Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krise bei Signa: Mit den Freunderln auf und ab
> Geldsorgen und brache Baustellen: Immobilienmogul René Benko hat
> Probleme. Aber seine Freunderl werden es schon wieder richten.
Bild: Ex-Kanzler Kurz und Noch-Immomogul Benko
Der Immobilien-Großunternehmer René Benko wird Berichten zufolge die Macht
in seinem weit verzweigten und finanziell sehr angeschlagenen Signa-Konzern
abgeben. Ja genau, [1][der Konzern mit dem Elbtower, der gerade nicht mehr
gebaut wird]. Benkos Signa-Problem, das ist auch eine Auswirkung des
Freunderlsumpfes, wie man in Wien und anderswo in Österreich sagt. Dieser
ist kein nur auf die Alpenrepublik beschränktes Phänomen. Aber er zeigt
sich dort deutlich ausgeprägter als anderswo. Langjähriger Profiteur und
nun jüngstes Opfer davon ist der Immobilien-Großunternehmer René Benko aus
Innsbruck.
„Tycoon“ oder „Mogul“ wird er immer wieder genannt, doch die Investoren
seines Signa-Reiches haben ihn mit der Drohung von Geldentzug und einer
daraufhin zwangsläufigen Pleite aus der eigenen Firma gedrängt. Manche
vermuten aber auch, dass der 46-jährige Milliardär als Stehaufmännchen
irgendwie wiederkehrt.
Nur mit seinen vielen Freunderln aus der Politik konnte Benko das werden,
was er war. Und nur durch sie ist er nun gefallen, denn sie haben beim ihm
viel zu lange weggeschaut und nicht gewarnt, als sein Imperium schon
ziemlich Schlagseite hatte. Am Hamburger Elbtower, Prestigeprojekt des
Areals Hafencity, herrscht nun Stillstand und Ödnis, der geplante
245-Meter-Wolkenkratzer hat erst knapp ein Drittel der Höhe erreicht.
Gleiches gilt für eine Baulücke in der Stuttgarter Fußgängerzone, die Benko
mit Einzelhandel und Büros füllen wollte. Ihm ist ganz offenkundig, auch
wenn es nicht zugegeben wird, das Geld ausgegangen. Denn die Baukosten sind
allgemein gestiegen, die Immobilienpreise aber tendenziell nicht. Dabei
widerspricht doch das Benkos Konzept: kaufen, bauen, verkaufen.
„Österreich ist ja so klein“, sagt ein Wiener Oppositionspolitiker im
Gespräch mit der taz, „das könnt ihr Deutschen gar nicht verstehen.“ Jeder
kenne jeden, man komme da gar nicht unerkannt aneinander vorbei. Und je
kleiner das Land, umso wilder die Storys.
## Dicke mit allen
Benko hatte vor allem die Politiker der ÖVP-FPÖ-Vorgängerregierung
befreunderlt. Mit dem gegelten Jungblender Sebastian Kurz war er ganz dick,
als dieser Bundeskanzler war. Ebenso mit dem damaligen Vizekanzler
Heinz-Christian Strache von der rechtsrechtsextremen FPÖ. Doch auch
Sozialdemokraten wurden von Benko bedacht, so sitzt der frühere
SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer im Aufsichtsrat in zumindest einer der
vielen Sigma-Unterfirmen.
Sebastian Kurz, den viele weiterhin liebevoll den „Basti“ nennen, ist unter
anderem wegen manipulierten und vom Staat bezahlten Umfragen gefallen,
[2][in Wien muss er sich gerade in einem Strafprozess verantworten].
[3][Heinz-Christian Strache (Spitzname HC) stürzte über das hinlänglich
bekannte Ibiza-Video], das ihn als recht schmierigen Fantasten zeigte, dem
eine angebliche russische Oligarchen-Nichte große Teile der
Krone-Boulevardzeitung abkaufen wollte. Korrupt und dumm ist eine häufige,
aber keine gute Mischung.
Erst warf die FPÖ ihn aus der Partei, dann warf seine Frau ihn aus dem
Haus. Strache darf als erledigt gelten, Kurz aber nicht. Dieser äußert sich
auffallend oft, dass eine Rückkehr in die Politik ausgeschlossen sei. Er
ist jetzt global tätiger Unternehmer und Berater für dies und das und hat
einige seiner Vertrauten von einst mitgenommen in sein hippes Büro der „SK
Management GmbH“ am Wiener Ring.
Kurz jedenfalls soll mit Benko in letzter Zeit in ferne Länder gejettet
sein, um von potenziellen Investoren die eine oder andere Million oder
Milliarde für das bröckelnde Imperium Signa einzusammeln. Hat aber wohl
nicht geklappt. Freunderl dürften die beiden aber dennoch bleiben.
Gemeinsam steigt man auf und ab. Sollte sich Benko nicht doch im eigenen
Unternehmen als unentbehrlich erweisen, weil nur er bei den verschachtelten
Konstrukten – verschiedenste Immobilien, Handel und auch Beteiligungen an
österreichischen Medien – durchblickt, so dürfte ihm ein Schreibtisch bei
Bastis SK Management sicher sein.
7 Nov 2023
## LINKS
[1] /Super-Hochhausprojekt-in-Hamburg/!5969181
[2] /Oesterreichs-Exkanzler-vor-Gericht/!5963900
[3] /Ibiza-Affaere-in-Oesterreich/!5796763
## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Österreich
Immobilienbranche
Immobilien
GNS
Immobilienmarkt
Immobilienmarkt
Signa
Signa
Österreich
Signa
René Benko
Immobilienbranche
Stadtentwicklung Hamburg
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Firmenimperium von René Benko: Signa Holding beantragt Insolvenz
Eine Last-Minute-Suche nach Investoren blieb erfolglos: Die
Dachgesellschaft ist zahlungsunfähig und kündigt eine Restrukturierung an.
Staatsanwaltschaft Wien ermittelt: Nationalratspräsident unter Druck
Eine Tonaufnahme setzt Wolfgang Sobotka unter Druck. Die Staatsanwaltschaft
prüft die Vorwürfe, er will trotz Kritik im Amt bleiben.
Immobilienkonzern in der Krise: Senat glaubt an Signa
Der Immobilienriese und Galeria-Eigentümer stoppt alle Bauprojekte in
Berlin. Der Senat hält an den Planungen am Hermannplatz und Ku’damm fest.
Immobilien- und Warenhauskonzern in Not: Das Kartenhaus bricht zusammen
Die Krise Signas könnte das Aus für die umstrittenen Großprojekte am
Ku'damm und Hermannplatz bedeuten. Aber auch das Ende
Galeria-Karstadt-Kaufhofs.
Immoblienmogul Benko gefeuert: Eigentümer gegen „Wunderwuzzi“
Ein wankendes Imperium, Baustellen, auf denen nicht gearbeitet wird: Nun
haben Investoren Immobilienmogul Benko entmachtet. Signa liegt in Trümmern.
Super-Hochhausprojekt in Hamburg: Stillstand beim Elbtower
Der Wolkenkratzer an den Hamburger Elbbrücken wird vorläufig nicht
weitergebaut. Die Baufirma wartet, weil der Investor Rechnungen nicht
bezahlt hat.
Spekulation mit Immobilien: Das Spiel mit der Aufwertung
Signa-Gründer René Benko kauft gern Kaufhäuser in Innenstadtlage. Das
Kaufhausgeschäft interessiert dabei wenig, es geht um den Wert der
Immobilien.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.