| # taz.de -- Kindertherapeutin über Zukunftangst: „Das Problem sind die Erwac… | |
| > Isca Salzberger-Wittenberg musste als Kind eines Rabbiners vor den Nazis | |
| > fliehen. Die 100-Jährige versteht gut, dass die Klimajugend protestiert. | |
| Bild: Isca Salzberger-Wittenberg in ihrem Londoner Wohnzimmer | |
| Isca Salzberger-Wittenberg empfängt mich in ihrem schönen alten Haus im | |
| Londoner Stadtteil Golders Green. Sie sitzt in einem gemütlichen Sessel mit | |
| Blick auf Büsche und Bäume im Garten. Auf dem Wohnzimmerboden stehen noch | |
| etliche Vasen mit Blumen und unter der Decke klebt ein goldener Luftballon | |
| – Überbleibsel von ihrem 100. Geburtstag im März. Die freundliche alte Dame | |
| beantwortet meine Fragen mit großer Ausdauer, manchmal fragt sie auch | |
| interessiert zurück und erkundigt sich nach dem Leben in Deutschland. | |
| wochentaz: Sie sind seit über 70 Jahren Kinder-Psychotherapeutin und Sie | |
| interessieren sich sehr für das Weltgeschehen. Was halten Sie von den | |
| aktuellen Protesten junger Leute gegen die Klimapolitik ihrer Regierungen? | |
| Isca Salzberger-Wittenberg: Die verstehe ich sehr gut. Die Zukunft dieser | |
| Jugendlichen ist wegen des Klimawandels gefährdet. Ich mache mir große | |
| Sorgen um meine Enkel und Urenkel. Es wird Dürren geben und Hunger und | |
| viele Flüchtlingsbewegungen. Viele Leute nehmen das Thema nicht ernst. Wir | |
| beuten die Natur und unsere Lebensgrundlagen aus. Das ist sehr | |
| deprimierend. | |
| Protestierende Jugendliche, die in Deutschland und in Großbritannien | |
| Straßen blockieren, werden von manchen als Kriminelle bezeichnet. | |
| Das ist absurd. Sie setzen sich doch für die Zukunft unseres Planeten ein. | |
| Das Problem sind die Erwachsenen, die den Klimawandel und die | |
| Umweltzerstörung verdrängen, nicht die protestierenden Jugendlichen. | |
| Psychotherapeuten berichten, dass viele Kinder und Jugendliche heute | |
| depressiv werden, weil sie Zukunftsängste haben. War das immer schon so? | |
| [1][Nein, das ist eine neue Entwicklung.] Früher hatten Jugendliche auch | |
| viele Probleme. Viele hatten Gemütsschwankungen, sie nahmen Drogen oder sie | |
| tranken zu viel. Die meisten Jugendlichen haben eine schwierige Zeit. Sie | |
| gehen durch so viele Veränderungen mit ihrem Körper und in ihrem Leben. Das | |
| war früher nicht anders als heute. Aber die verbreitete Zukunftsangst ist | |
| neu. | |
| Sie haben in den 70er Jahren eine Beratungsstelle für Jugendliche an der | |
| bekannten Londoner Tavistock-Klinik mitbegründet. Warum war Ihnen das | |
| wichtig? | |
| Ich wollte, dass Jugendliche einfach einen Termin machen und sich beraten | |
| lassen können. Das Angebot gibt es heute noch. Sie bekommen aber nur drei | |
| Termine. [2][Danach entscheiden die Therapeuten, ob eine längerfristige | |
| Therapie sinnvoll ist.] Nach drei Sitzungen kann man gut feststellen, ob | |
| jemand die eigene Situation ernsthaft verbessern möchte. | |
| Sie selbst sind in den 20er und 30er Jahren in Frankfurt aufgewachsen. | |
| Rückblickend könnte man sagen: Als jüdisches Mädchen hätten Sie allen Grund | |
| für Zukunftsängste gehabt. | |
| Ich hatte eine glückliche Kindheit. Meine beste Freundin war ein | |
| christliches Mädchen: Hannelore. Sie lebte mit ihrer Familie bei uns im | |
| Haus und wir hatten viel Spaß. Ich war die jüngste Tochter des Rabbiners | |
