# taz.de -- Krankenhausreform: Progressive Pläne | |
> Lauterbach verspricht eine Krankenversorgung mit qualitätsentsprechender | |
> Vergütung. Großartig - wenn nur die Länder nicht noch auf die Bremse | |
> treten. | |
Bild: Müssen sich um eventuelle Arbeitslosigkeit keine Sorgen machen: junge Au… | |
Die Krankenhausreform soll bis Ende Juni zwischen Bund und Ländern | |
abgestimmt sein. Wenn sie nicht weiter verwässert wird, dann wäre das | |
sensationell. | |
Fangen wir mit dem Positiven an: Wenn das, was Bundesgesundheitsminister | |
Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstagnachmittag als [1][„Durchbruch“ in | |
Sachen Krankenhausreform] präsentierte, tatsächlich kommt – das wär schon | |
was. Dann geben wir künftig nicht nur im internationalen Vergleich | |
besonders viel Geld für unser Krankenhauswesen aus. Sondern bekommen dafür | |
vielleicht auch endlich eine Versorgung, die bundeseinheitlichen | |
Qualitätskriterien entspricht. | |
Ein Großteil der Bevölkerung mag davon ausgehen, es sei eine | |
Selbstverständlichkeit, dass ein Krankenhaus, das zum Beispiel | |
Krebsbehandlungen anbietet, dafür auch besonders qualifiziert ist, die | |
Behandler*innen besonders erfahren sind. Die schmerzhafte Wahrheit ist: | |
In einem zertifizierten Krebsbehandlungszentrum ist die | |
Überlebenswahrscheinlichkeit bis zu 26 Prozent höher; es dürfen aber nicht | |
nur [2][zertifizierte Krebsbehandlungszentren] Krebsbehandlungen anbieten. | |
Bei anderen Erkrankungen – etwa Schlaganfällen – ist es ähnlich. | |
Es werden Krankenhäuser schließen müssen wegen der Reform, sagen die | |
Gegner*innen. Das klingt doch nicht nach Verbesserung, sondern nach | |
Verschlechterung der Qualität. Richtig. Die nächste, auch nicht | |
schmerzfreie Wahrheit ist: Mit der Reform werden [3][Krankenhäuser und | |
Abteilungen schließen]. Und ohne die Reform auch. Für alles andere wird | |
schon in den kommenden Jahren – Babyboomer gehen in Rente, Menschen werden | |
älter und behandlungsbedürftiger – das zunehmend ausgedünnte Personal nicht | |
reichen. | |
## Es wird teuer | |
Es gibt aber tatsächlich die Chance, dass mit diesem Prozess eine | |
[4][Verbesserung der Qualität] einhergeht. Wenn es gut läuft, dann kriegen | |
wir eine Reform, mit der Krankenhausleistungen nur noch dann finanziert | |
werden, wenn sie bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. Mit der | |
Menschen für bestimmte Behandlungen zwar weiter fahren müssen, aber dann | |
eben auch besser behandelt werden als bisher. | |
Und nun das „Aber“. Seit Dezember verhandeln Bund und Länder über die | |
Reform. Bis Ende Juni sollen noch fehlende Details abgestimmt sein. Die | |
Länder – die zwar furchtbar gern mitbestimmen, aber trotz Verpflichtung gar | |
nicht so gern mitfinanzieren wollen – haben der Reform bis dahin gewiss | |
schon einiges in Sachen Definition der Qualitätskriterien, Übergangsfristen | |
und Ausnahmeregelungen abgetrotzt. Und dann kommt ja erst noch die | |
Abstimmung mit dem Kabinett. | |
Klar ist schon jetzt: Die Transformation des Krankenhauswesens wird Geld | |
kosten, das Finanzminister Christian Lindner (FDP) bekanntermaßen bei | |
Vorhaben der Koalitionspartner besonders festhält. | |
Diese Reform der Krankenhausvergütung wird sich daran messen müssen, ob | |
sich damit nicht nur die Finanzsituation der Krankenhäuser entspannt, | |
sondern vor allem die Qualität der Versorgung verbessert. Das hat | |
Lauterbach versprochen, und das betonen auch die Länder. | |
2 Jun 2023 | |
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## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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