Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Verdrängung der Jugend: Rein in die Parks!
> Die jüngeren Generationen werden von älteren aus den öffentlichen Räumen
> der Stadt gedrängt. Es ist Zeit, sie zurückzuerobern.
Bild: Die sollen doch einfach mal arbeiten gehen
Ein ruhiger Samstagabend im Stadtpark. Beim Schlendern zwischen penibel
angelegten Blumenrabatten kann man die vielen Verbotsschilder betrachten,
die für Ordnung in einem bereits sehr ordentlichen Park sorgen. Nicht
grillen, nicht rauchen, nicht lärmen. Lärm ist sowieso nicht zu hören,
nicht mal Flüstern. Einzig das entfernte Surren der Rasenkantenschneider,
mit denen der Park zurechtgestutzt wird.
So oder so ähnlich sehen die feuchten Träume vieler älterer Menschen aus,
die uns Jüngere aus dem öffentlichen Raum verdrängen wollen. Und sie haben
Erfolg. In den Wäldern rund um Leipzig suchte die Polizei kürzlich mit
Drohnen nach illegalen Partys, um sie zu stürmen, in Berlin werden die
Öffnungszeiten von Spätis massiv beschnitten, damit wir zu später Stunde
nicht mehr „herumlungern“, vielerorts kann man nicht in Parks abhängen,
ohne dass die Polizei kontrolliert.
Die Pandemie hat diese Tendenz noch verstärkt: Einige Clubs, die
währenddessen schließen mussten, öffneten danach nicht wieder. Viele Bars
machten ebenfalls für immer dicht. Bleiben also nur die Parks in der Stadt.
Doch auch hier sind wir unerwünscht, [1][wie der Kommentar einer Kollegin]
zu Boomboxen in Parks neulich nochmal deutlich gemacht hat.
[2][Aber jetzt mal ehrlich, liebe Boomer] und meinetwegen auch liebe
Angehörige der Generationen danach, die ja längst schon so viel spießiger
sind, als sie gerne wären: Sollen wir Jüngeren uns in Luft auflösen?
## Wart ihr nicht auch mal jung?
Nö. Wir sind Parkbesetzer*innen. Wir wollen hier abhängen, günstiges Bier
trinken und Partys machen, aber auch mitgestalten. Bei diesen Worten formt
sich sicherlich schon ein lautes und nachdrückliches „Nein“ in euren
Köpfen. Als Argument zieht ihr dann die heran, die alles kaputt machen.
[3][Auch wir kennen die Geschichten von den Jugendlichen, die aus Frust
randaliert und Polizist*innen angegriffen haben.]
Wir sehen das Problem. Aber es ist auch ein Symptom der fehlenden
Perspektiven. Außerdem pauschalisiert ihr hier oft. Es gibt nämlich
genügend von uns, die gute Ideen haben und auch Lust darauf, etwas zu
verändern.
Und wisst ihr was? Wir stellen uns gegen die Gartenzwergisierung der
öffentlichen Flächen. Die Parks reichen uns nicht. Wir wollen auch eure
Straßen und Plätze und Zeitungen. Wir wollen die Räume nach eigenen Regeln
gestalten. Ja, das kann bedeuten, dass nicht alles in geradlinig angelegten
Asphaltwegen verläuft. Dass es Chaos gibt und laute Musik.
Seid doch ehrlich: Wart ihr nicht auch mal jung? Seid ihr nicht auch in die
Stadt gezogen, weil man hier freier leben, ja etwas erleben kann? Das alles
wird es in Zukunft nicht mehr geben, wenn wir nicht die Räume einnehmen,
die ihr selbstverständlich die euren nennt.
## Langeweile pur
Denn wie soll es hier bitte schön aussehen, wenn die Mieten hoch, die
Wiesen gestutzt und die Radwege zurückgebaut sind? Ich wette, ihr würdet
euch selbst langweilen, wenn ihr das, was die Kieze ausmacht, endgültig aus
der Stadt wegsaniert habt und eure fantasielosen Zukunftsvorstellungen uns
zum Wegziehen zwingen. Über wen sollt ihr euch dann aufregen?
Wenn ihr uns zuhört, dann wären wir sicherlich bereit für Kompromisse. Ihr
gebt uns Möglichkeiten für die unbürokratische Anmeldung von spontanen
Partys und ihr bekommt eure Wäldchen am Stadtrand zurück. Förderung für das
Theater in der Stadt? Gut, aber nur, wenn wir auch mehr Geld für die Freie
Szene kriegen. Keine laute Musik in Wohngebieten? Okay, aber dann gilt der
Lärmschutz auch für Autos. Deal?
7 Aug 2023
## LINKS
[1] /Nervige-Boomboxen-im-Park/!5931592
[2] /Boomerinnen-vs-Millennials/!5939580
[3] /Gewalt-in-Freibaedern/!5947599
## AUTOREN
Ann-Kathrin Leclere
## TAGS
wochentaz
Kolumne Starke Gefühle
Parks
Jugendkultur
Musikkultur
IG
Kolumne Starke Gefühle
Kolumne Starke Gefühle
Parks
Kolumne Kinderspiel
Kolumne Starke Gefühle
Parks
## ARTIKEL ZUM THEMA
Riesen-Wohnmobile auf Campingplätzen: Zwischen Luxuslinern
Im Paradies auf Korsika werden unserer Autorin die wuchtigen Wohnmobile zu
viel. Sie fragt sich: Wieso dürfen sie so viel Platz einnehmen?
Ein treuer Begleiter bei Umzügen: Rollt mehr Teppiche aus!
Viele Träumen vom Parkett mit Fischgrätmuster. Unser Autor schwört aber auf
die Gemütlichkeit der Teppiche.
Maßnahme gegen Konflikte im Park: Grün und gesprächsbereit
Parkläufer:innen sind im Sommer verstärkt auf Kontrollgang – ohne
Strafen zu verteilen. Kann das funktionieren? Am Jahresende wird geprüft.
Mit Kindern im öffentlichen Raum: Wenn Kinder stören und Autos nicht
Der Sommer bringt die Familien auf die Straßen. Ein Umstand, der nicht alle
erfreut. Doch auch Eltern und Kinder haben ein Recht, Raum einzunehmen.
Nervige Boomboxen im Park: Alter, der Park gehört mir
Mit Bässen werden in den Parks Reviere abgesteckt. Und wehe, man fragt, ob
sie runtergedreht werden könnten.
Konflikte um Parknutzung: Gemeinsam für die Parks
Der Bezirk Mitte verhängt ein nächtliches Alkoholverbot in Parks. Andere
Bezirke setzen lieber auf Park-Hausmeister*innen und Sozialarbeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.