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# taz.de -- Nach Anschlag in Frankreich: Höchste Alarmstufe ausgerufen
> Drei Jahre nach dem Attentat auf Samuel Paty stirbt ein Lehrer durch
> einen wohl dschihadistischen Angriff. Der mutmaßliche Täter war
> behördenbekannt.
Bild: Nach dem Attentat folgten Bombendrohungen, das Louvre-Museum in Frankreic…
Paris taz | In Frankreich herrscht nach einem Attentat in Arras im Norden
des Landes höchste Alarmstufe. Die Polizeipatrouillen und Bewachungen von
besonders gefährdeten Einrichtungen wurde verstärkt, wegen Bombendrohungen
wurde am Samstag das Schloss von Versailles geräumt und das Louvre-Museum
für Besucher geschlossen.
Bisher hat der Tatverdächtige von Arras bei der Befragung durch die Polizei
geschwiegen. Laut Zeugen aber soll er „Allahu akbar“ gerufen haben, als er
am Freitagvormittag im Schulhof des Lycée Gambetta den Französischlehrer
Dominique Bernard mit einem Messer angriff und dabei so schwer verletzte,
dass dieser noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb.
Ob der Angriff in direktem Zusammenhang mit dem derzeit wieder akut
[1][aufgeflammten Konflikt im Nahen Osten] besteht, ist bisher unklar. Am
Montag jährt sich zudem zum dritten Mal [2][das Attentat von
Conflans-Sainte-Honorine], wo am 16. Oktober 2020 ein junger
tschetschenischer Islamist den Geschichtslehrer [3][Samuel Paty]
enthauptete.
Wie auf diversen Video online zu sehen ist, hatte Bernard versucht, auf den
Angreifer einzureden. Auch ein zweiter Lehrer und ein Schulhofmeister
versuchten zu intervenieren und wurden dabei erheblich verletzt.
## Mutmaßlicher Täter stammt aus Inguschetien in Russland
Die sogleich alarmierte Polizei traf bereits wenige Minuten danach am
Tatort ein und konnte in der Nähe den mutmaßlichen Täter festnehmen. Der
war den Behörden bekannt: Der 20-jährige Mohammed M., der früher diese
Mittelschule besucht hatte, wurde als Gefährder überwacht. Damit ist er
nicht der Einzige seiner aus [4][dem russischen Inguschetien] zugewanderten
Familie: Ein älterer Bruder ist wegen Terrorismus in Haft, ein jüngerer
wurde am Freitag, angeblich in der Nähe einer Schule, ebenfalls
festgenommen. Acht der derzeit zwölf Personen, die sich wegen des Attentats
am Freitag in Polizeihaft befinden, sind Mitglieder derselben Familie. Die
Behörden hatten offenbar vergeblich versucht, diese Familie nach Russland
abzuschieben.
Das führt zu Diskussionen um die Gesetzgebung, die den Umgang mit als
Sicherheitsrisiko eingestuften Personen regelt: Sie untersagte die
Rückschaffung des 20-Jährigen Mohammed M., weil der vor dem 13. Lebensjahr
nach Frankreich gekommen war. Innenminister Gérald Darmanin fordert nach
polemischer Kritik von rechts eine „systematische Abschiebung von
Gefährdern“, obschon er weiß, dass dafür Regeln bestehen und die
betroffenen Länder außerdem ihre Zustimmung für eine zwangsweise
Rückschaffung geben müssen. Auf der Liste der als „Fiche S“ – als
Sicherheitsrisiko – registrierten Dschihadisten und anderer Mitglieder
extremistischer Gruppen stehen rund 10.000 Personen.
Besonders groß ist der Schock im Bildungssystem, weil in Arras erneut ein
Lehrer Opfer eines wohl dschihadistischen Attentats ist. Mit Paty und jetzt
Bernard sei die laizistische Schule der Republik angegriffen worden,
schreiben diverse Medien. Die Vorstellung, dass Lehrer*innen als solche
im Visier islamistischer Terroristen stehen, ist für viele erschreckend.
15 Oct 2023
## LINKS
[1] /Angriff-auf-Israel/!5963412
[2] /Islamistischer-Mordanschlag/!5719982
[3] /Populismus-und-Islamismus/!5754686
[4] /Flucht-aus-Russland-nach-Georgien/!5905889
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
Dschihadismus
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Terror
Hassprediger
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kolumne Starke Gefühle
Kolumne Über den Ball und die Welt
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