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# taz.de -- Hochwasserlage bleibt angespannt: Wassermassen bereiten weiter Sorg…
> Seit Tagen sind Helfer in den Hochwassergebieten im Einsatz. Nun soll es
> erneut Dauerregen geben. Der Krisenschutz könnte besser sein, sagt das
> DRK.
Bild: Überflutete Felder im niedersächsischen Lathen, 2. Januar
Düsseldorf/Hannover/Kelbra/lilienthal dpa | Vor dem Hintergrund des
Hochwassers in Teilen Deutschlands dringt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf
eine bessere Vorbereitung auf solche Krisen. „Wir brauchen mehr und bessere
Ausstattung für Katastrophenfälle in Deutschland“, sagte DRK-Präsidentin
Gerda Hasselfeldt der Rheinischen Post. „Die Defizite sind eklatant,
insbesondere bei der materiellen Ausstattung.“
Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 sei das Bewusstsein
der politisch Verantwortlichen für den Bevölkerungsschutz gestiegen. „Davon
ist jetzt nicht mehr viel übrig.“ Es gebe ein Konzept, aber dessen
Umsetzung stocke aufgrund sehr begrenzter Haushaltsmittel. Politischer
Konsens sei es gewesen, „zehn mobile Betreuungsmodule für den Einsatz bei
zerstörter Infrastruktur zu beschaffen. Bisher gibt es nur eins“, beklagte
Hasselfeldt.
Mit einem Modul, das zum Beispiel aus Zelten besteht, können ihren Angaben
zufolge jeweils bis zu 5.000 Menschen aufgenommen, betreut und umfassend
versorgt werden. „Wir reden die Krisen nicht herbei. Aber es ist absehbar,
dass wir immer öfter von Katastrophen betroffen sein werden. Womöglich auch
gleichzeitig.“ Seit Tagen sind Einsatzkräfte in den Hochwassergebieten im
Dauereinsatz.
## Angespannte Lage in Hochwassergebieten
In den Hochwassergebieten zeichnet sich vorerst keine Entspannung ab. Der
[1][Deutsche Wetterdienst (DWD)] warnte in der Nacht zum Dienstag vor
Dauerregen in Teilen Deutschlands, der bis Donnerstagnacht anhalten soll.
Das könnte die Lage in den betroffenen Regionen verschärfen. Vor allem
aufgeweichte Deiche bereiten Sorgen.
Betroffen sind vor allem Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens und der
Süden Sachsen-Anhalts. Am Silvestertag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz ein
Hochwassergebiet in Niedersachsen besucht, [2][einen Tag später
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD)]. Sie sagte weitere
Unterstützung zu.
Sorgen würden ihr die Wetterprognosen mit weiterem Regen machen, sagte
Faeser. „Das erschwert die Lage. Was wir tun können, werden wir tun“, sagte
die Ministerin. In der Nacht zum Dienstag hieß es im Warnlagenbericht des
DWD zu den angekündigten Niederschlägen: „Von Niedersachsen bis zum
Schwarzwald sowie in den östlichen Mittelgebirgen teils hohe Regenmengen.“
## Deiche sind durchnässt
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sprach am Montag von
einer sehr angespannten Lage an den Deichen. „Die Deiche sind sehr
durchnässt und wir haben große Sorgen, dass wir in den nächsten Tagen
weiteren Regen bekommen und sich die Situation damit noch mal verschärft“,
sagte sie. Es gebe derzeit weiterhin sechs Landkreise mit einer
außergewöhnlichen Lage.
Das Technische Hilfswerk (THW) hatte nach eigenen Angaben über den
Jahreswechsel bundesweit etwa 1.000 ehrenamtliche Helfer im Einsatz –
[3][vor allem in Niedersachsen], Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen.
Inzwischen seien Kräfte aus rund einem Drittel aller THW-Ortsverbände im
Einsatz gewesen, hieß es in einer Mitteilung.
Freiwillige Kräfte sind auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt aktiv. Um die
Talsperre Kelbra in Sachsen-Anhalt zu entlasten und Stauraum für die
angekündigten Regenfälle zu schaffen, werde mehr Wasser in den Fluss Helme
abgelassen, hieß es vom zuständigen Landratsamt. Es geht um 5 Kubikmeter
Wasser mehr pro Sekunde. Deshalb gibt es Überlegungen, den in den
vergangenen Tagen auf 45 Metern Breite vergrößerten Deichdurchbruch bei der
Thüringer Ortschaft Mönchpfiffel-Nikolausrieth ein zweites Mal zu
vertiefen.
## Wälder und Deiche in Lilienthal gesperrt
In der vom Hochwasser bedrohten Gemeinde Lilienthal bei Bremen dürfen zwei
Wälder nicht mehr betreten werden. „Die Böden der Wälder sind aufgrund der
gestiegenen Grund- und Oberflächenwasserspiegel und der anhaltend hohen
Wasserstände derart aufgeweicht, dass die Standsicherheit einiger Bäume
nicht mehr gegeben ist und derzeit bereits teilweise entwurzeln und
umstürzen“, heißt es in der entsprechenden Allgemeinverfügung.
Demnach ist das Verbot zwingend notwendig, um die drohende Gefahr für das
Leben und die Gesundheit von Menschen abzuwenden. Das Verbot gelte so
lange, bis Kontrollen ergeben, dass die Wälder wieder als sicher gelten.
Die Allgemeinverfügung wurde am Neujahrstag veröffentlicht und betrifft die
Wälder Butendieker Gehölz und Mittelholz.
In Lilienthal dürfen wegen des Hochwassers auch die Deichanlagen und die
deichnahen Bereiche nicht betreten werden. „Die Deichanlagen, die
deichnahen Bereiche und deren Zuwegungen sind aufgrund der starken
Niederschlagsmengen und der anhaltend hohen Wasserstände aufgeweicht“,
heißt es in der Allgemeinverfügung. „Bei Betreten besteht [4][die Gefahr,
dass die Deiche brechen], sich das Wasser unkontrolliert ausbreitet und
gefährdete Gebiete, insbesondere Wohnbebauung überschwemmt.“
Wegen des Hochwassers in der Gemeinde nahe Bremen mussten einige
Bewohner:innen vorübergehend ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
2 Jan 2024
## LINKS
[1] /Folgen-der-Klimakrise/!5955357
[2] /Angespannte-Hochwasser-Lage/!5981986
[3] /Hochwasser-in-Niedersachsen/!5979386
[4] /Hochwasser-in-Deutschland/!5981647
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