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# taz.de -- Lauterbach stärkt Kindermedizin: Große Pläne, kleiner Anfang
> Berlin plant eine nationale Spezialklinik für schwer kranke Kinder. Bei
> Corona sieht Gesundheitsminister Karl Lauterbach „keinen Grund zur
> Panik“.
Bild: Franziska Giffey und Karl Lauterbach am Freitag vor der Kinderklinik der …
Berlin taz | Am Ende dieses betrüblichen Jahres besteht doch etwas Hoffnung
– zumindest was die Coronakrise und die Zustände in der deutschen
Kindermedizin betreffen. Das ist, pointiert formuliert, die Botschaft, die
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seine Parteikollegin
Franziska Giffey, Berlins Regierende Bürgermeisterin, am Freitag nach einem
Besuch in der Kinderklinik des Berliner Universitätsklinikums Charité
vermitteln wollen.
Wobei gleich eingeschränkt wird: Es zieht sich alles noch ein bisschen.
Für die beiden SPD-Politiker*innen ist der Auftritt zugleich eine
Brücke ins kommende Jahr: Lauterbach steht in Sachen Corona unter Druck,
nachdem [1][der Virologe Christian Drosten das Ende der Pandemie in
Aussicht gestellt hat]. Giffey wiederum [2][muss sich in sechs Wochen zur
Wiederwahl stellen], weil die Abgeordnetenhauswahl von 2021 wegen
zahlreicher Pannen vom Berliner Verfassungsgericht für ungültig erklärt
wurde. Da können ein paar gute Nachrichten nicht schaden.
Und so stellt der Gesundheitsminister zwar nicht das sofortige Ende aller
Coronamaßnahmen in Aussicht, wie es von einigen FDP-Politiker*innen bereits
gefordert wurde. Aber es gebe angesichts der derzeit im Umlauf befindlichen
Virusvarianten „keinen Grund zur Panik“ und neue, gefährlichere seien
„derzeit nicht zu erwarten“.
## Lauterbach will ein „Varianten-Monitoring“ an Flughäfen
Das sei durchaus überraschend, gibt Lauterbach zu, um im selben Satz
jegliche Entwarnung als verfrüht abzutun, angesichts von weiter 100 bis 150
Coronatoten jeden Tag. Immerhin geht er davon aus, dass [3][die bis zum 7.
April befristeten Maßnahmen, unter anderem die FFP2-Maskenpflicht im
Fernverkehr, in dieser Form nicht mehr verlängert werden müssen].
Angesichts der dramatischen Corona-Entwicklung in China kündigt Lauterbach
ein engmaschiges „Varianten-Monitoring“ an den europäischen Flughäfen an.
Mutationen sollen so frühzeitig erkannt werden. „Darüber hinaus halte ich
es für sehr wichtig, dass Europa hier koordiniert reagiert“, sagt
Lauterbach. Spanien und Italien haben bereits Einreisebeschränkungen für
Reisende aus China eingeführt oder angekündigt.
Der eigentliche Anlass für den Besuch von Lauterbach und Giffey in der
Charité ist aber nicht Corona, sondern die Welle von Atemwegserkrankungen,
die zuletzt vor allem Kinder und Jugendliche erwischt hatte und die
einherging mit [4][einem Mangel an passender Medizin wie Fiebersaft] und
einer Überlastung von Kinderkliniken und -ärzten.
Die Berliner Uniklinik hatte deswegen alle planbaren Operationen abgesagt
und war Mitte Dezember offiziell in den Notbetrieb übergegangen, weil auch
der Krankenstand beim Personal immens war.
## Strukturelle Probleme in der Kinderklinik
Beim Pressetermin stellt Klinikchef Heyo Kroemer das ein bisschen
nüchterner dar. Man habe schlicht die übliche Weihnachtspause bei OPs eine
Woche vorgezogen. „In der gleichen Unaufgeregtheit werden wir zeitnah zum
Normalzustand zurückkehren“, sagt Kroemer, denn der Krankheitsstand beim
Personal nehme deutlich ab.
Nicht so einfach ist eine Lösung für die strukturellen Probleme in der
Kinderklinik. Man brauche einen Neubau, drängt der Charité-Chef,
entsprechende Unterstützung habe er bei dem Besuch von Giffey und
Lauterbach erhalten. Schließlich, so Giffey, bräuchte es locker doppelt so
viele wie die 13 Intensivbetten, angesichts der vielen schweren Fälle, die
dort behandelt würden. Und die nicht nur aus Berlin kämen.
Laut Lauterbach könnte an dem neuen Standort ein nationales „Center of
Excellence“ für Kindermedizin entstehen, wie es die meisten Industrieländer
längst hätten. Doch die Planungen sind erst am Anfang, mit einer Umsetzung
ist laut Giffey frühestens 2027/28 zu rechnen. Und selbst das wäre flott.
Schneller gehen soll es mit der Reform der Krankenhausfinanzierung, für die
Lauterbach wirbt. Insbesondere Kinderkliniken seien durch die Abrechnung
anhand von Fallpauschalen nicht rentabel zu führen. Der Minister schlägt
daher zusätzliche Gelder über sogenannte Vorhalteposten als Ergänzung vor.
Im Januar sollen die Verhandlungen darüber beginnen.
30 Dec 2022
## LINKS
[1] /Debatte-ueber-Ende-der-Corona-Massnahmen/!5901384
[2] /Wahlwiederholung-in-der-Hauptstadt/!5893438
[3] /Debatte-ueber-Ende-der-Maskenpflicht/!5905668
[4] /Medizinischer-Versorgungsmangel/!5897530
## AUTOREN
Bert Schulz
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