# taz.de -- LGBTI-Fest in Madrid: Bürgermeister bremst Pride | |
> Madrids Bürgermeister legt den Pride-Veranstaltern Steine in den Weg. Ein | |
> Konzert auf dem zentralen Platz wurde kurzfristig abgesagt. | |
Bild: Teilnehmer der Pride in Madrid am 3. Juli | |
MADRID taz | Madrid feiert seit Mittwoch das größte Fest der Stadt: den | |
Orgullo oder auch [1][LGBTI-Pride]. Dieses Jahr beginnt die Festwoche | |
gleich mit Ärgernissen. Denn Bürgermeister José Luis Martínez Almeida legt | |
den Organisatoren von Mado, einem Zusammenschluss aus Schwulen-, Lesben- | |
und Transorganisationen sowie den Gastronomie- und Kulturverbänden der | |
beteiligten Stadtteile, Steine in den Weg, wo es nur geht. | |
Die Auflagen Almeidas von der Partido Popular, der in Koalition mit den | |
Rechtsliberalen von Ciudadanos und der Unterstützung der rechtsextremen VOX | |
regiert, würden „die Wegbarkeit der Feiern beeinträchtigen“, beschwert si… | |
Mado wenige Stunden vor Festbeginn. „Aus Gründen, die nicht in der | |
Verantwortung der Veranstalter liegen“, musste am ersten Tag gar ein | |
Konzert auf der zentralen Plaza del Rey (Platz des Königs) – oder Plaza de | |
las Reinas (Platz der Königinnen), wie er das Fest über heißt – abgesagt | |
werden. | |
„Dies ist nur ein weiteres Beispiel für den Ernst der Lage“, beschwerte | |
sich die Elektropop-Sängerin Belenciana, die von der Stornierung betroffen | |
ist. „Sie versuchen den normalen Ablauf des beliebtesten Fests in Madrid | |
nach und nach einzuschränken.“ | |
Almeida weiß, was seine rechtsradikalen Unterstützer wünschen. Seit er 2019 | |
die Stadtverwaltung übernahm, hängt während der Orgullo-Tage keine | |
[2][Regenbogenfahne] mehr am Rathaus. Für VOX ist diese „das Symbol einer | |
Lobby“. | |
## Almeidas Politik gegen alles Diverse | |
Und Almeida schiebt immer wieder verwaltungstechnische Gründe vor. So sei | |
das Konzert aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt worden, weil sich in der | |
Nähe eine Baustelle befinde. Die Konzerte auf einem weiteren Platz im | |
LGBTI-Viertel Chueca und auf der riesigen Plaza de España dürfen abgehalten | |
werden, allerdings unter starken Auflagen. | |
Um 2 Uhr 30 muss Schluss sein, sonst droht eine Strafe und der Entzug aller | |
städtischen Zuschüsse. Dies wird mit dem „Schlaf der Anwohner“ begründet… | |
obwohl der Platz vor allem von Bürogebäuden und Hotels voller Orgullo-Gäste | |
umgeben ist. | |
In den vergangenen Jahren war die Lärmverordnung ausgesetzt worden – „aus | |
sozialen, wirtschaftlichen Gründen“ und weil das Fest dem Ansehen der Stadt | |
diene. Denn der Orgullo ist nicht irgendein Großereignis: Um die 2 | |
Millionen Besucher strömen aus Spanien und aller Welt in dieser Woche nach | |
Madrid – für viele die LGBTI-Hauptstadt in Europa. Hotel- und | |
Gaststättengewerbe sowie Einzelhandel verbuchen 400 Million Euro Umsatz. | |
Almeidas Politik gegen alles Diverse trifft auch andere. Seit 18 Jahren | |
feiern Muslime aus Bangladesch das Opferfest Aid ul-Adha mit einem | |
öffentlichen Gebet auf einem Sportplatz im Viertel Lavapiés. Dieses Jahr | |
erhielten sie keine Genehmigung. | |
6 Jul 2022 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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