| Georg Salzberger. Die Leute kamen mit allen ihren Problemen zu ihm. Ich | |
| mochte es nicht so sehr, dass immer fremde Leute bei uns zu Hause waren. | |
| Aber ich liebte die jüdischen Festtage, Pessach zum Beispiel. Da durften | |
| wir lange aufbleiben und es wurde viel gesungen. Außerdem machten wir | |
| schöne Urlaubsreisen in die Berge. In unserem Haus waren auch interessante | |
| Menschen zu Gast, der Religionsphilosoph Martin Buber zum Beispiel. Auch | |
| mit dem Psychoanalytiker und Philosophen Erich Fromm waren meine Eltern | |
| befreundet. Sie haben sich sogar im Haus seiner Familie kennengelernt. | |
| 1933 kamen die Nazis an die Macht. Was änderte sich für Sie? | |
| Es begann schleichend. Plötzlich musste ich Angst haben, dass mich | |
| christliche Schulkinder vom Fahrrad schubsten. Auf den Litfaßsäulen waren | |
| judenfeindliche Bilder und Schlagzeilen. Wir lernten schnell, den Mund zu | |
| halten, um uns und unsere Familien nicht zu gefährden. Dann durften wir | |
| plötzlich nicht mehr ins Theater gehen, Geschäfte wurden angegriffen, und | |
| die ersten Bekannten emigrierten. Während unserer letzten beiden Jahre in | |
| Frankfurt hatte ich immer Angst, dass sie uns abholen und töten würden. Ich | |
| konnte die Erwachsenen nicht verstehen, die sagten, das würde alles | |
| vorbeigehen. | |
| Erinnern Sie sich an die Novemberpogrome 1938? | |
| Ja, es war die Hölle. In der sogenannten Kristallnacht wurden beide | |
| Synagogen, an denen mein Vater Rabbiner war, von den Nazis angezündet. Mein | |
| Vater lief frühmorgens hin, aber er konnte nichts mehr ausrichten. Neben | |
| unserem Haus war ein jüdisches Jugendheim mit großen Glasfenstern. Die | |
| wurden eines Nachts eingeworfen. Meine Eltern waren nicht da, und wir drei | |
| Schwestern hatten große Angst. Ein anderes Mal kam die Gestapo auch zu | |
| unserem Haus. Sie sagten zu uns: „Jetzt werdet ihr zum ersten Mal lernen, | |
| was arbeiten bedeutet.“ Sie zwangen uns, die Bücher meines Vaters aus dem | |
| Fenster in den Hof zu werfen. Das waren sehr wertvolle religiöse Bücher. | |
| Danach nahm der Terror weiter zu. | |
| Ihr Vater wurde ins KZ Dachau gebracht. | |
| Zunächst hatte er sich versteckt und wurde von der SS gesucht. Unser | |
| Telefon wurde abgeschaltet. Meine Mutter war mit uns Kindern alleine. Mein | |
| Vater stellte sich, weil er dachte, dass es für seine Familie besser wäre. | |
| In Dachau musste er nachts in der Kälte draußen stehen, er wurde | |
| schrecklich geschlagen. Er hat uns nie detailliert davon erzählt. Aber er | |
| hat berichtet, dass ein jüdisches Quartett musizieren musste, während die | |
| Gefangenen geschlagen wurden. | |
| Wie konnte Ihr Vater aus Dachau freikommen? | |
| Einige Gemeindemitglieder hatten ihm eine gefälschte Arbeitserlaubnis für | |
| Amerika besorgt. Deshalb ließen ihn die Nazis wieder frei. Sie wollten uns | |
| einfach nur loswerden. Als er herauskam, hatte er eine schwere | |
| Lungenentzündung. Ich hatte, während er weg war, jeden Tag ängstlich am | |
| Fenster gestanden und auf den Postboten gewartet, der den Nachbarn kleine | |
| Schachteln mit der Asche ihrer Angehörigen gebracht hatte. Zum Glück kam es | |
| mit ihm nicht so weit. | |
| Warum sind Sie erst 1939 aus Deutschland geflohen? | |
| Mein Vater, der ja Rabbiner war, sagte: „Der Kapitän verlässt als Letzter | |
