gebrieft werden kann, haben die beteiligten | |
Offiziere nichts ausgeplaudert, was nicht ohnehin allen, die sich mit der | |
Problematik beschäftigen, bekannt sein sollte. | |
Und dass sie im Rahmen der politischen Vorgabe, dass es keine direkte | |
Beteiligung der Bundeswehr bei einem eventuellen Taurus-Einsatz geben darf, | |
[2][mögliche Szenarien und Schwierigkeiten abwägen], ist schlicht ihr Job. | |
Wobei es schon gewagt ist, wenn Politiker:innen der Union, der FDP und | |
der Grünen nun so tun, als sei ihnen bestätigt worden, dass die Lieferung | |
des Taurus kein Problem wäre. | |
Wirklich grober Unfug ist es jedoch, wenn der Linkenpolitiker Dietmar | |
Bartsch behauptet, da seien irgendwelche Planspiele angestellt worden, die | |
„eindeutig strafbewehrt“ seien. Noch unsäglicher ist es, wenn aus den | |
Reihen der AfD oder der neuen Wagenknecht-Partei behauptet wird, bei dem | |
Gespräch habe es sich um die „Vorbereitung eines Angriffskrieges“ durch | |
deutsche Bundeswehroffiziere gehandelt. Mit der Realität hat das nichts zu | |
tun, sondern nur mit Kremlpropaganda. | |
Dass sich Russland bemüht, deutsche Stellen zu bespitzeln, ist keine | |
Neuigkeit. Viel spricht dafür, dass es sich im konkreten Fall jedoch nur um | |
einen Zufallstreffer handelt. Geheimdienste sind keine Journalist:innen, | |
ihr genuines Interesse ist die Gewinnung von Informationen, nicht deren | |
Publikation. Wäre das Gespräch im Rahmen einer systematischen Abschöpfung | |
aufgefangen worden, wäre es sicherlich nicht veröffentlicht worden, um die | |
Quelle nicht versiegen zu lassen. | |
Das ändert nichts daran, dass das Ganze einen Imageschaden für die | |
Bundeswehr bedeutet. Denn es stellt sich schon die Frage, wie sorgfältig | |
die interne Kommunikation vor den Begehrlichkeiten der russischen Spionage | |
abgeschirmt wird, wenn es wirklich um militärische Geheimnisse geht. | |
3 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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