# taz.de -- Gefechtsfeuer in Sudans Hauptstadt: Unklare Lage in Khartum | |
> Der Versuch, eine Zivilregierung zu bilden, steckt fest. Jetzt sollen | |
> sich das sudanesische Militär und die paramilitärische RSF laut Berichten | |
> Gefechte liefern. | |
Bild: Aus einem Wohnviertel in Khartum steigt am Samstag Rauch auf | |
KHARTUM ap/rtr | In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist am | |
Samstagmorgen andauerndes Gewehrfeuer zu hören gewesen. In dem | |
nordostafrikanischen Land hat ein eskalierender Konflikt zwischen dem | |
Militär und den mächtigen paramilitärischen Kräften des Landes Angst vor | |
einem neuen Staatsstreich aufkommen lassen. Schweres Gefechtsfeuer war | |
unter anderem in der Innenstadt und im Viertel Bahri zu vernehmen. | |
In einer Reihe von Erklärungen beschuldigte die paramilitärischen Einheit | |
„Rapid Support Forces“ (RSF) das Militär am Samstag eines Angriffs auf | |
einen ihrer Stützpunkte in Süd-Khartum und erklärte, sie habe den Airport | |
der Hauptstadt übernommen und kontrolliere den Republikanischen Palast, den | |
Präsidentensitz, vollständig. Zudem habe sie einen Flughafen und einen | |
Luftwaffenstützpunkt in der Stadt Marawi übernommen, rund 350 Kilometer | |
nordwestlich von Khartum. Die Nachrichtenagentur AP konnte die Angaben | |
nicht überprüfen. | |
Die sudanesische Armee erklärte, die Kämpfe seien ausgebrochen, nachdem | |
RSF-Mitglieder im Süden der Hauptstadt einen Angriff auf Regierungstruppen | |
unternommen hätten. In einer weiteren Erklärung bezeichnete das Militär die | |
RSF als Rebellentruppe und deren Angaben als Lügen. | |
Verkehrsflugzeuge aus Saudi-Arabien im Anflug auf den Internationalen | |
Flughafen von Khartum verzichteten auf eine Landung und kehrten um, wie | |
Daten auf Flugtracking-Seiten am Samstag zeigten. | |
Die Spannungen zwischen dem Militär und der berüchtigten RSF sind in den | |
vergangenen Monaten eskaliert und haben zur Verschiebung der | |
[1][Unterzeichnung eines Abkommens für den Übergang zu einer | |
Zivilregierung] im Sudan geführt. | |
Ein erster Versuch des Übergangs zu einer zivilen Regierung wurde im | |
Oktober 2021 mit einem von General Abdel Fattah Burhan angeführten Putsch | |
beendet. Die Verschiebung des neuen Anlaufs erfolgte Anfang April in einer | |
Phase, [2][in der Verhandlungen für eine Reform der Sicherheitskräfte | |
zwischen dem Militär und der RSF] offenbar in einer Sackgasse angelangt | |
waren. Deren Ziel ist die Integration der RSF in die regulären | |
Streitkräfte. Der Streit darüber mit dem Militär blockiert das | |
Übergangsabkommen. | |
Die paramilitärische Truppe und viele prodemokratische Gruppen hatten | |
bereits im Dezember ein vorläufiges Abkommen zur Wiederherstellung des | |
Übergangs zu einer Zivilregierung unterzeichnet. Zivile Parteien riefen am | |
Samstag zu einem Ende der Kämpfe auf. Sie baten zudem internationale und | |
regionale Mächte um Hilfe dabei, die Gewalt zu beenden. | |
US-Außenminister Antony Blinken erklärte, die Lage im Sudan sei fragil. Es | |
gebe aber weiterhin die Chance für den Übergang zu einer Zivilregierung. | |
Die britische Botschaft rief ihre Staatsbürger im Sudan auf, ihre Häuser | |
nicht zu verlassen. Die Lage werde genau beobachtet, teilte sie über | |
Twitter mit. | |
Zahlreiche Mitglieder der RSF gehörten einst der Dschandschawid-Miliz an, | |
die den Aufstand in der Krisenregion Darfur niederschlug und dabei nach | |
Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen Kriegsverbrechen verübte. Der | |
langjährige sudanesische Machthaber Omar Al-Baschir ernannte General | |
Mohammed Hamdan Dagalo einst zum Anführer der RSF. | |
Ein Volksaufstand erzwang im April 2019 den Sturz von Al-Baschir und seiner | |
islamistischen Regierung durch das Militär. Seitdem ist der ehemalige | |
Präsident, der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen des | |
Darfur-Konflikts gesucht wird, in Khartum inhaftiert. | |
15 Apr 2023 | |
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