| das sinkende Schiff.“ Und das, obwohl er wusste, was die Nazis vorhatten, | |
| weil er „Mein Kampf“ gelesen hatte. Erst nachdem er aus Dachau | |
| wiedergekommen war, wollte er mit uns fliehen. Er musste sich jede Woche | |
| bei der Gestapo melden. Es dauerte noch vier Monate, bis wir nach England | |
| ausreisen konnten. Es war eine schlimme Zeit. Wir mussten Listen mit allen | |
| unseren Sachen schreiben. Sie sagten, unseren Besitz würden wir | |
| wiederbekommen, aber natürlich ist alles weg. Ich half meiner Mutter, unser | |
| Visum für England zu organisieren. Das konnte ich, weil an meiner jüdischen | |
| Grundschule der Unterricht komplett auf Englisch gewesen war. Wir mussten | |
| Leute in Großbritannien finden, die für uns bürgten, dass wir dem Staat | |
| nicht zur Last fallen würden. Wir fanden sie schließlich in der jüdischen | |
| Gemeinde in London, und so konnten wir an Ostern 1939 mit einem kleinen | |
| Koffer pro Person und meinem Cello nach London fliegen. Als wir in der Luft | |
| waren, sagte mein Vater: „Jetzt kannst du ihnen auf den Kopf spucken!“ | |
| Wie wurden Sie von den Engländern aufgenommen? | |
| Sie waren sehr freundlich. Wenn ich sagte, dass ich aus Deutschland komme, | |
| sagten sie: „Die Deutschen sind so tüchtig.“ Das war vor dem Überfall auf | |
| Polen. Danach galten wir vielen als Feinde, obwohl wir ja aus Deutschland | |
| geflüchtet waren. Die Engländer ignorierten, dass in Deutschland Juden | |
| gejagt und ermordet wurden. Ich verstehe das nicht, denn Churchill und die | |
| Regierung wussten über die Verbrechen in den KZ Bescheid. Mein Vater wurde | |
| Rabbiner der liberalen jüdischen Gemeinde in Belsize in Nordwest-London. | |
| Dort lebten sehr viele aus Deutschland geflohene Juden, er predigte auf | |
| Deutsch. Es war ein wenig so wie in Frankfurt: Die Leute hatten große | |
| Probleme, ihren Alltag zu bewältigen, es gab viel Trauer und viel Schmerz. | |
| Aber es gab auch viel Wärme und Verbundenheit. | |
| Sie waren 16, als Sie emigrierten. Was haben Sie damals gemacht? | |
| Das Jewish Refugee Committee besorgte mir eine Ausbildung als | |
| Kinderkrankenschwester. Danach studierte ich Sozialwissenschaften in | |
| Birmingham. In den 50er Jahren gehörte ich zu den Ersten, die an der | |
| Tavistock-Klinik Kinderpsychotherapie studierten. Ich hatte berühmte Lehrer | |
| wie Esther Bick und John Bowlby. | |
| Ihre Schwester ist 1962 mit 44 Jahren gestorben. Sie haben dann ihre beiden | |
| Kinder großgezogen. | |
| Sie hatte mich vor ihrem Tod darum gebeten. Es war nicht einfach, neben | |
| meinem Beruf die beiden Jungs großzuziehen. Sie waren damals zwei und acht | |
| Jahre alt. Ich habe auch den Mann meiner Schwester geheiratet. | |
| Das ist erstaunlich. | |
| Wir haben uns sehr gut verstanden. Er war ein sehr freundlicher, ruhiger | |
| Mann. | |
| Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihren Erfahrungen mit den Nazis und | |
| Ihrer Entscheidung, Psychotherapeutin zu werden? | |
| Ich wollte eine Antwort auf die Frage finden, wie aus guten Freunden | |
| plötzlich Feinde werden konnten. Ich habe das am eigenen Leib erlebt. Die | |
| christlichen Kinder haben uns plötzlich angespuckt, wenn wir ihnen auf dem | |
| Weg zur Schule entgegenkamen. Mein Vater hatte viele nichtjüdische | |
| Bewunderer. Ich konnte nicht verstehen, dass die Leute uns plötzlich | |
