| # taz.de -- Übergangsregierung für Sudan: Militär unterschreibt Machtverzicht | |
| > Ein Abkommen soll die tiefe politische Krise im Sudan beenden. Die | |
| > Machtteilung zwischen Militär und Zivilpolitikern soll wiederbelebt | |
| > werden. | |
| Bild: Demonstration gegen das unterzeichnete Abkommen in Khartum am 5. Dezember | |
| Berlin taz | Die wichtigsten Generäle und zivilen Politiker Sudans haben | |
| ein Abkommen geschlossen, um die tiefe politische Krise des Landes zu | |
| beenden. Über ein Jahr nach dem [1][Militärputsch vom 25. Oktober 2021], | |
| der dem vorherigen zivil-militärischen Machtteilungssystem ein Ende gesetzt | |
| hatte, unterzeichneten Sudans Staatschef, General Abdelfattah Burhan, sein | |
| Stellvertreter und Paramilitärkommandant Mohammed Hamdan Daglo („Hametti“) | |
| und mehrere Vertreter des Dachverbandes FFC (Kräfte für Freiheit und | |
| Wandel) in der Hauptstadt Khartum ein „Rahmenabkommen“, auf das nun eine | |
| Reihe von Detailabkommen folgen soll. | |
| Das Abkommen „legt die Grundlage für eine zivile Übergangsautorität“, | |
| erklärte der FFC, der aus den Protestgruppen hervorgegangen war, deren | |
| Volksaufstand gegen die Militärdiktatur ab Ende 2018 zum Sturz des | |
| Langzeitdiktators Omar Hassan al-Bashir durch das Militär im April 2019 | |
| geführt hatte. Während der FFC sich daraufhin auf eine Machtteilung mit den | |
| Militärs einließ, setzten sich viele Protestgruppen auf der Straße danach | |
| weiter für eine vollständige Entmachtung der Generäle ein. | |
| Darauf hatte Burhan im Oktober 2021 [2][mit der Absetzung der zivil | |
| geführten Übergangsregierung reagiert]. Die Proteste gingen seitdem weiter, | |
| seit Oktober 2021 hat ihre Niederschlagung 121 Tote gefordert. Das Militär | |
| geriet unter zunehmenden Druck und im Sommer versprach General Burhan, dass | |
| das Militär sich von der Macht zurückziehen werde. | |
| So soll nun die Machtteilung zwischen Militär und Zivilpolitikern | |
| wiederbelebt werden, unter etwas anderen Vorzeichen. Das neue Abkommen | |
| basiert im Großen und Ganzen auf einem Entwurf für eine | |
| Übergangsverfassung, der im September von Sudans Anwaltskammer | |
| vorgeschlagen wurde. Die Parteien hatten monatelang unter Vermittlung der | |
| USA, der Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabiens und Großbritanniens | |
| verhandelt. | |
| Fest steht, dass General Burhan Staatschef bleibt. Die Regierung soll ein | |
| ziviler Ministerpräsident führen, den die zivilen Parteien des Abkommens, | |
| genannt „revolutionäre Kräfte“, frei bestimmen. Sie untersteht nicht mehr | |
| einem von General Burhan geführten „Souveränitätsrat“ wie im | |
| Übergangskonstrukt von 2019, das damit die Übermacht des Militärs | |
| zementiert hatte. Vielmehr soll das Militär zu einem „Sicherheits- und | |
| Verteidigungsrat“ gehören, der dem Ministerpräsidenten unterstellt ist. | |
| Zudem soll es Kontrollen für Unternehmen im Besitz des Militärs geben. | |
| Zwei Jahre nach Amtseinführung des Ministerpräsidenten soll es freie Wahlen | |
| geben. Mehrere Themen, die über einen Erfolg des zweijährigen Übergangs | |
| entscheiden – eine Reform des Militärs, die juristische Aufarbeitung | |
| vergangener Verbrechen, der Umgang mit Amtsträgern [3][aus der Zeit der | |
| Bashir-Diktatur] und die Umsetzung geltender Friedensabkommen mit den | |
| bewaffneten Rebellen Sudans – werden allerdings gemäß einem Vorschlag der | |
| Sonderbeauftragten der Afrikanischen Union (AU) und der UNO auf ein noch | |
| auszuhandelndes Endabkommen verschoben. | |
| Zahlreiche internationale Diplomaten wohnten der Unterzeichnungszeremonie | |
| des Rahmenabkommens in Khartum bei. In einer Geste des guten Willens hatten | |
| die Militärs erst am frühen Montag morgen zwei wichtige FFC-Führer aus der | |
| Haft entlassen. (mit afp, ap) | |
| 5 Dec 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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