| # taz.de -- Geld für den Klimaschutz: Macron will neue Klimafinanzierung | |
| > Um die Erderhitzung zu bekämpfen, muss auch die Weltbank umstrukturiert | |
| > werden. Frankreichs Präsident hat dafür Ideen. | |
| Bild: Emmanuel Macron spricht auf der Weltklimakonferenz in Dubai am 1. Dezembe… | |
| Chiang Mai taz | „Die Säulen der grünen Weisheit“. Das ist der Titel eines | |
| aktuellen Artikels von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, erschienen in | |
| der französischen Zeitung Le Monde. Passender – wenn auch trockener – wäre | |
| gewesen: „Erforderliche Reformen der internationalen Finanzarchitektur zur | |
| Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad“. Denn ohne Reformen lässt sich | |
| das Pariser Klimaziel nicht erreichen. | |
| Bei der 28. UN-Klimakonferenz (COP28) vergangenes Jahr in Dubai wurde etwa | |
| beschlossen, dass die Kapazität der Erneuerbaren bis 2030 global | |
| verdreifacht werden soll. In den Industriestaaten und China ist das dank | |
| niedriger Kapitalkosten ehrgeizig, aber machbar. In ärmeren Ländern dürfte | |
| dieses Ziel allerdings an den dort exorbitanten Zinssätzen scheitern. | |
| Macron schreibt daher im Hinblick auf diese Staaten: „Wir müssen | |
| Bedingungen schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihre Klimaschutz- und | |
| Anpassungsbemühungen zu finanzieren.“ | |
| Und weiter: „Das bedeutet, dass man für gefährdete Länder das tun sollte, | |
| was reiche Länder während der Coronapandemie für sich selbst getan haben: | |
| eine unkonventionelle Fiskal- und Geldpolitik verfolgen.“ Dazu gehören | |
| weitere Reformen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF), | |
| die vor 80 Jahren bei einer Konferenz im US-Naturpark Bretton Woods | |
| gegründet wurden. In diesen Institutionen sind [1][die Entwicklungsländer | |
| untervertreten]. | |
| Macron fordert daher: „Wir müssen die Bretton-Woods-Gouvernanz überarbeiten | |
| und die Schwellenländer auffordern, ihren Teil der Verantwortung für die | |
| Finanzierung globaler öffentlicher Güter zu übernehmen“ – öffentlicher | |
| Güter wie dem Klimaschutz. Zudem müssten IWF und Weltbank mehr Geld | |
| bekommen. | |
| ## Macron zieht Steuer auf Flugbenzin in Betracht | |
| Im vergangenen Juni organisierte Macron einen Finanzgipfel in Paris, auf | |
| der COP28 schob Frankreich zwei weitere Initiativen an. Bei der ersten geht | |
| es um Schulden: 60 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen und ein | |
| Viertel der Länder mit mittlerem Einkommen [2][haben eine Schuldenkrise | |
| oder sind kurz davor], sagt der IWF. Das macht es diesen Ländern noch | |
| schwerer, in den Klima- und Naturschutz zu investieren. Daher hat | |
| Frankreich zusammen mit Kenia und Kolumbien eine Expertengruppe zu | |
| „Schulden, Natur und Klima“ einberufen. Diese untersucht etwa, wie sich | |
| klimafreundliches Wachstum anregen lässt. | |
| Die zweite Initiative betrifft Steuern. Mit der Erwärmung steigt der | |
| Finanzbedarf für die Anpassung an den Klimawandel und für Unterstützung im | |
| Fall von Schäden und Verlusten durch Unwetter und den steigenden | |
| Meeresspiegel. Doch die Haushaltsmittel der Industriestaaten sind begrenzt, | |
| in Zukunft vielleicht auch die der wohlhabenden Entwicklungsländer. Eine | |
| Lösung können hier neue Steuern sein, etwa auf Schiffsdiesel oder | |
| Flugbenzin. Denkbar ist auch eine Abgabe auf Kohle, Öl und Gas. | |
| In seinem Artikel fordert Macron zudem einen Markt für freiwillige | |
| CO2-Kompensationen: „Wir müssen einen internationalen Kohlenstoff- und | |
| Biodiversitätsmarkt schaffen, der es öffentlichen und privaten Akteuren | |
| ermöglicht, einen [3][freiwilligen Emissionshandel] zu organisieren, der | |
| auf ausreichend ehrgeizigen Kriterien basiert, um Greenwashing zu | |
| vermeiden.“ Zentral ist hier der letzte Nebensatz. | |
| International herrscht weitgehend Einigkeit, dass durch freiwillige | |
| Kompensationszahlungen viel Geld zusammenkommen könnte, zum Beispiel für | |
| den Schutz der Wälder. Die Projekte, die es schon gibt, halten aber oft | |
| ihre Versprechen nicht: So wurden etwa CO2-Zertifikate für den Schutz von | |
| Wäldern vergeben, die gar nicht gefährdet waren. | |
| ## Große Summen für Natur- und Klimaschutz | |
| Eine Reform von Weltbank und IWF, ein besseres Management von | |
| Schuldenkrisen und eine globale Abgabe etwa auf fossile Energien: Damit | |
| würde die globale Finanzarchitektur so weitreichend umstrukturiert wie in | |
| Bretton Woods vor 80 Jahren. Zudem würden große Summen für den Natur- und | |
| Klimaschutz freigemacht. | |
| Ob dies gelingt, zeige sich schon dieses Jahr beim Treffen der G20 in Rio | |
| de Janeiro, sagt Michael Jacobs vom britischen Thinktank ODI. Alle diese | |
| Initiativen hätten „ihren eigenen institutionellen Weg, aber der | |
| brasilianische G20-Gipfel im November 2024 ist der Ort, an dem sie | |
| zusammengeführt werden sollen“. | |
| Zudem bestehe die Chance, die Finanzreformen mit den Klimaverhandlungen zu | |
| verzahnen: „Da die COP30 im Jahr 2025 ebenfalls in Brasilien stattfinden | |
| wird, bietet sich die Gelegenheit, um größere und bessere Finanzströme in | |
| eine klimaresistente und nachhaltige Entwicklung zu lenken“, so Jacobs. Ob | |
| damit schon die „Säulen der grünen Weisheit“ gebaut sind, ist nicht gesag… | |
| Ein solides Fundament wäre es aber allemal. | |
| 10 Jan 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nachteile-fuer-afrikanische-Laender/!5975958 | |
| [2] /Humanitaere-Hilfe-in-der-Krise/!5979458 | |
| [3] /Emissionshandel-in-der-EU/!5962570 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Mihatsch | |
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