| hassten und verfolgten. Wie können Menschen so grausam sein und solche | |
| Verbrechen begehen? | |
| Haben Sie eine Antwort gefunden? | |
| In der Psychotherapie wissen wir, dass alle Menschen zwei Seiten in sich | |
| tragen, eine liebevolle und eine grausame oder gleichgültige. Als | |
| Therapeutin versuche ich den Patientinnen und Patienten nahezubringen, | |
| beide Seiten zu verstehen und nichts zu verdrängen. Die Psychoanalyse | |
| lehrte mich, dass wir alle versuchen, andere zu beschuldigen, und dass wir | |
| unsere eigenen destruktiven Aspekte auf andere projizieren. Das kann | |
| Beziehungen belasten, aber auch zu Angriffen auf Fremde und sogar zum | |
| Völkermord führen. Wir müssen daran arbeiten, im Anderen das gemeinsame | |
| Menschliche zu sehen, statt ihm gefürchtete und schmerzliche Aspekte | |
| unseres Selbst zuzuschreiben. | |
| Machen die traumatischen Erfahrungen Ihrer Kindheit Sie zu einer besseren | |
| Therapeutin? | |
| Das möchte ich so nicht sagen. Aber wenn man selbst Schmerz erlebt hat, | |
| kann man den Schmerz der anderen vielleicht besser verstehen und ihnen | |
| helfen, ihn zu akzeptieren. | |
| Sie haben 50 Jahre lang Säuglingsbeobachtung für angehende Therapeuten | |
| unterrichtet. Dabei mussten die Studierenden zwei Jahre lang einmal in der | |
| Woche mehrere Stunden lang ein Baby beobachten. Warum? | |
| Säuglingsbeobachtung ist eine wundervolle Sache. Die Studierenden gehen zu | |
| den Familien nach Hause und beobachten das Baby, was es macht und wie die | |
| Eltern mit ihm interagieren. Sie dürfen sich nicht einmischen, sie müssen | |
| die kleinsten Veränderungen beobachten und später im Seminar darüber | |
| berichten. Die Fähigkeit zu beobachten ist essenziell für Therapeuten. | |
| Wie hat sich der Umgang mit Säuglingen im Laufe der Zeit verändert? | |
| Als ich in England Kinderpflegerin gelernt habe, durften wir die Säuglinge | |
| nicht auf den Arm nehmen und trösten, wenn sie geweint haben. Das empfand | |
| ich als grausam. Ich bin nur in dieser Kinderstation geblieben, weil es | |
| einen kleinen Jungen gab, den ich ins Herz geschlossen hatte und den ich | |
| nicht im Stich lassen wollte. Heute ist es zum Glück selbstverständlich, | |
| dass man sich möglichst liebevoll um ein Baby kümmert. | |
| Arbeiten Sie heute noch als Therapeutin? | |
| Ich habe noch vier erwachsene Patienten, drei davon kommen schon sehr lange | |
| regelmäßig zu mir nach Hause. Eigentlich müssten sie nicht mehr kommen, | |
| aber sie wollen es. Während des Covid-Lockdowns haben wir die Sitzungen am | |
| Telefon gemacht. [3][Eine weitere Langzeitpatientin kommt seit einiger Zeit | |
| nicht mehr.] Sie hat akzeptiert, dass sie jetzt allein an ihren Problemen | |
| arbeiten muss. Ihre Abneigung gegen Beziehungen mit Männern hat sich | |
| geändert, und jetzt, mit 72 Jahren, hat sie geheiratet. | |
| Fühlen Sie sich nach mehr als 80 Jahren in Großbritannien als Britin? | |
| Nein, überhaupt nicht. Aber ich freue mich über die britische | |
| Staatsbürgerschaft und bewundere die Demokratie dieses Landes. Die | |
| britische Demokratie ist aber leider heute in Gefahr. Die Regierungspartei | |
| macht viele Fehler, aber es steht mir nicht zu, das öffentlich zu | |
| kritisieren. | |
| Wo fühlen Sie sich zu Hause? | |
| Nirgends, aber am ehesten noch in Israel. Ich war sehr oft da. In Israel | |
