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# taz.de -- Streit um den Industriestrompreis: Wernekes guter Punkt
> Der Industriestrompreis birgt sozialen Sprengstoff. Warum Geld in
> Unternehmen stecken, wenn das Dienstleistungsgewerbe zugucken muss?
Bild: Frank Werneke, Vorsitzender der Gewerkschaft verdi
Die Gewerkschaften sind beim Industriestrompreis gespalten. Während die
Industriegewerkschaften schon lange dafür trommeln, warnte nun der Chef der
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, vor einer Einführung. Es
habe „enorme Sprengkraft“, wenn Mindestlohnempfänger*innen 35 Cent
pro Kilowattstunde zahlen müssten, während die Großindustrie mittels
staatlicher Subventionen nur 5 oder 6 Cent zahle, erklärte Werneke. Recht
hat er.
Bisher schien die Sache einfach: Während Bundeskanzler Olaf [1][Scholz und
die FDP] den Industriestrompreis ablehnen, sind die SPD-Bundestagsfraktion
und die Grünen dafür. Pro schien also wirtschaftspolitisch links, Kontra
rechts zu sein. Doch bei genauerem Hinschauen wird es komplizierter. Die
Unternehmenslobby ist sich selbst nicht einig. Während die mittelständische
Wirtschaft den Industriestrompreis eher ablehnt, sprechen sich viele
Industrieverbände für eine Subventionierung aus.
Sie haben sich mit IG Metall und IG BCE sowie dem DGB in der [2][Allianz
pro Brückenstrompreis] zusammengeschlossen. Denn was die
Industriegewerkschaften einen Pakt mit den Unternehmensverbänden eingehen
lässt, ist die Sorge um Jobs in der energieintensiven Industrie und damit
auch um ihre eigenen Mitgliederzahlen. Ihr Eigeninteresse an einem
Industriestrompreis ist nachvollziehbar. Doch davon haben die
Kassier*innen und Pflegekräfte, für die Werneke spricht, nichts.
Zudem verdienen sie in der Regel ohnehin deutlich weniger als Angestellte
in der Industrie. Insofern kann man diesen Beschäftigten in den
Supermärkten und in der Pflege, die in der Pandemie noch beklatscht wurden,
kaum überzeugend vermitteln, warum Milliarden an Steuergeldern in die
Industrie gesteckt werden sollen, während sie selbst zusehen müssen,
[3][wie sie mit der Inflation zurechtkommen]. Und genau da liegt die
soziale Sprengkraft beim Industriestrompreis, wie Verdi-Chef Werneke es
formuliert. Genau das ist das entscheidende politische Argument gegen ihn.
12 Sep 2023
## LINKS
[1] /SPD-Fraktion-fordert-Industriestrompreis/!5951191
[2] /Subventionen-fuer-Unternehmen/!5954816
[3] /Folgen-der-Inflation/!5917273
## AUTOREN
Simon Poelchau
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