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# taz.de -- Geld für Deportationstreffen: Plöner AfD-Politiker stellt Konto
> Das hinter dem geheimen „Remigrations“-Treffen in Potsdam steckende
> „Düsseldorfer Forum“ nutzt ein Konto des Plöner AfD-Politikers Thomas
> Grebien.
Bild: In diesem Landhaus bei Potsdam fand das geheime Treffen statt
Hamburg taz | Die große politische Bühne hat Thomas Grebien in den
vergangenen Jahren nicht gesucht. Im Kreis Plön trat der Bankkaufmann aus
der Gemeinde Tröndel 2023 einmal für die AfD zur Kreiswahl an. Dem
Kreisverband der selbsternannten Alternative in Schleswig-Holstein gehört
er auch bloß als Beisitzer an. Er ist aber seit Jahrzehnten eine
verlässlicher Vertrauter für das rechtsextreme Milieu. Das sogenannte
„Düsseldorfer Forum“ nutze ein privates Konto Grebiens bei der Postbank
Hannover, um darauf Spendengelder zu sammeln.
Dieses Forum um Gernot Mörig hatte am 25. November ein [1][geheimes Treffen
in Potsdam ausgerichtet]. Bei der Zusammenkunft im Landhaus Adlon hatte
Martin Sellner, einst das „Gesicht“ der rechtsextremen Identitären
Bewegung, über „Remigration“ referiert.
Vor AfD- und CDU-Mitgliedern stellte der Aktivist aus dem engen Umfeld des
„Instituts für Staatspolitik“ um Götz Kubitschek einen Masterplan zur
Deportation von migrantisierten Menschen vor. Im Beitrag „Strategie der
Sammlung“ in der Zeitschrift Sezession hebt der Österreicher bereits
hervor, dass „die Vision“ eines „homogenen ‚deutschen‘ Deutschlands�…
aufgegeben werden sollte.
Bei den Treffen des Düsseldorfer Forums wird offensichtlich regelmäßig Geld
eingesammelt. In Potsdam soll eine „Mindestspende“ von 5.000 Euro empfohlen
worden sein. Die Akquise von Geldern sei eine „Kernaufgabe unserer Runde“,
zitiert das Recherchezentrum Correctiv aus einem Brief des Forums. Das
Recherchenetzwerk hatte am 10. Januar über das Geheimtreffen berichtet.
Mörig, der in den 1970er-Jahren Bundesführer des Bundes Heimattreuer Jugend
(BHJ) war, soll empfohlen haben, auf das Konto von Thomas Grebien
einzuzahlen. Dessen Name wurde erst durch eine Querrecherche einer
antifaschistischen Gruppe bekannt. Das hohe Vertrauen in Grebien dürfte
seiner anhaltenden Verlässlichkeit geschuldet sein – und der familiären
Verbindung: Grebien ist Mörigs Schwager. Er war mit Mörigs 2023
verstorbener Schwester Ute verheiratet, die ebenso bei der AfD aktiv war.
## Ein Netzwerk der Bünde
Das Ziel des BHJ skizzierte Mörig 1977 in der Zeitschrift Nation Europa:
„So haben wir uns für zwei Grundbegriffe entschieden, die uns und unsere
Arbeit prägen: Die bündische und die weltanschaulich-politische Tätigkeit.
Beides zusammen erst ist uns ein Garant dafür, dass wahre Persönlichkeiten
in unseren Reihen heranwachsen.“ Weiter schrieb er: „Angehörige eines
Volkes sind zumeist durch ein mehr oder weniger gemeinsames Generbe
geprägt.“
Aus dem BHJ entstand „Die Heimattreue Jugend 1990 – Bund zum Schutz für
Umwelt, Mitwelt und Heimat e. V.“ Diesen Vorläufer der „Heimattreuen
Deutschen Jugend – Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e. V“
(HDJ) gründete Grebien gemeinsam mit [2][dem Kieler Heilpraktiker Henning
Pless]. Am 19. März 1990 wurde der Verein in Plön in das Vereinsregister
eingetragen, 2001 erfolgte die Umbenennung in HDJ.
Aus diesem Netzwerk von BHJ und HDJ bestanden auch über Pless Kontakte zum
Verleger Dietmar Munier. Aus Martensrade bei Kiel betreibt Munier das
Verlagsnetzwerk „Lesen und Schenken“, zum dem auch die Zeitschrift Zuerst �…
Deutsches Nachrichtenmagazin gehört.
Von der BHJ übernahm die HDJ die Praxis, mit Fahrten und Lagern Kinder und
Jugendliche im rechtsextremen Geist zu ertüchtigen und zu erziehen. Im
niedersächsischen Eschede auf dem Hof eines Bauers, der zur NPD (heute Die
Heimat) gehört, veranstaltete die HDJ Zeltlager. Bis zum Verbot 2009 soll
sie mehrere Hundert Mitglieder gehabt haben. War das Bundesinnenministerium
jahrelang sehr zurückhaltend bei der Bewertung der HDJ, hob es beim Verbot
deutlich hervor, das die „Zielsetzung des Vereins“ die „Herausbildung ein…
nationalsozialistischen ‚Elite‘“ gewesen sei.
## Rechte wollen Influencernetzwerk aufbauen
Die Nähe zur HDJ führte 2020 zum Ende der AfD-Karriere von Andreas Kalbitz.
Der Landtagsfraktionsvorsitzende der AfD in Brandenburg hatte ohne Erfolg
abgestritten, bei der HDJ gewesen zu sein. Nicht ohne Grund: Die HDJ steht
auf der „Unvereinbarkeitsliste“ der AfD. Eine Anfrage der taz dazu ließ die
AfD unbeantwortet.
Wozu die Gelder auf Grebiens Konto genutzt werden könnten, legte Mörigs
Sohn Arne auf dem Potsdamer Treffen dar. Er will ein Netzwerk von rechten
Influencern aufbauen. Er ist nicht das einzige Kind Mörigs, das tief in der
Szene ist, wie das [3][Recherchekollektiv „Völkische Verbindungen kappen“]
dokumentiert.
2 Feb 2024
## LINKS
[1] /Rechtes-Geheimtreffen-in-Potsdam/!5985429
[2] /Reaktionen-auf-Remigrations-Treffen/!5986406
[3] https://verbindungenkappen.wordpress.com/
## AUTOREN
Andreas Speit
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