Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Causa Rubiales: Zwischen Tradition und Moderne
> An der Kuss-Affäre spalten sich Spaniens Gemüter entlang der politischen
> Haltung. Für oder wider Fortschritt, soziale Gerechtigkeit und
> Frauenrechte.
Bild: Unterstützung für Spaniens Nationalspielerin Jenni Hermoso in Madrid am…
Es geht längst um mehr als nur Fußball. Die Causa Luis Rubiales spiegelt
die Reibungen, die die spanische Gesellschaft nahezu diametral spalten in
einem Land mitten im echten progressiven Umbruch. Politiker und Medien
haben sich für oder gegen Rubiales positioniert. Denn der Fall nach dem
WM-Sieg der Spanierinnen spielt sich parallel zu einer erneuten Hängepartie
zwischen der konservativen Volkspartei (PP) und den Sozialisten (PSOE) ab.
Fast hat man den Eindruck, als sei die Affäre eine Rückrunde, ein
Nachklapp der Pattsituation, die aufgrund der vorgezogenen Parlamentswahlen
Ende Juli besteht. Allen Prognosen nach hätten die Wahlen Spanien einen
Rechtsruck bescheren sollen, denn die [1][PP von Alberto Núñez Feijóo]
will nur mit der rechtsextremen Vox koalieren. Zusammen lagen sie ganz
vorne in den Umfragen.
Obwohl Feijóo in der Tat die meisten Stimmen erhielt, hat jetzt der
Sozialist [2][Pedro Sánchez die besten Karten], erneut eine
linksprogressive Regierungskoalition zu stellen. Genauso gut sind die
Karten für die progressiven medialen, sozialen und politischen Stimmen, für
die Fußballerinnen, die in der [3][Kussaffäre Rubiales–Hermoso] für Respekt
und Gleichberechtigung gegenüber Frauen kämpfen. Es geht um eine soziale
und politische Modernisierung der Gesellschaft.
Konservative Medien und rechte Stimmen sprechen seit Tagen von einer
„politischen Jagd“ auf Rubiales. Nicht nur er, auch der umstrittene
[4][Jorge Vilda, Trainer des Weltmeisterteams], steht im Zuge der aktuellen
Affäre kurz vor dem Aus. Eine Pro-Rubiales-Kampagne verkündet sinngemäß
das Credo: Warum sollen jetzt Dinge verboten sein, die immer so waren
beziehungsweise wir immer so gemacht haben? Damit ist ganz offensichtlich
auch ein nicht einvernehmlicher Kuss gemeint.
In Kommunen, in denen Vox und PP regieren, wurden jüngst Theaterstücke
verboten, die häusliche Gewalt verurteilen. Tradition versus Modernität,
darum geht es in der Spaniens Öffentlichkeit bewegenden Debatte. Die
Vorreiterrolle hinsichtlich der sozial gerechten und feministischen
Reformen hat sich die spanische Regierung unter Sánchez innerhalb der
Europäischen Union längst verdient. Dabei kamen diese Reformen nicht aus
dem Nirgendwo.
Erinnern Sie sich an die spontanen und parteifernen Proteste in Spanien
2011/2012, die unter anderem soziale und politische Missstände
kritisierten? Die Causa Rubiales zeigt erneut: So wie bisher darf es nicht
weitergehen. Wird die spanische Kussaffäre nun eine europaweite soziale und
politische Kettenreaktion des Respekts gegenüber Frauen und eine sozial
gerechte Politik auslösen? Zu begrüßen wäre es. 2024 ist Europawahljahr –
mit der Prognose eines Rechtsrucks.
2 Sep 2023
## LINKS
[1] /Spanischer-Experte-ueber-rechte-Medien/!5948310
[2] /Ergebnis-der-Parlamentswahlen-in-Spanien/!5948979
[3] /Nach-Uebergriff-beim-WM-Finale/!5951211
[4] /Verwerfungen-im-spanischen-Nationalteam/!5881487
## AUTOREN
Gemma Teres Arilla
## TAGS
Spanien
VOX
Gewalt gegen Frauen
Sexismus
Pedro Sánchez
Kommentar
Frauen-Fußball-WM 2023
EU-Außenminister
Wochenendkrimi
Fußball
Schwerpunkt #metoo
Spanien
Spanien
Spanien
VOX
Spanien
Pride Parade
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Kuss für Annalena Baerbock:: Kroatischer Minister äußert sich
Gordan Grlic Radman wird wegen seiner Geste scharf kritisiert. Er sei sich
des „unangenehmen Moments“ nicht gleich bewusst gewesen, sagt der
Amtskollege Baerbocks.
Letzter „Tatort“ aus Mainz: Ein Stalker zum Abschied
Der vorerst letzte Tatort aus Mainz zeigt das Vorgehen von Stalkern in
technologisch entwickelten Zeiten. Und, was das mit den Opfern machen kann.
Machismo in Spanien: Francos Erbe
Der Fall Rubiales legt die Spaltung des Landes offen. Es geht um kulturelle
Hegemonie. Doch auch innerhalb der Konservativen tun sich Risse auf.
Rücktritt von Luis Rubiales: Der Kampf geht weiter
Der Rücktritt des spanischen Zwangsküssers war überfällig. Doch bis zur
Gleichstellung nicht nur von Sportlerinnen ist es noch ein weiter Weg.
Spanischer Fußballpräsident tritt zurück: Nur ein Kopf einer Hydra
Rubiales tritt nach langem Zaudern vom Amt des spanischen
Fußballpräsidenten zurück. Der Druck des Weltverbands dürfte entscheidend
gewesen sein.
Vor der Regierungsbildung in Spanien: Der Preis ist heiß
Carles Puigdemont fordert die Anerkennung der katalanischen
Unabhängigkeitsbewegung. Regierungschef Sánchez zeigt sich
verhandlungsbereit.
Nach Übergriff beim WM-Finale: Der Macho und die Frauen
Der übergriffige Kuss von Rubiales sorgt noch immer für Wirbel. Die
Reaktionen zeigen: Spaniens Gesellschaft ist weiter als viele ihrer
Vertreter.
Parlamentswahl in Spanien: Kann man in Spanien noch urlauben?
Aus der Wahl am Sonntag könnte eine Regierung mit der rechtsextremen Vox
hervorgehen. Wie es dazu kommen konnte – und was die Partei vorhat.
Spanischer Experte über rechte Medien: „Es droht das Ende der Vielfalt“
Private TV-Sender in Spanien haben rechtes Wording übernommen, sagt Paco
Audije. Es werde sich mehr ändern, wenn PP und VOX bei der anstehenden Wahl
gewinnen.
LGBTI-Fest in Madrid: Bürgermeister bremst Pride
Madrids Bürgermeister legt den Pride-Veranstaltern Steine in den Weg. Ein
Konzert auf dem zentralen Platz wurde kurzfristig abgesagt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.