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# taz.de -- Ein treuer Begleiter bei Umzügen: Rollt mehr Teppiche aus!
> Viele Träumen vom Parkett mit Fischgrätmuster. Unser Autor schwört aber
> auf die Gemütlichkeit der Teppiche.
Bild: Betrunkene oder Katzen, die sich mal hinlegen müssen, mögen Teppiche
Glücklich ist, wer ein Zimmer für sich alleine hat. Gerade in Großstädten
ist das [1][keine Selbstverständlichkeit.] In meinem (größtenteils
studentischen) Freundeskreis herrscht ein ständiges Umziehen, von einem
Zimmer mit befristetem Mietvertrag zum nächsten, von möbliert zu
teilmöbliert zu schlimm möbliert.
Umso bedeutender ist der Moment, wenn man endlich ein Zimmer oder sogar
eine ganze Wohnung findet, in der man länger bleiben kann und für die man
sich die eigene Einrichtung sogar selbst aussucht. Diese besonders
Glücklichen geraten schnell ins Schwärmen. Oft wird dann berichtet, was für
einen schönen Boden man hat: Dielen gehen immer, aber besonders beliebt ist
Parkett – vielleicht sogar im Fischgrätmuster!
Ich freue mich, dass jeder und jede auf seine Art und Weise den eigenen
Raum gestaltet. Dennoch vermisse ich in den Wohnungen meiner Freunde und
Bekannten immer wieder ein Ding: einen Teppich.
In unserer modernen Welt voller glatter Böden und minimalistischer
Einrichtungen mag man meinen, dass Teppiche überflüssig sind, aus der Mode
gekommen und funktionslos. Doch das stimmt nicht. Denn kaum einer hat in
seiner Wohnung, die ja bezahlbar sein muss, ein makelloses Parkett. Im
Gegenteil, meist ziehen sich zahlreiche Kratzer quer über das Holz wie der
Grundriss einer versunkenen Stadt. Soll man die wirklich immer sehen?
## Ein Platz für Frischverliebte und Betrunkene
Der Boden ist zudem häufig uneben und knarzt so laut, dass die
Mitbewohner:innen und Nachbar:innen jeden Schritt hören können –
und umgekehrt. Im Winter kommt noch die Kälte dazu. Wer einen Parkett- oder
Dielenboden hat, ist quasi gezwungen, von November bis März heftigst zu
heizen (Doch wer kann sich das schon leisten?) oder ständig Hausschuhe oder
dicke Socken zu tragen (Doch wer will das schon?). Und bei Partys gibt es
in Wohnungen mit Holzböden immer zu wenig Sitzplätze. Frischverliebte, die
abseits vom Geschehen sein wollen, oder Betrunkene, die sich mal hinlegen
müssen, haben es schwer, einen gemütlichen Ort zu finden. Nein, auf kalten
Böden ist es fast unmöglich, Gemütlichkeit zu schaffen!
Umso mehr braucht es Teppiche. Damit meine ich nicht die grausige
Verlegeware in Büros oder in Wartezimmern von Arztpraxen. Ich meine
Perserteppiche mit intensiven Farben und Mustern, [2][Kunstwerke unter den
Füßen]. Ich meine flauschige Flokati-Teppiche und dicke Berberteppiche, die
jeden Schritt abfedern, jedes Geräusch schlucken. Schon beim Darüberlaufen
bekommt man warme Füße. Überlappende Teppiche machen den Boden erst zu
einem richtigen Hingucker – und noch viel gemütlicher.
So viele unterschiedliche Teppiche gibt es, dass die entscheidende Frage
letztlich nicht lauten sollte, ob man einen Teppich möchte, sondern nur:
Welcher Teppich ist der richtige für mich?
Nun mögen manche einwenden, dass Teppiche nicht gut seien für
Allergiker:innen. Doch das ist Quatsch. Staub und Dreck gibt es auch in
Wohnungen mit Holzböden. Im Gegenteil: Anders als Dielen und Parkett nehmen
Teppiche Feinstaub und Schmutzpartikel auf, sie verbessern die Raumluft
sogar. Vorausgesetzt natürlich, man saugt regelmäßig.
Auch für alle, die sich wie ich weiterhin von einem befristeten Mietvertrag
zum nächsten hangeln müssen, macht ein Teppich Sinn. Ich habe angesichts
der ständigen Umzüge irgendwann aufgegeben, viele Möbel mitzunehmen,
sondern behielt als meinen wichtigsten Begleiter einen
Second-Hand-Perserteppich. Mit ihm ist jeder Ort sofort ein Zuhause.
23 Aug 2023
## LINKS
[1] /Wohnungsnot-vor-allem-in-den-Staedten/!5943203
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## AUTOREN
Jean Dumler
## TAGS
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