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# taz.de -- Long Covid in Deutschland: Langes Warten auf die Forschung
> Bundesgesundheitsminister Lauterbach betont, wie wichtig
> Long-Covid-Forschung ist. Doch wegen der Haushaltskrise ist das Geld
> dafür nicht sicher.
Bild: Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz, soll Millionen f…
Berlin taz | Der Forschungsstand zu Long Covid, aktuelle Therapieansätze
und wie die Krankheit Kinder betrifft: Mit etwa 30 Expert*innen hat sich
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montag getroffen, um
über diese Themen zu sprechen. Es war der zweite runde Tisch dieser Art.
In der anschließenden Pressekonferenz appellierte Lauterbach an
Risikogruppen, sich impfen zu lassen. Obwohl die Impfung nicht perfekt
schütze, sei sie besser als kein Schutz. Bisher hätten sich drei Millionen
Menschen die Impfung neuen Präparaten geholt – zu wenige, klagte der
Minister.
Außerdem betonte er, wie wichtig es sei, dass der [1][Bund für Forschung zu
Long Covid 150 Millionen Euro] in Aussicht stellt. Schwere akute Verläufe
sind zwar mittlerweile deutlich seltener, jedoch sei Long Covid „auch jetzt
noch ein Problem für Menschen, die sich infizieren“, so Lauterbach, und das
seien derzeit nicht wenige.
Die wohl bekannteste Kennzahl der Pandemie, die 7-Tage-Inzidenz, liege
derzeit bei 1.700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen. Allerdings
bedeute das [2][nicht das Gleiche wie vor ein oder zwei Jahren], sagte der
Chef des Robert Koch Instituts Lars Schaade. Wegen der Grundimmunität
vieler, durch die Impfung oder eine durchgemachte Infektion, sei die Lage
in Krankenhäusern entspannter.
## Therapie für Long Covid
Nach einer Corona-Infektion litten etwa drei Prozent der Geimpften an Long
Covid. Ohne Impfung sei das Risiko ungefähr doppelt so hoch. Wie viele in
Deutschland betroffen sind, könne Lauterbach „zum jetzigen Zeitpunkt nicht
abschätzen.“ Expert*innen des runden Tischs gingen jedoch davon aus,
dass auch rund ein Prozent der Kinder in Deutschland von Long Covid
betroffen sei.
Long Covid bezeichnet Symptome, unter denen Infizierte vier Wochen nach
der akuten Corona-Erkrankung leiden. Bei Long Covid handelt es sich kein
einheitliches Krankheitsbild, es gibt völlig verschiedene physische und
psychische Folgen: Depressionen, ausgeprägte Konzentrationsprobleme
[3][oder das chronische Erschöpfungssyndrom ME/CFS]. „Zum jetzigen
Zeitpunkt gibt es keine Heilung“, erklärte Lauterbach.
Warum es so viele unterschiedliche Symptome gibt, ist bisher unklar – und
das erschwert die Behandlung. Die Medizinerin Carmen Scheibenbogen von der
Berliner Charité forscht seit Jahren zu ME/CFS und freut sich über die von
Lauterbach versprochenen Millionen: „Wir werden wohl an die 30
Arbeitsgruppen haben, die sich damit beschäftigen. Das ist international
einmalig.“
So ließen sich verschiedene Therapieverfahren prüfen. „Wir haben ein sehr
klares Programm“, sagte Scheibenbogen. Lauterbach lobte bereits vorab, dass
die Forschungsergebnisse von europaweiter Bedeutung wären.
Allerdings ist das Geld aus dem Bundeshaushalt noch nicht sicher, wie Karl
Lauterbach bestätigte. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der
Unionsfraktion im Bundestag, äußert sich deshalb skeptisch: „Inwieweit die
angekündigten 150 Millionen Euro für die [4][Versorgungsforschung auch bei
den Patienten ankommen], bleibt abzuwarten. Solange der Haushalt für 2024
noch nicht steht, sind all die gemachten Versprechungen bloße
Ankündigungen.“
Lauterbach berichtete, beim runden Tisch sei es auch um Symptome gegangen,
die nach einer Corona-Impfung auftreten, dem sogenannten Post-Vac-Syndrom.
Obwohl die Hypothese laute, dass es sich um ähnliche Probleme handle, sei
für das Post-Vac-Syndrom ein eigenes Treffen nötig.
4 Dec 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1725417019745464428
[2] /Infektion-mit-Covid-19/!5965594
[3] /Diagnose-Chronisches-Fatigue-Syndrom/!5938615
[4] /Langzeitfolgen-der-Pandemie/!5956714
## AUTOREN
David Muschenich
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Long Covid
Karl Lauterbach
Gesundheitspolitik
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