# taz.de -- Kämpfe in Sudan: 24 Stunden Feuerpause | |
> Armee und RSF-Miliz haben angeblich einer Waffenruhe zugestimmt. Die UN | |
> stellen die Arbeit in Sudan ein. Der EU-Botschafter im Land wurde | |
> angegriffen. | |
Bild: Zusammenstöße zwischen den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF… | |
Khartum/Brüssel/New York AP/AFP/RTR/taz | Die sudanesische Armee hat | |
arabischen Medien zufolge einer 24-stündigen Waffenruhe zugestimmt. Die | |
Feuerpause solle am Dienstagabend beginnen, hieß es. Die rivalisierenden | |
paramilitärischen RSF-Streitkräfte hatten sich zuvor ebenfalls für eine | |
solche Feuerpause ausgesprochen. | |
Nach einer geschlossenen Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu Sudan am | |
Montagabend haben die Vereinten Nationen sämtliche Aktivitäten in Sudan | |
eingestellt. Der UN-Sudan-Beauftragte Volker Perthes sprach auf der Sitzung | |
von 185 Toten und 1.800 Verletzten bisher, also knapp doppelt so vielen wie | |
Montagfrüh noch bekannt. | |
Perthes sagte vor Journalisten in New York, er könne nicht einschätzen, wer | |
in dem Konflikt die Oberhand habe. Die Lage sei sehr wechselhaft. „Die | |
beiden Seiten, die sich bekämpfen, erwecken nicht den Eindruck, dass sie | |
eine Vermittlung für einen Frieden wünschen.“ Sein Ziel seien zunächst | |
humanitäre Feuerpausen. Derzeit seien Hilfslieferungen in das Kampfgebiet | |
nicht möglich. | |
Seit drei Tagen dauern die Kämpfe zwischen der Armee und paramilitärischen | |
Kräften an. Ausgelöst wurde der Konflikt laut Beobachtern durch einen | |
Streit über die Integration der „Rapid Support Forces“ (RSF) in das Milit�… | |
als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung. Die Armee hatte im | |
Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land. | |
## EU-Botschafter in seiner Residenz in Khartum angegriffen | |
Der Botschafter der EU in Sudan ist inmitten der Kämpfe in dem | |
nordostafrikanischen Land in seiner Residenz in Khartum angegriffen worden. | |
„Vor ein paar Stunden wurde der EU-Botschafter im Sudan in seiner eigenen | |
Residenz angegriffen“, schrieb der [1][EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am | |
Montag im Onlinedienst Twitter]. Die sudanesischen Behörden seien dafür | |
verantwortlich, die Sicherheit der diplomatischen Einrichtungen und ihres | |
Personal zu garantieren, fügte er hinzu. | |
Borrell machte keine Angaben dazu, ob der aus Irland stammende | |
EU-Botschafter Aidan O'Hara bei dem Angriff verletzt wurde. EU-Sprecherin | |
Nabila Massrali sagte der Nachrichtenagentur AFP zu O'Haras Zustand nach | |
dem Angriff, er sei „okay“. „Die Sicherheit des Personals ist unsere | |
Priorität“, fügte die Sprecherin hinzu. „Die EU-Delegation wurde nicht | |
evakuiert.“ Es würden aber zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen geprüft. Der | |
EU-Außenbeauftragte hatte am Montag für eine Feuerpause in Sudan geworben, | |
um Vermittlungsversuche zu ermöglichen. | |
Irlands Vize-Regierungschef und Außenminister Micheal Martin erklärte, | |
O'Hara sei bei dem Angriff „nicht ernsthaft verletzt“ worden. Die Attacke | |
stelle aber „eine grobe Verletzung der Verpflichtung, Diplomaten gemäß der | |
Wiener Konvention zu schützen“, dar. | |
Sudan wird seit Samstag von heftigen Kämpfen erschüttert. Auslöser der | |
Kämpfe war die geplante Eingliederung der RSF-Miliz in die Armee; dies gilt | |
als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht in dem | |
nordostafrikanischen Land wieder an eine zivile Regierung zu übertragen. | |
Die Spannungen zwischen Sudans Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und | |
seinem Stellvertreter, dem RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo, hatten sich | |
jüngst verschärft. | |
Sudans De-facto-Machthaber Al-Burhan ist seit einem Militärputsch im | |
Oktober 2021 an der Macht. Er setzte die Regierung ab, die nach dem Sturz | |
des langjährigen Staatschefs Omar al-Bashir 2019 den Übergang zu | |
demokratischen Wahlen leiten sollte. Die gegen die Armee kämpfende | |
RSF-Miliz ist aus der Dschandschawid-Miliz hervorgegangen, [2][die in der | |
südsudanesischen Region Darfur Gräueltaten an der Zivilbevölkerung begangen | |
hatte]. | |
## Krankenhäuser schließen wegen Kämpfen | |
Die Kämpfe in Sudan haben zur Schließung mehrerer Krankenhäuser in dem | |
nordostafrikanischen Land geführt. Mindestens zwölf Krankenhäuser mussten | |
im Großraum der Hauptstadt Khartum aufgrund von Beschädigungen durch die | |
Kämpfe nach Angaben des Medizinerverbands Doctors' Syndicate schließen, wie | |
die Nachrichtenagentur AP am Montag erfuhr. Zwischen dem Militär unter | |
General Abdel Fattah Burhan und der paramilitärischen Truppe RSF von | |
Mohammed Hamdan Dagalo waren am Wochenende Kämpfe aufgeflammt. Es gab | |
zahlreiche Tote und Verletzte. | |
## Ägyptischer Präsident fordert Ende der Kämpfe in Sudan | |
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat beide Konfliktparteien in | |
Sudan nach eigenen Angaben zu einer Beendigung der Kämpfe aufgefordert. | |
Kairo stehe in permanentem Kontakt mit dem Militär unter General Abdel | |
Fattah Burhan und der paramilitärischen Truppe RSF von Mohammed Hamdan | |
Dagalo, um auf ein Ende der Kämpfe und die [3][Wiederaufnahme von | |
Verhandlungen] hinzuwirken, erklärte er am Montagabend. | |
Die USA und die Vereinten Nationen haben ebenfalls einen Waffenstillstand | |
gefordert. Ägypten stützt das sudanesische Militär. Saudi-Arabien und die | |
Vereinigten Arabischen Emirate, die in den vergangenen Jahren starke | |
Verbindungen zur RSF aufbauten, haben ebenfalls beide Seiten zu einem | |
Waffenstillstand aufgefordert. Der Machtkampf zwischen den beiden | |
verfeindeten Generälen hat im Zuge von Straßenkämpfen seit Samstag etliche | |
Menschen das Leben gekostet. | |
18 Apr 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://mobile.twitter.com/JosepBorrellF/status/1648019895009902593 | |
[2] /Kaempfe-in-der-Region-Darfur-in-Sudan/!5926007 | |
[3] /Kaempfe-in-Sudan/!5925849 | |
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