| wird mehr Wert auf die emotionale Gesundheit älterer Leute gelegt als in | |
| Großbritannien. | |
| Einige junge Britinnen und Briten möchten wegen des Brexits die deutsche | |
| Staatsbürgerschaft annehmen. Wenn sie vor den Nazis geflüchtete Vorfahren | |
| haben, geht das unkompliziert. Ist das in Ihrer Familie ein Thema? | |
| Meine Enkelkinder denken tatsächlich darüber nach, und ich finde es völlig | |
| in Ordnung. Die Deutschen haben sich so verändert und viel dazugelernt. Die | |
| meisten sind heute Demokraten. Viele junge Deutsche kommen hierher und | |
| helfen im Jüdischen Flüchtlingskommittee mit. Deutschland ist heute ein | |
| guter Ort, auch für jüdische Menschen. Und Deutschland ist auch offen für | |
| Flüchtlinge, das ist sehr gut. | |
| In Ihrem jüngsten Buch sagen Sie, dass es wichtig ist, sich mit Trennungen, | |
| Leid und Tod auseinanderzusetzen. Wie schaffen Sie das selbst? | |
| Mein anstehender Tod macht mich sehr betroffen. Die Natur und die Bäume | |
| trösten mich. Wenn ich Blumen und Pflanzen sehe, den Vögeln zuhöre, die | |
| Wolken beobachte, fühle ich mich dem Leben verbunden und freue mich, dass | |
| es weitergehen wird, wenn ich nicht mehr da bin. Außerdem mache ich | |
| weiterhin einiges, was ich sehr liebe. Zum Beispiel treffe ich interessante | |
| Menschen und spiele jeden Tag Klavier. Ich denke dann an nichts anderes. | |
| Erst vor zwei Jahren habe ich wieder mit dem Klavierspielen angefangen. | |
| Davor hatte ich Cello gespielt, aber das schwere Cello konnte ich nicht | |
| mehr halten. | |
| Sie haben für die Neuauflage Ihres Buches ein zusätzliches Kapitel | |
| geschrieben: „Noch älter und dem Tode nahe“. Warum war Ihnen das wichtig? | |
| Sehr alte Menschen müssen mit so vielen Verlusten klarkommen: Verlust der | |
| Unabhängigkeit, Verlust von Freunden und Kollegen. Es ist schwer, mit dem | |
| Gefühl des Ausgeschlossenseins klarzukommen. Zum Beispiel, weil man nicht | |
| mehr gut hören oder sehen kann oder weil man einen Rollstuhl benötigt. | |
| Wie haben Sie Ihren 100. Geburtstag gefeiert? | |
| Meine Kinder haben ein wunderbares Konzert organisiert. Ein Cellist, dem | |
| ich vor vielen Jahren eine Ausbildung finanziert habe, hat für mich | |
| gespielt. Wir haben ein Straßenfest für die Nachbarn gemacht. Und ich habe | |
| so viele Blumen bekommen. King Charles und Queen Camilla haben eine schöne | |
| Karte geschickt. | |
| Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie niemals 100 Jahre alt werden | |
| wollten. | |
| Ich wollte keine Invalidin werden, und jetzt bin ich es doch in gewisser | |
| Weise. Ich benötige einen Rollstuhl, um das Haus zu verlassen. Das war mir | |
| zunächst peinlich, weil ich dachte, die Leute denken, dass ich kein aktives | |
| Leben mehr führen kann. Ich habe es tatsächlich erlebt, dass Leute meine | |
| Pflegerin angesprochen haben, statt mit mir zu reden. Ich muss auf so | |
| vieles verzichten. Es fühlt sich manchmal an, als sei ich wieder in meine | |
| Kindheit zurückgeworfen. Aber meine Neugier auf Menschen hat nicht | |
| nachgelassen, und ich liebe meine Arbeit. Ich bin ein sehr positiv | |
| gestimmter Mensch. Ich habe schlimme Zeiten erlebt, aber ich habe auch sehr | |
| viel Glück gehabt in meinem Leben. | |
| 15 Jul 2023 | |
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