# taz.de -- Was bringt Technologischer Fortschritt?: Gemeinnützige Forschung s… | |
> Wissenschaft war lange auf Fortschritt aus. Das muss sich ändern, sagt | |
> Forscherin Schaper Rinkel – vor allem wegen Klimakrise und | |
> Digitalisierung. | |
Bild: Petra Schaper Rinkels Ziel: Künstliche Intelligenz als zentrale Technolo… | |
Technologien haben seit Jahrhunderten wirtschaftlichen Wohlstand und | |
gesellschaftlichen Fortschritt angetrieben. Aber dieses Modell kommt im | |
Zeitalter des Anthropozäns, des erschöpften Planeten, zu einem Ende. Für | |
eine nachhaltige Zukunft wird es nötig sein, die Wissenschaft auf ihre | |
Basics zurückzuführen und große algorithmische Plattformen in öffentlicher | |
Regie aufzubauen, sodass sie Prinzipien der Gemeinnützigkeit und nicht des | |
Profits folgen. | |
Diese Argumentation von Petra Schaper Rinkel, Professorin für | |
Wissenschafts- und Technikforschung des digitalen Wandels an der | |
Universität Graz, steht im Mittelpunkt des neuen Jahrbuchs des Austrian | |
Institute of Technology (AIT). Das Buch wurde jetzt zur europäischen | |
Wissenschaftskonferenz „[1][European Forum Alpbach]“ (EFA) im beschaulichen | |
Tirol vorgestellt. | |
Schaper Rinkel nimmt die Herausforderungen und Defizite der doppelten | |
Transformation durch digitalen und ökologischen Wandel in Blick, die beide | |
sowohl Krisenphänomen als auch Rettungsansatz verkörpern. Interessant ist | |
die Sichtweise der österreichischen Forscherin, das Theoretische mit dem | |
Praktischen zu verbinden. Sie sieht die Wissenschaft weltweit, vor allem | |
aber in den Industriestaaten, auf einem fatalen Irrweg der | |
Nutzenorientierung. „Insgesamt ist das aktuelle Wissenschaftsverständnis | |
eine absurde Engführung auf das unmittelbar Erreichbare“, kritisiert | |
Schaper Rinkel. | |
Viel Arbeit zur Umsteuerung also in den Elfenbeintürmen. Aber richtig hart | |
wird es bei der digitalen Transformation, die über die Wirtschaft hinaus | |
auch das private Leben und die demokratisch-politischen Verhältnisse | |
beeinflusst. Schon die Forschung ist falsch gelagert, wie Schaper Rinkel am | |
Beispiel der großen EU-Flagship-Projekte darstellt, die jeweils mit einer | |
Milliarde Euro die Themen Graphene, Quantentechnologie und Human Brain | |
Computing untersuchen. | |
## Neue Wege in die digitale Zukunft | |
„Es fehlen Initiativen, die algorithmische Systeme – Künstliche Intelligenz | |
– als zentrale Technologie der Gegenwart adressieren“, sagt Schaper Rinkel. | |
Kein Projekt widme sich in dieser Größenordnung „dem Aufbau eines offenen | |
und öffentlichen Innovationssystems algorithmischer Plattformen“, obwohl | |
gerade hier die höchste Wertschöpfung erzielt werde. Hinzu komme die | |
infrastrukturelle Bedeutung. | |
Hier müssten völlig neue Wege in die digitale Zukunft vorgedacht und | |
vorbereitet werden, betont die Grazer Innovationsforscherin. [2][Statt | |
Regulierung der privaten US-Plattformen] gehe es um den „Aufbau offener, | |
öffentlicher Plattformtechnologien für eine europäische Öffentlichkeit“. | |
Die Welt, die Demokratie und das Klima werden aus Sicht von Schaper Rinkel | |
„nur gerettet werden können, wenn KI eine öffentliche Infrastruktur wird, | |
die aus den Wissenschaften und aus den Künsten heraus entwickelt und aktiv | |
genützt wird“. | |
17 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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