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# taz.de -- Abgehörtes Taurus-Gespräch: Pistorius hält Schaden für klein
> Der Verteidigungsminister beschwichtigt in Sachen Taurus-Leak. Die
> Ukraine hat erneut ein russisches Schiff im Schwarzen Meer versenkt.
Bild: Versenkt: brennendes Patrouillenboot Russlands auf dem Schwarzen Meer (ve…
Berlin taz | Eines der modernsten Schiffe der russischen Marine ist im
Schwarzen Meer von der Ukraine versenkt worden. Russische Militärblogger
bestätigten am Dienstag [1][ukrainische Berichte], wonach die „Sergei
Kotow“, eines von vier großen Patrouillenschiffen der russischen
Schwarzmeerflotte, in der Nacht von zwei Drohnen getroffen wurde und
unterging. Der ukrainische Militärgeheimdienst teilte mit, Spezialeinheiten
hätten Schiffsdrohnen des Typs „Magura V5“ eingesetzt, um die 95 Meter
lange Korvette vor dem Krim-Hafen Fedosia in der Straße von Kertsch zu
zerstören. Sieben Besatzungsmitglieder seien getötet und 52 evakuiert
worden, außerdem sei ein Hubschrauber an Bord gewesen.
Der Ukraine gelingt es immer wieder, Schiffe der russischen Flotte zu
versenken. Die „Sergei Kotow“ wurde erst 2018 in Betrieb genommen und
gehört zu einer [2][neuen Generation von Korvetten], mit deren Bau die
russische Kriegsmarine direkt nach der Besetzung der Krim-Halbinsel im
Februar 2014 begonnen hatte. Sechs solcher Schiffe waren geplant, vier
wurden bis 2022 fertiggestellt. Eines ist bereits beschädigt, nun wurde mit
der „Sergei Kotow“ ein zweites versenkt.
Der Angriff war ukrainischen Berichten zufolge Teil einer Drohnenattacke,
die mehrere Stunden andauerte. Die russisch gebaute Kertsch-Brücke zwischen
Russland und der Krim musste mehrere Stunden lang geschlossen werden, der
Schiffsverkehr kam zum Erliegen. Die Kertsch-Brücke ist der wichtigste
Nachschubweg für die russischen Besatzungstruppen auf der Krim und in der
Südukraine; ihr Schutz ist zentrale Aufgabe der russischen
Patrouillenschiffe. Den Verkehr darauf zu beeinträchtigen oder die Brücke
dauerhaft unbrauchbar zu machen gilt als ein zentrales taktisches
[3][Kriegsziel der Ukraine]. Erfolgreiche Drohnenattacken in diesem Gebiet
sind nach Experteneinschätzung nur durch die Nutzung von
Nato-Aufklärungsdaten durch die Ukraine möglich.
## Eine Rückkehr zur Wehrpflicht?
Flankierend dazu könnten vor allem schlagkräftige, panzerbrechende Raketen
mit hoher Reichweite diese Versorgungswege zerstören. Große Hoffnung liegt
auf dem deutschen Marschflugkörper vom Typ Taurus, den Kanzler Olaf Scholz
allerdings nicht an die Ukraine liefern will, da er eine Beteiligung
deutscher Soldaten etwa für Steuerungsaufgaben ausschließen will. Brisant
wurde die Debatte, als vergangenen Freitag [4][der Mitschnitt eines
Schaltgesprächs ranghoher Bundeswehrangehöriger bekannt wurde]. Abgehört
von russischen Diensten und veröffentlicht bei RT.
Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach am Dienstag nun von einem
„individuellen Anwendungsfehler“. Disziplinarische Vorermittlungen gegen
alle an dem Gespräch beteiligten Personen seien eingeleitet worden.
Vermutungen, dass sich ein russischer Spion eingewählt haben könnte, wies
er jedoch zurück. Es sei in Singapur zu einem Datenabfluss gekommen. Das
Ganze sei zwar ein „schwerer Fehler“, Deutschland werde sich aber durch den
„hybriden Angriff“ aus Russland nicht „aufscheuchen lassen“.
Pistorius, Kanzler Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock beteuern
zudem, dass das Vertrauen in Deutschland bei internationalen Partnern trotz
des Vorfalls ungebrochen ist. Diplomatische Schadensbegrenzung liegt nun
aber vor allem bei Baerbock. Am Dienstag traf sie ihren französischen
Amtskollegen Stéphane Séjourné in Paris, am Donnerstag wird der britische
Außenminister David Cameron in Berlin erwartet.
Für Pistorius kommen Abhöraffäre und Taurus-Debatte auch zur Unzeit, ist er
doch in anderer Mission unterwegs. Er will die Debatte über eine
Wiederauflage einer Wehrpflicht in Deutschland voranbringen und lässt
derzeit verschiedene Ideen prüfen. Wann ein Ergebnis vorliegt, ließ
Pistorius offen. Derzeit tourt er durch Schweden, Norwegen und Finnland, um
sich unter anderem auch zu Modellen gegen Personalmangel bei der Armee zu
informieren. Ein neuer Wehrdienst ist eines davon.
5 Mar 2024
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=pfwvz43QYxU
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_22160
[3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
[4] /Debatte-um-Deutschlands-Verlaesslichkeit/!5993523
## AUTOREN
Dominic Johnson
Tanja Tricarico
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