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# taz.de -- Proteste in den Stadien: Wer sind denn diese Fußballfans?
> Die Fans werden für ihren erfolgreichen Protest gegen Investoren in der
> Deutschen Fußball Liga gefeiert. Es lohnt ein Blick auf die
> Aufständischen.
Bild: Investorenfeindliche Kane-Fans? Der Stadionbesuch hat sich für diese Anh…
Es ist viel über die Fans gesprochen worden in den vergangenen Wochen.
Meist waren sie die Guten in diesen Erzählungen, weil sie sich gewehrt
haben gegen den Ausverkauf des Fußballs an irgendwelche Investoren. Wie
eine homogene Masse ist die Anhängerschaft da rübergekommen. [1][Dann hat
sie sich am Ende gar noch durchgesetzt] und einen Investorendeal mit
Private-Equity-Kapital verhindert.
Die Fans seien es, denen der Fußball zu gehören habe, war allenthalben in
gewissen Kurven zu hören, jenen Orten, von denen die viel besungenen
Fanproteste der vergangenen Wochen ausgegangen waren.
Dass auch die Fans ein und desselben Klubs alles andere sind als eine
Gruppe von Leuten, die sich einfach nur lieb haben, war am vergangenen
Bundesligaspieltag in Darmstadt zu beobachten. Das Heimteam hatte gerade
mit 0:6 gegen Augsburg verloren, und ein Vertreter der Ultras aus der Kurve
fühlte sich bemüßigt, [2][der Mannschaft nach dem Schlusspfiff gehörig die
Leviten zu lesen]. Andernorts im Stadion waren die Fans verstört von dem
Auftritt, und am Ende sollen die einen Fans versucht haben, die anderen zu
vermöbeln.
Die meisten Zuschauer, auch darunter gewiss jede Menge Fans, waren da eh
schon rasch auf dem Weg nach Hause, vielleicht um noch rechtzeitig auf dem
Sofa zu sitzen, wenn in der Sportschau gezeigt wird, was man im Stadion
vielleicht nicht gesehen hat, weil man gerade beim Bierstand war oder einem
ein Ultra mit seiner riesigen Fahne die ganze Zeit die Sicht aufs Feld
verwehrt hat.
## Einmal Harry Kane sehen
Andere Fans gehen sowieso nicht ins Stadion. Oder vielleicht einmal im Jahr
zum FC Bayern München, um der Frau oder dem Sohn oder beiden einen echten
Superstar wie Harry Kane nahezubringen. Alle sollen dann sehen, dass sie
Fans sind, und so kann es gut sein, dass alle drei in nigelnagelneuen
Fantrikots mit der Nummer neun und dem Namen Harry Kane hintendrauf durch
die Stadt ins Stadion laufen.
Ob auch solche Leute Fans sind, die sich einfach mal einen Fußballklub
kaufen, weil sie sich es leisten können und wollen, gilt bei Fans in der
Kurve als umstritten – vor allem dann, wenn der Erfolg ausbleibt. Stellt er
sich ein, dann ist es für etliche Anhänger sowieso klar und völlig in
Ordnung, dass nicht nur der Trainer der Vater des Erfolgs ist, sondern
vielleicht auch ein Mann aus Abu Dhabi mit Namen Khaldoon Khalifa
al-Mubarak. Wenn sie ihrem Klub dann auch noch Spieler kaufen, die viele
ganz besonders toll finden, greifen auch kritische Anhänger im Fanshop zu
deren Trikot. Manche machen das auch deshalb, weil sie einen neuen Star
einfach nur besonders süß finden. Auch die kann man als Fans bezeichnen.
So wie den kleinen Buben, der sich an Weihnachten ganz besonders gefreut
hat, als er ein rosarotes Trikot des US-Klubs Inter Miami vom
Geschenkpapier befreit hat. Er war schon, seit er weiß, was ein Ball ist,
Fan von Lionel Messi und freut sich auf die bewundernden Blicke seiner
Mitschüler, wenn er zum ersten Mal im guten, neuen Stück durch die
Schulgänge stolzieren wird.
Vielleicht gelingt es ihm ja, ebenso selbstbewusst durch die Lehranstalt zu
streifen wie jene Jungs aus den oberen Jahrgängen, die ihre Trainingsanzüge
mit dem Logo [3][von Paris Saint-Germain] so würdevoll zu tragen verstehen,
als seien sie bei einem Empfang in feinstem Tuch unterwegs. Als Fans von
Kylian Mbappé sind sie stolz darauf, sich von der Sekte verabschiedet zu
haben, der ihre Väter angehören. Die gehen auch in der zweiten Liga jede
zweite Woche zu ihrem FC Schalke 04 und schauen sich freiwillig Spiele an,
die zum Zuschauen eigentlich nicht geeignet sind. Fans eben.
7 Mar 2024
## LINKS
[1] /Fanproteste-verhindern-DFL-Investor/!5989441
[2] /Die-Macht-der-Fussballfans/!5993407
[3] /Auftakt-in-der-Champions-League/!5960875
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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