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# taz.de -- Fanproteste in der Bundesliga: Gelbe Argumente
> Fußballanhänger wehren sich gegen den Einstieg von Investoren. Mit
> Tennisbällen soll die DFL dazu gebracht werden, eine Abstimmung zu
> wiederholen.
Bild: Damit der Ball rund bleibt: Fans des 1. FC Union protestieren gegen die D…
Es gibt Protestbewegungen, denen es gelingt, einen Gegenstand zum Symbol
ihrer Inhalte werden zu lassen: Die französischen „Gelbwesten“ wären hier
zu nennen. Aber auch die jüngsten Fanaktionen gegen den [1][Einstieg eines
Liga-Investors], der optisch untrennbar mit [2][Tennisbällen] und
Schokoladen-Münzen verbunden ist. Beides hatten die Fans auf den Platz
geworfen, um medienwirksam Spielunterbrechungen herbeizuführen.
Nun scheint es, als fände der Protest immer größeren Widerhall in den
Klubs. Angefangen hat Michael Welling. Der Geschäftsführer des
Zweitligisten VfL Osnabrück kündigte am Dienstag an, sein Verein werde
beantragen, dass es künftig keine geheimen Abstimmungen mehr auf DFL-Ebene
gibt. „Nur so können wir garantieren, dass die Klubvertreter bei
DFL-Abstimmungen den Vereins- und Mitgliederwillen umsetzen und gemäß der
Idee von 50+1 agieren“, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Bei der Abstimmung im Dezember war der [3][Investoren-Einstieg] in geheimer
Abstimmung mit einer Zweidrittelmehrheit der 36 Profivereine beschlossen
worden. Eine einzige Stimme hatte den Ausschlag gegeben. Unwidersprochen
(auch von ihm selbst) bleibt der Verdacht, dass diese von Hannover-96-Boss
[4][Martin Kind] kam, obwohl der Klub beauftragt hatte, mit Nein zu
stimmen. Das, so Welling, sei „in Verbindung mit dem knappen
Abstimmungsergebnis nicht hilfreich für die Akzeptanz gewesen“.
## Transparente Abstimmung könnte Ergebnis ändern
Ähnlich argumentiert Thomas Kessen, Sprecher des Fanbündnisses „Unsere
Kurve“: „Die Abstimmung muss wiederholt werden, diesmal allerdings
demokratisch und offen.“ Von Fanseite, so Kessen, baue man auch darauf,
„dass sich am Ende mehr Vereine dagegen entscheiden, wenn die Abstimmung
offen wiederholt wird, was mittlerweile ja auch einige Vereinsvertreter
fordern“.
Am Mittwoch hatte Claus Vogt, der Präsident des VfB Stuttgart, ebenfalls
eine „erneute, transparente Abstimmung aller 36 Vereine“ ins Spiel
gebracht. Auch Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin,
KSC-Geschäftsführer Michael Becker und Robert Marien, Vorstand von Hansa
Rostock, sprachen sich für eine neue Abstimmung aus.
Zumindest Vogt will damit „auch die Situation in den Stadien beruhigen“.
Auch bei anderen Vereinen hört man, dass in der Winterpause aus der
Mitgliedschaft gute Argumente gegen einen Investoreneinstieg vorgebracht
worden seien. Es sei ein Fehler gewesen, die Abstimmung ohne gründliche
Diskussion an der Basis durchgezogen zu haben.
## Umstrittene Kandidaten fürs Investment
Am vergangenen Wochenende waren die Proteste besonders heftig ausgefallen.
Das Zweitligaspiel Hertha BSC Berlin gegen den HSV wurde 32 Minuten
unterbrochen. Kurz zuvor hatte das aus der [5][Anti-Katar-Bewegung]
hervorgegangene Bündnis „Fairness United“ unter der Überschrift
„Heuschrecken, die möglichen ‚Partner‘ der DFL“ Rechercheergebnisse pu…
gemacht, wonach beide Kandidaten als Liga-Investor, CVC und Blackstone,
auch wenig ethische Geschäftsbereiche finanzierten.
Die Vorwürfe betreffen Bereiche wie Mietwucher, dubiose Sportwetten bis hin
zu Kinderarbeit. Beide Finanzunternehmer sollen zudem vom saudi-arabischen
Staatsfonds unterstützt werden. „CVC & Blackstone – an euren Händen klebt
Blut“, stand auf einem Transparent in der Stuttgarter Fankurve. Andere
Fanszenen warnten vor [6][„Sportswashing“ Saudi-Arabiens].
Bei dem angestrebten Deal sollen die Finanzinvestoren bis maximal 8 Prozent
der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in die die kompletten
Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre erwerben. Die beiden
DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel hatten derweil
ausgeschlossen, dass der noch zu bestimmende Investor Einfluss auf die
Spielplangestaltung bekommen kann – eine der größten Sorgen der kritischen
Fanszene, die befürchtet, dass die Spieltage künftig zu weit mehr
unterschiedlichen Anstoßzeiten ausgetragen werden als bisher. Gegen den
Willen der Klubs können auch keine Spiele ins Ausland verlegt werden,
argumentiert die DFL.
Dass nach einer Schamfrist genau dorthin der Weg gehen könne, befürchten
derweil die Fanaktivisten. Schließlich fördere die Liga, wenn der
Investorendeal zustande kommt, künftig selbst mit 100 Millionen Euro die
Klubs, die zu Auslandsflugreisen aufbrechen. „Wenn es um eine
Internationalisierung geht, die sich auch für den Investor lohnt, ist es
nur logisch, schon bald möglichst viele Spiele zu unterschiedlichen Zeiten
zu zeigen“, meint Kessen. „Die Büchse der Pandora ist geöffnet, wenn die
DFL nicht zur Vernunft kommt.“
8 Feb 2024
## LINKS
[1] /DFL-Vereine-stimmen-fuer-Investor/!5976029
[2] /!5987110/
[3] /Deutsche-Fussball-Liga/!5978000
[4] /!5977547/
[5] /Bilanz-der-Boykottbewegung/!5898577
[6] /Sportswashing-beim-Fussball/!5910367
## AUTOREN
Christoph Ruf
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