| # taz.de -- Blackstone-Rückzug bei der DFL: Nur noch schwer zu regeln | |
| > Der Rückzug eines Investoren-Interessenten hat mit dem dilettantischen | |
| > Vorgehen der Deutschen Fußball Liga zu tun. Der Fanprotest geht gewiss | |
| > weiter. | |
| Bild: Protestbälle: Beim Spiel Hannover 96 gegen Hansa Rostock am 4. Februar b… | |
| Mit einem Gefühl der Erleichterung blicken die Fondsmanager des | |
| Private-Equity-Unternehmens Blackstone in ihrem Frankfurter Glasturm seit | |
| dem Rosenmontag in die Fußballrepublik hinaus. Gewiss ist ihnen durch den | |
| Rückzug aus dem Wettbewerb um eine Strategische Partnerschaft mit der | |
| Deutschen Fußball Liga (DFL) ein Geschäft entgangen. [1][Andererseits wäre | |
| es im Falle eines Zuschlags laut und anstrengend geworden.] | |
| Kritiker hätten öffentlichkeitswirksam darauf hingewiesen, dass Blackstone | |
| viel Geld mit umstrittenen Aktivitäten im Berliner Wohnungsmarkt verdient. | |
| Zudem soll das Unternehmen in klimaschädliche Projekte investieren und der | |
| Firmen-Chef Stephen Schwarzman Donald Trump bei dessen Wahl zum Präsidenten | |
| unterstützen. | |
| Und Blackstone verwaltet Mittel aus dem saudi-arabischen Staatsfonds Pif. | |
| Dabei agieren Firmen dieser Branche lieber im Verborgenen. Vor allen Dingen | |
| aber muss man sich nicht mehr mit diesem seltsamen deutschen Fußball | |
| herumplagen, wo Funktionäre streiten, Fans protestieren, unkalkulierbare | |
| juristische Dynamiken drohen und ein Klima der Ungewissheit herrscht. | |
| Damit ist das luxemburgische Unternehmen CVC der letzte verbliebene | |
| Kandidat für die strategische Partnerschaft mit der DFL. Für rund 1 | |
| Milliarde Euro sollen – für einen Zeitraum von 20 Jahren – 8 Prozent einer | |
| Tochtergesellschaft veräußert werden, der die Medienrechte an der Ersten | |
| und Zweiten Liga gehören. Die DFL ist indes dabei, sich durch das | |
| umstrittene Vorhaben selbst zu diskreditieren. Es wird immer deutlicher, | |
| wie fehleranfällig das Projekt konzipiert worden ist. | |
| ## Fragwürdige Stimme | |
| Dabei war [2][die Grundidee, das Vorhaben zu verkleinern], schlüssig. Nach | |
| dem Scheitern einer größeren Variante mit 2 Milliarden Euro, von denen | |
| große Teile in Spielergehälter der größten Klubs und in Beraterhonorare | |
| geflossen wären, wurden Kritiker gehört. Die Milliarde, die nun zur Debatte | |
| steht, würde vorwiegend der Entwicklung des gemeinsamen Geschäftsmodells | |
| dienen. | |
| Aber die Abstimmung und der Umgang mit dem Ergebnis trugen nicht nur zum | |
| Ausstieg von Blackstone bei, die Dynamik des Geschehens beschädigt die | |
| beteiligten Klubfunktionäre, den Verband und vermutlich auch die | |
| Wachstumschancen des ganzen Betriebs. | |
| Der Grundfehler ist am Tag der Entscheidung passiert, als im Dezember mit | |
| 24 „Ja“-Stimmen gerade eben die nötige Zweidrittelmehrheit erreicht wurde. | |
| Niemals hätte geheim abgestimmt werden dürfen, denn dem Vernehmen nach | |
| ahnten die gut informierten Funktionäre bereits vor der | |
| Mitgliederversammlung, dass es auf die Stimme von Martin Kind, dem | |
| Geschäftsführer von Hannover 96, ankommen würde, der vom Mutterverein die | |
| Weisung erhalten hatte, mit Nein zu votieren. Dass die DFL-Geschäftsführer | |
| danach erklärten, ein mögliches „Ja“ Kinds sei eine interne Angelegenheit | |
| von Hannover 96, ist rückblickend eine kleine Katastrophe. | |
| Zwar steht diese Annahme wahrscheinlich im Einklang mit den | |
| Verbandsstatuten, aber der Ligaverband mit seinen jungen Geschäftsführern | |
| Steffen Merkel und Marc Lenz hat mit diesem Vorgehen Glaubwürdigkeit | |
| verloren. So sagt Union Berlins Präsident Dirk Zingler gegenüber der | |
| „Sportschau“, was immer mehr Klubvertreter denken: „Leider ist es uns nic… | |
| gelungen, den Anschein zu vermeiden, dass es einen Verstoß gegen 50+1 gibt. | |
| Der mag zwar formell nicht vorliegen, aber die Fußballfans in den Stadien | |
| vermuten es.“ | |
| ## 50+1-Regel wird zur leeren Worthülse | |
| Einerseits [3][wird die 50+1-Regel] als Alleinstellungsmerkmal der | |
| Bundesligen wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Deutsche Klubs müssen | |
| – bis auf die bekannten Ausnahmen – mitgliedergeführt sein. Andererseits | |
| wurde durch die geheime Abstimmung der Weg frei gemacht, dass sich ein | |
| Funktionär darüber hinwegsetzt und den Investorendeal ermöglicht. | |
| „Fans und Mitglieder der Vereine werden viel zu spät in solche elementaren | |
| Entscheidungen einbezogen. 50+1 wird dadurch zur leeren Worthülse“, sagt | |
| Dario Minden, der als Fanvertreter in der Kommission Fans und Fankulturen | |
| des Deutschen Fußball-Bundes sitzt. | |
| Deswegen werden die Proteste weitergehen, ein Spielabbruch wäre keine | |
| Überraschung mehr. Inzwischen gibt es gar Pläne, die Forderung einiger | |
| Klubvertreter nach einer Neuabstimmung umzusetzen. Allerdings würde dann | |
| nach Informationen der Sport-Bild eine einfache Mehrheit reichen. Das | |
| ungute Gefühl, dass hier Satzungen und Regeln im Sinne bestimmter | |
| Interessen zurechtgebogen werden, würde so ein Vorgehen eher nicht | |
| abmildern. | |
| 14 Feb 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Theweleit | |
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