| # taz.de -- Theaterschaffende*r über Symposium: „Queeres Umschreiben“ | |
| > Das Hamburger Symposium „Cruising Mythology“ setzt der patriarchalen | |
| > Erzählstruktur der griechischen Mythologie queer-feministische Konzepte | |
| > entgegen. | |
| Bild: Patriarchale Erzählungen: Odysseus und die Darstellung „Polyphem wird … | |
| taz: Lynn Takeo Musiol, was stört Sie an der Erzählung der griechischen | |
| Mythologie? | |
| Lynn Takeo Musiol: In der Regel greift man dabei auf eine patriarchale | |
| Erzählstruktur zurück, die man schon in der Antike wiederfindet. Darunter | |
| fällt eine [1][toxische Männlichkeit] ebenso wie eine binäre | |
| Geschlechterordnung. Männer werden oft als heroisch dargestellt, während | |
| Frauen als hysterisch gelten oder so erzählt werden. Sie sind Objekte, die | |
| entführt, vergewaltigt oder verheiratet werden. Es gibt aber durchaus auch | |
| Figuren, die vielseitiger interpretierbar sind und sich aus dieser | |
| Binarität herauslösen. An diesen Punkten möchten wir ansetzen. | |
| Was erzählt die [2][Antike] über unsere Gegenwart? | |
| Die Antike wurde als Erzählung benutzt, um eine patriarchale und | |
| hierarchische Gesellschaft zu rechtfertigen. Mit den Erzählungen vom | |
| Ursprung der Demokratie und der Zivilisation, ist sie Teil eines sehr | |
| problematischen Selbstbildes. Die patriarchale Erzählweise, die wir | |
| aufgreifen, erzählt etwas über unsere Wirklichkeit. In ihr zeigt sich eine | |
| problematische lineare Fortschrittserzählung in das Jetzt. In eine | |
| Gegenwart, in der die Strukturen, die wir ansprechen, immer noch bestehen. | |
| Sie sprechen im Untertitel von Unterwanderung und Überwucherung. Was meinen | |
| Sie damit? | |
| Es geht darum, die tradierten Erzählungen zu sprengen, sie zu überwuchern. | |
| Wir wollen auf eine freche Weise unsere eigene Geschichte erzählen: eine | |
| lustvolle Unterwanderung bestehender Narrative, könnte man sagen. | |
| Was ist das Konzept des Symposions? | |
| Wir feiern ein Symposion im griechischen Sinne. Es gibt Essen, Vorträge, | |
| Performances. Dabei betrachten wir die mythologischen Figuren aus queeren | |
| und feministischen Blickwinkeln. | |
| An welche Figur denken Sie zum Beispiel? | |
| Ein Beispiel ist Artemis, die Göttin der Jagd. Sie lebt auf einer Insel im | |
| Einklang mit der Natur. Gleichermaßen wird sie allerdings dafür bestraft, | |
| dass sie keine Lust auf gesellschaftliche Konvention hat. Wir erzählen an | |
| ihr die Geschichte einer autonomen und eigenständigen Frau. Man könnte das | |
| als einen Ansatz oder eine Strategie des queeren Umschreibens und des | |
| lustvollen Weiterschreibens bezeichnen. Immer vor dem Hintergrund der | |
| Frage: Was können wir von diesen Figuren lernen? Was können wir mit ihnen | |
| erzählen? | |
| Wie ist das Symposion aufgebaut? | |
| Wir haben fünf Veranstaltungen, die sich um Moiren, Artemis und um | |
| Odysseus, Pandora und Skylla drehen. Es wird also nicht nur um | |
| queer-feministische Themen gehen, sondern auch um kritische Männlichkeit. | |
| Das ist wichtig, da das eine ohne das andere nicht funktioniert. | |
| Es soll auch Workshops geben, um was geht es dabei? | |
| Mit dabei ist beispielsweise der [3][„Fuck Yeah Sexshop“] aus Hamburg, der | |
| einen Workshop zur Körperwahrnehmungen und einen DIY-Kurs für Sextoys | |
| anbietet. Außerdem mit dabei ist caner teker mit einem queeren Workshop zum | |
| Thema „Queer Intimacies“. Die [4][Hamburger Initiative Parks] beschäftigt | |
| sich mit der Frage, wie zukünftig Städte eigentlich aussehen müssen, damit | |
| sie lebensfähig sind. Dabei geht es unter anderem um queere | |
| Gemeinschaftsgüter. Das heißt, wir probieren unsere gewonnenen Erkenntnisse | |
| gleich aus. | |
| 15 Sep 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Toxische-Maennlichkeit/!t5542659 | |
| [2] /Antike/!t5017801 | |
| [3] /Sexshopkollektiv-ueber-Sexshop-Gruendung/!5522575 | |
| [4] https://hallohallohallo.org/projects/parks/ | |
| ## AUTOREN | |
| Paul Weinheimer | |
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