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# taz.de -- Immobilien- und Warenhauskonzern in Not: Das Kartenhaus bricht zusa…
> Die Krise Signas könnte das Aus für die umstrittenen Großprojekte am
> Ku'damm und Hermannplatz bedeuten. Aber auch das Ende
> Galeria-Karstadt-Kaufhofs.
Bild: Angesichts der drohenden Signa Pleite ist auch die Zukunft von Galeria-Ka…
Berlin taz | Lange schien der Siegeszug des [1][Immobilien- und
Einzelhandel-Moguls René Benko] unaufhaltsam. Gegen alle politischen
Widerstände konnte sein Unternehmen Signa bislang ihre prestigeträchtigen
Hochhausprojekte in Berlins besten Lagen vorantreiben. Doch nun droht der
österreichische Milliardär an seinem eigenen Geschäftsmodell zu scheitern.
In der Immobilienkrise macht das hochverschuldeten Firmengeflecht
Millionenverluste, immer mehr Investor:innen wenden sich von Benko ab.
Drohen nun Bauruinen und eine neue Galeria-Pleite?
Derzeit überschlagen sich die Schreckensnachrichten aus Benkos
Immobilienimperium. Erst vergangene Woche wurden d[2][ie Bauarbeiten am
Hamburger Elbtower] eingestellt, am Freitag berichtete das Handelsblatt von
einem internen Brandbrief, in dem die Gesellschafter des Konzerns Benko
dazu aufforderten, sich bis auf Weiteres aus dem operativen Geschäft
zurückzuziehen und an den Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zu übergeben.
Am Montag berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass Commerz Real
die Zusammenarbeit mit Signa beim gerade im Bau befindlichen
Mynd-Hochhausprojekt am Alexanderplatz aufkündigt. Erst im Juni hatte Signa
die Immobilie an die Fondsgesellschaft verkauft, kümmerte sich aber bislang
noch um die Projektentwicklung.
„Es hat sich bestätigt, wovor wir seit Jahren gewarnt haben“, sagt Katalin
Gennburg, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion der taz.
„Dass ihn jetzt seine treuesten Wegbereitern rausschmeißen wollen, zeigt,
wie dramatisch die Lage sein muss.“
## Krise vorprogrammiert
Eine offizielle Stellungnahme Signas zu den Entwicklungen steht noch aus.
Auch auf taz-Anfragen reagierte der Konzern bislang nicht. Fest steht,
Signa steckt tief in der Krise und benötigt dringend frisches Kapital, da
ansonsten die Zahlungsunfähigkeit droht.
„Signas Wachstumskurs war nur möglich, weil man Immobilien sehr aggressiv
bewertet hat“, sagt Wirtschaftswissenschaftler und Signa-Experte Leonhard
Dobusch der taz. [3][Signa kaufte Immobilien in guten Lagen zu günstigen
Preisen, steigerte sie im Wert, und nahm auf deren Grundlage Kredite für
neue Projekte auf]. Ein schuldenfinanzierter Wachstumskurs, „der nur mit
niedrigen Zinsen funktioniert“, erklärt Dobusch.
Mit steigenden Zinsen und hohen Baukosten brechen die Immobilienbewertungen
ein, was zu Schwierigkeiten führt, an neues Geld zu kommen. „Die größte
Gefahr ist, dass Signa auslaufende Kredite nicht mehr refinanzieren kann“,
sagt Dobusch. Ziehen dann noch verunsicherte Investor:innen Kapital ab,
wäre auch eine Insolvenz nicht ausgeschlossen.
Ob es in Berlin auch zu Baustopps kommen wird, ist noch unklar. Ein
Glücksfall dürfte sein, dass sich Signas ambitionierteste Projekte, zwei
Hochhausbauten am Hermannplatz und am Kurfürstendamm, noch in der
Planungsphase befinden (siehe Kasten).
## Kooperation in der Kritik
Pikant ist, dass gerade der Senat die Planung für die beiden Projekte
vorantreibt. In beiden Fällen stellt dieser gerade einen „vorhabenbezogener
Bebauungsplan“ auf. Dabei handelt es sich um ein beschleunigtes Verfahren,
das besonders auf die Bedürfnisse von Investor:innen zugeschnitten ist.
Grundlage für das Entgegenkommen des Senats war ein umstrittener Deal mit
Signa im Zuge der ersten Galeria-Insolvenz 2020. Im Gegenzug für den Erhalt
von vier von der Schließung der bedrohten Filialen sicherte der Senat zu,
die Planung für drei umstrittene Großprojekte voranzutreiben, die an
Widerständen in Politik und Verwaltung zu scheitern drohten.
„Der Senat muss die Zusammenarbeit mit Signa beenden“, fordert Julian
Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen.
Vorhabenbezogene Bebauungspläne erforderten finanzstarke und verlässliche
Partner, so Schwarze. Zu erwarten sei, dass Signa die Immobilien nach
Abschluss des Bebauungsplanverfahrens ohnehin verkaufen wird, um an Kapital
zu kommen.
Durch die Schaffung von Baurecht werden diese nämlich enorm im Wert
gesteigert. „Der Senat unterstützt damit Signas marodes Geschäftsmodell“,
kritisiert Schwarze. Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) gab
sich im Stadtentwicklungsausschuss am Montag wenig handlungsfreudig und
kündigte an, die Situation bei Signa zunächst prüfen zu wollen.
## Galeria in Gefahr
Mit der Krise der Immobiliensparte verdüstern sich auch die
Zukunftsaussichten für Galeria. Erst im Mai wurde das zweite
Insolvenzverfahren innerhalb von drei Jahren beendet, Signa sagte
Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe zu, um den Warenhauskonzern zu
sanieren. Fraglich ist, ob Signa diese Zusagen einhalten wird.
Katalin Gennburg fordert daher, sich schon jetzt auf den Worst-Case
vorzubereiten. „Der Stadtentwicklungssenator sollte sich ernsthafte
Gedanken machen, wie er die Innenstädte vor dem Zusammenbruch Signas
schützt.“ Um Arbeitsplätze zu sichern schlägt Gennburg vor, die Warenhäus…
zu rekommunalisieren.
6 Nov 2023
## LINKS
[1] /Immoblienmogul-Benko-gefeuert/!5970771
[2] /Super-Hochhausprojekt-in-Hamburg/!5969181
[3] /Spekulation-mit-Immobilien/!5925353
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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