# taz.de -- Fußballverbot für Rechtsextremisten: Rechtsaußen vom Platz geste… | |
> Der Fußballverband von Sachsen-Anhalt schließt Eintracht Gladau vom | |
> Spielbetrieb aus. Rechtsextremisten haben den Verein in Sachsen-Anhalt | |
> übernommen. | |
Bild: Für Eintracht Gladau soll es künftig weder Heim- noch Auswärtsspiele g… | |
Wegen „rechtsextremer Unterwanderung und Gewaltvorfällen“ hat der | |
Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) am Mittwoch den Kreisoberligisten | |
Eintracht Gladau ausgeschlossen. „Es besteht ein Rechtsrisiko“, räumt der | |
FSA-Präsident Holger Stahlknecht ein. Er geht davon aus, dass sich der | |
Verein juristisch wehren wird, aber: „Wenn dem Gericht unsere Begründung | |
nicht ausreicht, müssen wir darüber reden, wie man sich in einer wehrhaften | |
Demokratie denn gegen rechtsextremistische Kräfte wehren soll.“ | |
Stahlknecht, der zehn Jahre CDU-Innenminister von Sachsen-Anhalt war, | |
spricht von einem klaren Zeichen, das man gesetzt habe. Ein 32-seitiges | |
Dokument hat der FSA am Mittwoch verbreitet, das auf der Recherche des | |
Landessportbundes (LSB) fußt. Aber die Initiative zum Ausschluss, betont | |
Stahlknecht, reklamiere er für sich. | |
Die letzte größere Aufregung um den Verein gab es vor sieben Jahren. Damals | |
[1][nahm Eintracht Gladau Dennis Wesemann auf,] der zuvor bundesweit für | |
Schlagzeilen sorgte, weil er mit mehreren von auch dem Verfassungsschutz | |
bekannten Rechtsextremisten den FC Ostelbien Dornburg gegründet hatte. | |
Wesemann, einst Mitglied der rechtsextremen Magdeburger Hooliganvereinigung | |
„Blue White Street Elite“, vertreibt Kleider mit gewaltverherrlichenden | |
Motiven. Auch Baseballschläger mit der Aufschrift „Zahnfee“ kann man bei | |
ihm bestellen. | |
[2][Der FC Ostelbien verbreitete in seinem Umkreis eine Atmosphäre der | |
Angst.] Ausländische Spieler wurden drangsaliert, es kam zu | |
Gewaltvorfällen, Schiedsrichter traten in den Streik. Der Verein wurde vom | |
Fußballverband und Landessportbund ausgeschlossen. [3][Das Landgericht | |
Magdeburg wies eine Klage vom FC Ostelbien zurück.] Fast das Gleiche hat | |
sich nun beim DSC Eintracht Gladau wiederholt. Stahlknecht sagt: „Der | |
Verein hat geglaubt, Wesemann integrieren zu können. Er ist einem großen | |
Irrtum aufgesessen.“ | |
## Vereinsputsch durch Wesemann | |
Über die Jahre wechselten im hohen einstelligen Bereich, wie ein Insider | |
berichtet, Spieler vom verbotenen FC Ostelbien zu Gladau. Und deren Spiele | |
wurden zunehmend zum Treff der rechtsextremen Szene. Gerade in den letzten | |
Monaten ist einiges geschehen. Im Juni kam es zu einem Vereinsputsch. Der | |
alte Vorstand wurde abgewählt, Dennis Wesemann und seine Kameraden | |
übernahmen. Das Vereinswappen wurde mit neuen Farben designt. | |
Schwarz-weiß-rot wie die Reichsflagge und mit Zahlen in altdeutscher Optik. | |
Bei einem vereinsinternen Spiel, das eher nicht zufällig 8:8 endete, sollen | |
laut Augenzeugenberichten Zuschauer Hitlergrüße gezeigt und Pyros gezündet | |
haben. Vom zuständigen Fußballkreisverband soll ein Präsidiumsmitglied als | |
Linienrichter ausgeholfen haben. Das Geschehene behielt er für sich. Auf | |
der untersten Organisationsebene des Fußballs scheint es in Sachsen-Anhalt | |
ein Problem zu geben. FSA-Präsident Stahlknecht sagt dazu: „Wir müssen | |
Individualgespräche führen.“ | |
Der LSB prüft nun auch ein Ausschlussverfahren. Das institutionelle | |
Procedere dafür ist nur komplizierter als beim FSA. Die Gefahr, dass sich | |
Wesemann und Co erneut einen Verein kapern, bliebe aber bestehen. | |
LSB-Präsidentin Silke Renk-Lange sagt: „Wir können nicht verhindern, dass | |
sie sich wieder auf den Weg machen.“ Sie plädiert dafür, Ehrenamtliche im | |
Breitensport besser zu qualifizieren, um sie für ihre schwierigen Aufgaben | |
besser zu wappnen. Ansonsten drohe die Gefahr, dass sich niemand mehr für | |
solche Ämter zur Verfügung stelle. Sie erinnert auch an die Atmosphäre der | |
Angst in Gladau. | |
Bedroht haben sich in den letzten Jahren auch die gegnerischen Teams der | |
Eintracht Gladau gefühlt. In dem FSA-Dokument ist ein Schreiben eines | |
Vereins enthalten, der im September um polizeiliche Begleitung vor der | |
Begegnung mit Gladau bat. Dort heißt es: „Leider traut sich niemand etwas | |
zu unternehmen. Die Schiedsrichter, der Kreisfußballverband Jerichower Land | |
und die Vereinsangehörigen haben Angst vor den potenziellen Konsequenzen, | |
die ihnen durch Spieler und Angehörige der DSG Eintracht Gladau blühen. | |
Eine namentliche Nennung schließen die Geschädigten aus, da sie eben zu | |
viel Angst davor haben, nächtliche ungebetene Besuche zu erhalten.“ | |
9 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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