# taz.de -- Kämpfe in Sudan: Menschen und Hoffnung sterben | |
> Nach dem Sturz von Diktator al-Bashir hat die Welt Sudan im Stich | |
> gelassen. Nun steht die Stabilität der gesamten Region auf dem Spiel. | |
Bild: In Khartum wird gerade die Hoffnung auf eine demokratische Wende zerbombt | |
Sudans Revolution ist gescheitert. Fast auf den Tag genau vier Jahre, | |
nachdem ein mächtiger Volksaufstand die Absetzung des brutalen | |
Militärdiktators Omar Hassan al-Bashir durch die eigenen Generäle erzwungen | |
hatte, führen die beiden mächtigsten Generäle des Landes [1][Krieg | |
gegeneinander mitten in der Hauptstadt], ohne Rücksicht auf die | |
Zivilbevölkerung. | |
Im Raketen- und Kugelhagel [2][von Khartum] sterben nicht nur Menschen. Es | |
stirbt auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft – die Perspektive, dass | |
in einem der ärmsten Länder der Welt trotz aller Verzögerungen und | |
Widrigkeiten am Ende der Militärherrschaft doch noch ein ziviles, | |
demokratisches politisches System entstehen könnte. | |
Es ist nur vier Jahre her, dass die Menschen in Khartum und anderen Städten | |
todesmutig auf die Straße gingen, um Freiheit einzufordern. Dass sie ihren | |
Diktator stürzen würden, hielt damals kaum jemand für möglich. Sie | |
schafften es. Aber den [3][Systemwechsel] schafften sie nicht. Auf dem Weg | |
in eine bessere Zukunft hat die Welt sie im Stich gelassen. Nun muss die | |
Welt entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass ein Land in einer schier | |
unaufhaltsamen Abwärtsspirale von ökonomischer Verarmung und politischem | |
Stillstand nicht auf Dauer ruhig bleibt. Probleme verschwinden nicht | |
dadurch, dass man sie nicht sehen mag. | |
Ob nun in Sudan Armee- und Staatschef Burhan die Oberhand behält oder der | |
paramilitärische [4][RSF-Milizenchef Hametti,] ist dabei gar nicht so | |
wichtig. Eher ist bedenklich, dass sich die beiden Kriegsgegner in | |
unterschiedlichen Landesteilen festsetzen, der Präsident in der Hauptstadt | |
und der Milizenführer in Darfur, wo seine Milizen einst in einem | |
Vernichtungskrieg gegen aufständische Bevölkerungsgruppen ihre Feuertaufe | |
bestanden. Sudan droht eine weitere Etappe seines Zerfalls, nachdem es | |
bereits 2011 seinen nichtarabischen Süden in die Unabhängigkeit entlassen | |
musste – nach jahrzehntelangem Freiheitskrieg dort. Südsudan ist danach zum | |
permanenten Bürgerkriegsland geworden. Sudan droht jetzt das gleiche | |
Schicksal. | |
Auf dem Spiel steht dabei viel mehr als die innere Verfasstheit Sudans. Es | |
geht um die Stabilität der gesamten Region. Ägypten unterstützt Burhan, | |
Eritrea eher Hametti. Äthiopien ist in seinen eigenen Konflikten gefangen, | |
die wiederum eigene Spannungen erzeugen. In Libyen, Tschad und der | |
Zentralafrikanischen Republik droht eine militärische Destabilisierung. | |
Manche arabische Länder haben viel in Sudans Stabilität investiert und | |
müssen jetzt überlegen, wie tatkräftig sie ihre Interessen wahren. Schon | |
vor den neuen Kämpfen fürchteten manche Beobachter in Sudan, die Zukunft | |
ihres Landes ähnele der von Irak oder Jemen, also zwei arabischen | |
Dauerkrisenherden, wo endlose Stellvertreterkonflikte toben. Was für eine | |
düstere Aussicht für 45 Millionen Menschen, die noch nie etwas anderes | |
kennengelernt haben als Gewaltherrschaft und Krieg. | |
16 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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