# taz.de -- Firmenimperium von René Benko: Signa Holding beantragt Insolvenz | |
> Eine Last-Minute-Suche nach Investoren blieb erfolglos: Die | |
> Dachgesellschaft ist zahlungsunfähig und kündigt eine Restrukturierung | |
> an. | |
Bild: Stillgelegte Signa-Baustelle Elbtower in Hamburg | |
WIEN taz | Nun ist es offiziell: Die Signa Holding des österreichischen | |
Investors René Benko meldet Insolvenz an. Seit Wochen befand sich die | |
Immobiliengruppe im Abwärtsstrudel, nun scheiterte offenbar auch eine | |
Last-Minute-Suche nach Investoren. | |
Am Mittwochvormittag beantragte die Signa Holding, Dachgesellschaft von | |
Hunderten Tochterfirmen, am Handelsgericht Wien die Annahme eines | |
Sanierungsplans. „Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen | |
Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige | |
Restrukturierung des Unternehmens“, heißt es in einer Pressemitteilung. | |
Wie seit längerem bekannt, leidet Signa unter enormen Liquiditätsproblemen. | |
Mehrere [1][Großbaustellen wie der Hamburger Elbtower stehen seit Wochen | |
still], weil offene Rechnungen nicht beglichen werden können. Schon am | |
Donnerstag wird eine 200 Millionen schwere Anleihe fällig, bis Jahresende | |
bräuchte die Signa rund 500 Millionen Euro für ausstehende Zahlungen. | |
Bereits am vergangenen Freitag hatte die erste Signa-Tochter, die Signa | |
Real Estate Management Germany, Insolvenz am Amtsgericht | |
Berlin-Charlottenburg eingereicht. | |
Als Ursachen für die Insolvenz nennt Signa in der aktuellen | |
Pressemitteilung äußere Umstände. Der Retailbereich, vor allem der | |
stationäre Einzelhandel, sei „in den letzten Jahren aufgrund externer | |
Faktoren in Europa stark unter Druck geraten“. Auch im Immobilienbereich | |
hätten sich „externe Faktoren“ negativ ausgewirkt, heißt es weiter – | |
gemeint ist wohl das Ende der Nullzinspolitik. | |
## Kaufhauskette Galeria droht dritte Insolvenz | |
Eigene Fehler räumt das Unternehmen nicht ein, nähere Informationen zu den | |
Hintergründen und weiteren Schritten gab es auf taz-Anfrage nicht. Wie | |
Benko selbst halten sich auch die Signa-Eigentümer und Geldgeber seit | |
Wochen bedeckt. | |
Experten wie der deutsche Ökonom Gerrit Heinemann rechnen damit, dass nun | |
in kürzester Zeit auch andere große Signa-Töchter in den Konkurs gehen | |
könnten. Etwa die Signa Prime, wo die Filetstücke wie der Hamburger | |
Elbtower oder das Park Hyatt Vienna liegen. Auf der Kippe steht auch | |
[2][die Kaufhauskette Galeria, die nun zum dritten Mal in Insolvenz | |
rutschen könnte]. | |
Unklar ist weiterhin die Rolle von Österreichs Ex-Kanzler Alfred | |
Gusenbauer, einem Sozialdemokraten, der dem Signa-Holding-Aufsichtsrat | |
vorsaß. Dort sitzt neben Bankvertretern – unter anderem ehemalige führende | |
Mitarbeiter von Raiffeisen Bank International und Bank Austria, beides | |
große Geldgeber der Signa – auch die frühere Vizekanzlerin Susanne | |
Riess-Hahn (ehem. FPÖ). | |
Warum offenbar niemand im Aufsichtsrat die Probleme, die sich seit langem | |
ankündigten, kommen sah, könnte künftig auch die Gerichte beschäftigen. | |
Medienberichten zufolge erwägen mehrere Gläubiger, [3][rechtlich gegen | |
Benko vorzugehen]. Die Rede ist von Insolvenzverschleppung, da sich | |
finanzielle Schwierigkeiten bereits im Vorjahr angekündigt haben: 505 | |
Millionen Euro habe der Verlust der Holding betragen, berichtete das | |
Magazin News unter Verweis auf den noch unveröffentlichten Jahresabschluss | |
2022. Die Verbindlichkeiten seien im selben Zeitraum von 634 Millionen auf | |
knapp 2 Milliarden angestiegen. | |
Ungemach könnte auf René Benko auch im Parlament zukommen. Die | |
Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ planen einen Untersuchungsausschuss, der | |
die mögliche Bevorzugung ÖVP-naher Milliardäre überprüfen will. Namentlich | |
genannt wurde bei der Ankündigung auch Benko, der für seine guten | |
Beziehungen zu Ex-Kanzler Sebastian Kurz bekannt ist. Kurz wiederum zählt | |
offenbar selbst zu den Gläubigern – er bekam eine Provision für das Keilen | |
von Investoren nur teilweise ausbezahlt. 1,5 Millionen Euro sind noch offen | |
von insgesamt 2,5 Millionen, die Kurz bekommen soll. | |
In einer früheren Version des Textes wurde Susanne Riess-Hahn irrtümlich | |
als ÖVP-Politikerin bezeichnet. Sie war stattdessen bei der FPÖ. Außerdem | |
stand im Text, dass Sebastian Kurz Geld an Signa verliehen habe. | |
Stattdessen beruhen seine Ansprüche auf einer nur teilweise ausgezahlten | |
Provision. Darüber hinaus stimmte nicht, dass der Insolvenzverwalter in | |
Person von Arndt Geiwitz bereits feststünde. Der Wirtschaftsprüfer Geiwitz | |
hatte Anfang November den Vorsitz des Beirats und des | |
Gesellschafter-Komitees der Familie Benko Privatstiftung übernommen. Die | |
Insolvenzverwalter werden allerdings noch bestimmt; derzeit buhlen | |
Kandidaten in drei Ländern um die lukrativen Posten. | |
29 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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