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# taz.de -- Nach tödlichem Polizeieinsatz: Familie erstattet Anzeige
> Vitali N. starb nach einem Polizeieinsatz. Taz-Recherchen hatten
> Widersprüche öffentlich gemacht.
Bild: Der Tatort. Die Familie des Verstorbenen hat Anzeige gegen unbekannt erst…
Berlin taz | Die Familie von [1][Vitali N.], der nach einem Polizeieinsatz
in Königs Wusterhausen gestorben war, erstattet Anzeige. Das geht aus einem
Schreiben hervor, das der Anwalt im Namen des Sohnes sowie des Bruders des
Verstorbenen an die Staatsanwaltschaft Cottbus geschickt hat. Die
Strafanzeige liegt der taz vor.
Darin heißt es, es bestehe der Verdacht eines „gemeinschaftlich begangenen
Tötungsdeliktes“. Aufzuklären sei, ob Vitali N. unmittelbar durch Drücken
des Gesichts in feuchte Erde kollabierte oder ob ein sogenannter
„[2][lagebedingter Erstickungstod]“ verursacht wurde. Die Anzeige ist gegen
„unbekannt“ gestellt, bezieht sich aber explizit auf den Polizeieinsatz.
Bei dem hatten auch zwei Anwohner geholfen, Vitali N. zu fixieren.
Die Familie von Vitali N. will außerdem eine unabhängige Obduktion des
Leichnams durchführen lassen. Dafür sammelt der Potsdamer Verein
„Opferperspektive“ [3][Spenden].
Das Misstrauen der Familie gegenüber den Ermittlungsbehörden sei groß,
teilt der Verein mit. Für die Angehörigen stelle sich die Frage, inwiefern
Rassismus auf Seiten der Polizei zur Gewalteskalation geführt hat.
„Zahlreiche Widersprüche stehen im Raum und es scheint kein Interesse bei
den Ermittlungsbehörden zu geben, diese auszuräumen“, teilt der Verein mit.
## Sauerstoffmangel im Gehirn
Vitali N. war am 11. April in Königs Wusterhausen von der Polizei
festgenommen worden, nachdem er randaliert haben soll. Nach taz-Recherchen
verlor der 45-jährige Mann aus Moldau bei der Festnahme das Bewusstsein und
musste erst von der Polizei, dann von einem Notarzt reanimiert werden. Er
wurde in das Klinikum Neukölln nach Berlin gebracht, wo er am Tag darauf
verstarb.
[4][Taz-Recherchen] hatten ergeben, dass die Ärzt*innen im Neuköllner
Klinikum davon ausgehen, dass Vitali N. erstickt sein muss. Auf dem
Leichenschauschein wurde vermerkt, dass N. eine „schwerste anoxische
Hirnschädigung“ hatte, also Sauerstoffmangel im Gehirn. Dieser sei „durch
gewaltsames zu Boden drücken von Gesicht und Thorax in Bauchlage“
hervorgerufen worden.
Die von der Berliner Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Obduktion des
Leichnams hatte vorerst keine Hinweise auf Gewalteinwirkung oder
Fremdverschulden gebracht.
So lange die offizielle Obduktion nicht abgeschlossen ist, gibt es keine
Ermittlungen gegen die am Einsatz beteiligten Polizist*innen. Die
Beamt*innen sind weiterhin im Dienst.
Gegen Vitali N., den Verstorbenen, läuft unterdessen weiter ein Verfahren
wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Wann das eingestellt wird,
konnte die Cottbusser Staatsanwaltschaft auf taz-Anfrage nicht klären.
12 May 2023
## LINKS
[1] /Nach-Polizeieinsatz-in-Koenigs-Wusterhausen/!5926538
[2] /Tod-im-Polizeigewahrsam/!5684340
[3] https://www.betterplace.me/aufklaerung-fuer-vitali-n-punkt
[4] /Vorwuerfe-gegen-Polizei-in-Brandenburg/!5926144
## AUTOREN
Anne Fromm
Erica Zingher
## TAGS
IG
Polizei
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
GNS
Brandenburg
Kolumne Grauzone
Sinti und Roma
Lesestück Recherche und Reportage
psychische Gesundheit
Polizei Berlin
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