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# taz.de -- Islamismus und Fußball: Sie wollen die Moderne auslöschen
> Der tödliche Hass von Islamisten trifft Konzerte und Festivals. In Berlin
> folgt der TuS Makkabi dem Rat, zunächst alle Wettbewerbe ausfallen zu
> lassen.
Bild: Gedenken: In der Terrornacht von Paris 2015 war auch ein Anschlag auf das…
Dieses Mal war es ein Rave. Es sind beinah immer Orte und Veranstaltungen,
die etwas mit der Liebe zum Leben zu tun haben, die sich islamistische
Terroristen als Ziele ausgesucht haben. Nach dem Überfall auf die Besucher
des Rave-Festivals in der Wüste Negev zogen [1][die Terroristen der Hamas]
weiter durch israelische Ortschaften, töteten, vergewaltigten, entführten
Menschen von der Straße weg oder in ihren Wohnungen. Ein antisemitisches
Pogrom. Es gehört zum Hass dieser Leute, dass sie Menschen dort angreifen,
wo diese leben, im öffentlichen Raum, der doch allen gehört. Doch außerdem
wollen Islamisten Juden vertreiben, auslöschen.
In Berlin folgt der [2][TuS Makkabi] dem Rat, zunächst alle Wettbewerbe
ausfallen zu lassen: keine Ligaspiele, keine Wettkämpfe in anderen
Sportarten. Die Gefahr, [3][dass jüdische Sportler angepöbelt werden], ist
sehr realistisch. Und die Gefahr, dass noch Schlimmeres passieren kann als
Pöbeleien, ist auch da.
Der Fußball gehört zu den schönen Dingen des Lebens, die von Islamisten
gehasst werden. Vor acht Jahren, 2015, suchten sich Attentäter ein
Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland in Paris als Ziel aus. Bei
der WM 1998 in Frankreich wurden Anschlagspläne auf ein Vorrundenspiel in
Marseille vereitelt: Terroristen wollten gezielt englische Nationalspieler
ermorden. Die Authentizität dieser Pläne gilt mittlerweile als sicher; die
Journalisten Adam Robinson („Terror on the Pitch“, 2002) und Jürg Altwegg
(„Ein Tor, in Gottes Namen“, 2006) haben darüber gründlich recherchiert.
Es gibt noch mehr Beispiele, und beinah immer ist es eine Hassliebe, die
Terroristen und andere Islamisten ausleben, wenn sie Konzerte,
Einkaufsmärkte, Festivals oder Sportveranstaltungen überfallen. Die gelten
ihnen als hassenswerte Erscheinungen des Westens, in denen Menschen ihre
Bedürfnisse ausleben, Spaß haben und vielleicht auch einmal Haut zeigen.
Und zugleich bekämpfen diese Leute ihre eigenen Begierden, die sie glauben,
hassen zu müssen, und die sie doch haben – weil sie Menschen sind.
## Kicken und töten
Die fünf Männer, die bei der WM 1998 ein Massaker anrichten wollten, waren
Fans des französischen Erstligisten Olympique Marseille. Von Bin Laden, dem
Kopf und Finanzier der Anschläge von Nine-Eleven 2001, weiß man, dass er
manchmal zu Heimspielen von Arsenal London ging, und die Attentäter,
[4][die 2015 die Charlie Hebdo-Redaktion sowie die Kunden eines jüdischen
Supermarktes ermordeten], hatten ihren Plan fünf Jahre zuvor bei einem
gemeinsamen Fußballspiel entwickelt.
Das ist viel Fußballbezug für Menschen, die doch alles, was das Leben schön
machen könnte, töten und eliminieren möchten. Selbsthass kann man das
Phänomen wohl nennen.
Ohne Antisemitismus kommt dieser Hass selten aus. Auf Juden und Jüdinnen
wird all das projiziert, was abgelehnt wird. Das Ziel, das mit dem
barbarischen Terrorkrieg, der aktuell stattfindet, verfolgt wird, findet
sich im Kulturkampf.
Die Hamas-Kämpfer, die Menschen demütigen, vergewaltigen, entführen und
abschlachten, suchen nicht den Anschluss an die politische Architektur des
21. Jahrhunderts. Noch weniger verlangen sie Respekt oder Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben. Sie wollen keine ernstzunehmende zeitgenössische
politisch-militärische Kraft sein. Ihr Projekt ist die Vernichtung der
Moderne, die Auslöschung aller Fortschritte der Gesellschaft, die
Eliminierung all dessen, was Menschen unternehmen, um ein schöneres Leben
zu haben. Das ist Kultur, das ist Sport, und diesmal war es ein
Rave-Festival.
12 Oct 2023
## LINKS
[1] /Jerusalem-nach-Angriff-der-Hamas/!5962425
[2] https://tus-makkabi.de/
[3] /Antisemitismus-im-Fussball/!5962091
[4] /Bataclan-Prozess-startet/!5795588
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Kolumne Über den Ball und die Welt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Fußball
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Antisemitismus
Bataclan
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