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# taz.de -- Terrorpläne in Deutschland: Aussteiger re-radikalisiert sich
> In Duisburg hat die Polizei einen vorbestraften Islamisten festgenommen.
> Er soll einen Anschlag auf eine pro-Israel-Demonstration geplant haben.
Bild: Duisburg, 24.10.: Beamte stehen auf dem Hof des Hauses, in dem der Verdä…
Bochum taz | Nordrhein-westfälische Sicherheitsbehörden haben
möglicherweise einen Terroranschlag auf eine pro-israelische Demonstration
vereitelt. „Es besteht der Anfangsverdacht der Verabredung zu einem
Verbrechen – Mord“, sagte der Sprecher der ermittelnden
Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, Holger Heming, der taz. Zuvor hatten
Spezialkräfte der Polizei am Dienstagabend eine Wohnung im Duisburger
Dellviertel gestürmt und dabei [1][einen 29-Jährigen verhaftet,] der
bereits wegen Mitgliedschaft in der Terrororganisation „Islamischer Staat“
vorbestraft ist.
Nicht offiziell bestätigen wollte Heming dagegen Medienberichte, wonach der
Tarik S. genannte deutsche Staatsbürger mit einem LKW, auf den er einfachen
Zugriff gehabt haben soll, [2][in eine „israelische Veranstaltung“ fahren
wollte]. Noch werde beschlagnahmtes Material ausgewertet. „Erst danach ist
klar, was wir als dringenden Tatverdacht bejahen können“, sagte der
Oberstaatsanwalt.
Dennoch weckt das Szenario Erinnerungen an den [3][Anschlag auf den
Weihnachtsmarkt am Berliner Berreitscheidplatz] im Dezember 2016. Dabei
hatte der islamistische Attentäter Anis Amri einen Sattelzug in eine
Menschenmenge gesteuert. 13 Menschen starben, mindestens 67 weitere wurden
zum Teil schwerst verletzt.
Im aktuellen Fall seien Hinweise auf Tarik S. „im Rahmen der
internationalen Zusammenarbeit“ erfolgt, erklärte
Staatsanwaltschafts-Sprecher Heming. Auch Nordrhein-Westfalens
Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte Informationen, wonach ein
ausländischer Geheimdienst entscheidender Tippgeber war: „Wir haben das
sehr ernst genommen“, sagte Reul. „Die internationale Zusammenarbeit
funktioniert.“ Vor seiner Festnahme habe sich Tarik S. über Anschlagsziele
„in Bezug auf pro-israelische Demos informiert“, erklärte der Minister.
Nach bisherigem Kenntnisstand sei der Beschuldigte „Einzeltäter“.
## Kampfname „Osama der Deutsche“
Auch von deutscher Seite sei Tarik S. „sehr engmaschig beobachtet“ worden,
erfuhr die taz aus Sicherheitskreisen. „Er galt als Gefährder höchster
Stufe“, heißt es. Schließlich war der ursprünglich aus der Region Bielefeld
stammende Mann schon 2013 über die Türkei nach Syrien gereist, hatte sich
dort dem „Islamischen Staat“ angeschlossen.
Unter dem dem Kampfnamen „Osama Al Almani“ (Osama der Deutsche) diente der
damals erst 20-Jährige der Terrororganisation dort zunächst als Werbefigur.
Mit einem Sturmgewehr ausgestattet warb er in IS-Videos für „das
Märtyrertum“, rief bei Facebook zu Anschlägen auch in Deutschland auf. In
einem weiteren Video posierte er neben der Leiche eines Enthaupteten.
Weil er sich unerlaubt von seiner Einheit entfernt haben soll, fiel er beim
IS später aber in Ungnade und kehrte 2016 nach Deutschland zurück. Dort
nahm ihn die Polizei bei seiner Einreise am Frankfurter Flughafen umgehend
fest. 2017 wurde Tarik S. vom Oberlandesgericht Düsseldorf wegen seiner
IS-Mitgliedschaft zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren verurteilt. Die
Strafe wurde vollständig vollstreckt.
Der Anwalt des Beschuldigten, Mutlu Günal, der offenbar zunächst von einer
Verwechselung ausgegangen war, betonte, Tarik S. habe erfolgreich an einem
Aussteigerprogramm teilgenommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es dazu, der
Festgenommene habe zeitweise tatsächlich „als gefestigt“ gegolten. Nachdem
ihm die Niederlande aber verweigert hätten, bei seiner dort wohnenden Frau
und Tochter zu leben und er im Juni diesen Jahres auch noch seinen Job
verloren habe, sei bei Tarik S. eine Re-Radikalisierung, ein „Rückfall in
alte Muster“ beobachtet worden.
Am Mittwochnachmittag hat die ermittelnde Generalstaatsanwaltschaft
Düsseldorf erneut Haftbefehl gegen den Terrorverdächtigen beantragt. Ein
Haftrichter folgte dem Antrag nur eine Stunde später. Rechtsanwalt Günal
erklärte, er habe mittlerweile mit seinem Mandanten telefonieren können:
„Er möchte sich derzeit auf mein Anraten schweigend verteidigen und steht
für eine Vernehmung nicht zur Verfügung.“
25 Oct 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Islamismus
Terroranschlag
Antisemitismus
Duisburg
Angriff
Islamismus
Europäische Union
Kolumne Über den Ball und die Welt
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Antiimperialismus
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