| # taz.de -- Anwohnerparken wird teurer: Größe macht den Preis | |
| > In Koblenz zahlen Bewohner:innen künftig mehr fürs Parken großer Autos. | |
| > Für Kritik sorgen vor allem die Pläne einer anderen Stadt. | |
| Bild: Merklicher Unterschied beim Platzverbrauch – im Idealfall auch im Geldb… | |
| Berlin taz | Kürzlich machte Paris Schlagzeilen: Nach einer | |
| Bürgerbefragrung sollen SUVs dort deutlich höhere Parkgebühren zahlen. In | |
| Koblenz müssen die Besitzer:innen größerer Autos künftig nun auch | |
| tiefer in die Tasche greifen. Ab dem 1. März soll sich die Höhe der | |
| Parkgebühren nach der Fläche richten, die ein abgestelltes Auto in Anspruch | |
| nimmt. | |
| Das hat die Verwaltung der rheinland-pfälzischen Stadt beschlossen und auf | |
| ihrer Website kundgetan. Die Neuregelung gilt für die Parkausweise von | |
| Anwohner:innen – anders als in Paris, wo ausschließlich | |
| Besucher:innen zur Kasse gebeten werden. | |
| In Koblenz setzen sich die Kosten für einen Anwohnerparkausweis in Zukunft | |
| wie folgt zusammen: Ein Grundbetrag von jährlich 23,40 Euro wird mit der | |
| Länge und Breite des jeweiligen Fahrzeugs in Metern multipliziert. „So | |
| kostet beispielsweise ein Anwohnerparken für einen Smart fortwo für ein | |
| Jahr zukünftig 104,87 Euro, was weniger als neun Euro pro Monat bedeutet“, | |
| rechnet die Stadtverwaltung in der Mitteilung vor. „Für einen VW Tiguan | |
| fallen unterdessen 196,23 Euro pro Jahr an“, das entspreche rund 16 Euro | |
| monatlich. Außerdem gelte eine Mindestgebühr von 100 Euro. | |
| Bisher kostete der Ausweis für Bewohner:innen pauschal 30,70 Euro im | |
| Jahr. Autofahrer:innen ohne Anwohnerparkausweis müssen im | |
| Innenstadtbereich Tickets an Parkautomaten lösen – für 30,70 Euro könnten | |
| sie dort nur 20 Stunden stehen bleiben. „Der Bewohner hat damit eine | |
| vorteilhafte Ausnahmegenehmigung“, teilt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage | |
| der taz mit. Doch der noch geltende Preis sei unverhältnismäßig niedrig. | |
| „Der Platz in Städten wird immer knapper, [1][während Autos immer größer | |
| werden] und immer mehr Fläche in Anspruch nehmen“, sagt Michael | |
| Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs | |
| VCD. Dabei stünden Pkw im Schnitt rund 23 Stunden am Tag herum und | |
| „blockieren wertvollen Raum oft zum Spottpreis“. Die Kosten für den | |
| belegten Parkraum an die Fahrzeuggröße anzupassen, „ist daher | |
| folgerichtig“, meint Müller-Görnert. | |
| ## Städte könnten viel mehr verlangen | |
| Viele Städte verlangen von ihren Bürger:innen immer noch maximal 30,70 | |
| Euro im Jahr, obwohl sie seit einer Reform auf Bundesebene im Jahr 2021 | |
| deutlich mehr nehmen könnten – zumindest, wenn es ihnen die Länder | |
| erlauben. „Das Land Rheinland-Pfalz hat dies im vergangenen Jahr | |
| umgesetzt“, erklärt der Sprecher der Koblenzer Verwaltung. | |
| Auch Uta Bauer, Mobilitätsforscherin am Deutschen Institut für Urbanistik, | |
| begrüßt den Koblenzer Vorstoß. „Ich zahle für die in Anspruch genommene | |
| Fläche, das finde ich gerecht“, sagt sie der taz. Schließlich gehe Platz | |
| drauf, [2][der sonst anders genutzt werden könnte], zum Beispiel für | |
| Fahrradwege oder Grünflächen. Außerdem berge die neue Regelung indirekt | |
| eine Art sozialer Staffelung: Oft könnten sich vor allem einkommensstarke | |
| Menschen große Autos leisten, nun müssen sie für höhere Parkgebühren | |
| aufkommen. | |
| In Berlin, [3][wo das Anwohnerparken ebenfalls teurer werden soll], spielt | |
| die Größe der Fahrzeuge in bisherigen Plänen der Senatsverkehrsverwaltung | |
| keine Rolle. Bisher kostet ein Parkausweis für Bewohner:innen 20,40 | |
| Euro für zwei Jahre. | |
| Ein erster konkreter Vorschlag des Senats für höhere Preise wurde in der | |
| vergangenen Woche bekannt. Demnach sollen die Kosten auf 60 Euro für ein | |
| Jahr und 100 Euro für zwei Jahre steigen. Wenn Berliner:innen ihren | |
| Ausweis digital beantragen, gäbe es jedoch wieder Rabatt. Die | |
| Grünenfraktion im Senat, die als Mitglied der Vorgängerregierung deutlich | |
| höhere Preise angestrebt hatte, nennt die Pläne „mutlos“. | |
| Dass Parken in deutschen Städten allgemein nach wie vor zu billig ist, | |
| kritisiert auch Forscherin Uta Bauer. Die Kosten für einen Parkplatz – etwa | |
| Reinigungs- und Unterhaltungsgebühren oder der Bodenwert der beparkten | |
| Fläche – lägen deutlich über dem, was Anwohner:innen und | |
| Besucher:innen hinlegen müssen. | |
| 16 Feb 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nanja Boenisch | |
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