| # taz.de -- Verfehlte Ziele Europas in Peking: Naiv und überheblich | |
| > Macron hätte, zusammen mit Ursula von der Leyen, Druck auf Xi Jinping | |
| > ausüben müssen, damit der auf Putin einwirkt. Doch sein Ego stand ihm im | |
| > Weg. | |
| Bild: Xi Jinping und Emmanuel Macron auf der Residenz des Gouverneurs der Provi… | |
| Es hat nicht viel gebraucht, um Emmanuel Macrons Ego zu überlisten: | |
| Sichtbar stolz marschierte Frankreichs Präsident am Donnerstag auf dem | |
| roten Teppich in die Große Halle des Volkes, am Freitag badete er wie ein | |
| Rockstar im Jubel der Studenten bei einem Universitätstermin. Und sichtlich | |
| geschmeichelt sagte er schließlich einem Reporter: Dass Xi Jinping | |
| höchstpersönlich so viel Zeit für den Besuch aufbringe, zeige, dass | |
| „Frankreich kein Land wie jedes andere“ sei. | |
| Vieles an seinem Besuch ging nach hinten los. Macron war schließlich nach | |
| Peking gereist, [1][um gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von | |
| der Leyen Einigkeit zu demonstrieren]: Europa werde sich nicht | |
| auseinanderdividieren lassen, sondern mit geeinter Stimme seine Interessen | |
| in China vertreten. | |
| Wie diese lauten, hat von der Leyen kürzlich [2][bei ihrer Grundsatzrede] | |
| dargelegt: Die CDU-Politikerin schilderte in unmissverständlichen Worten, | |
| wie sich die Volksrepublik unter Xi Jinping verändert hat und dass es daher | |
| einer Neuausrichtung der Beziehungen bedarf. Dafür erhielt sie auch unter | |
| Wirtschaftsvertretern in Peking Beifall. | |
| Doch was in der chinesischen Hauptstadt schließlich passierte, schien die | |
| eigene Zielsetzung zu unterlaufen: Beide Spitzenpolitiker sandten höchst | |
| unterschiedliche Signale aus. Von der Leyen forderte Risikominderung vom | |
| chinesischen Markt, Macron kam mit rund 60 Unternehmensvorständen im | |
| Schlepptau. Sie sprach von der sich verschlechternden | |
| Menschenrechtssituation in China, er klammerte das Thema aus. Auch bei der | |
| Einschätzung der chinesischen „Friedensinitiative“ zum Ukraine-Krieg nahmen | |
| beide unterschiedliche Haltungen ein. | |
| Nutznießer der scheinbaren Uneinigkeit ist vor allem die chinesische | |
| Regierung, die eine gemeinsame Linie der EU verhindern will. Sie trieb den | |
| Dissens der Besucher sogar noch proaktiv voran. | |
| Angesichts der freundlichen Worte von Macron waren die letzten Tage | |
| tatsächlich ein Erfolg für Peking. Aus europäischer Sicht hingegen fällt | |
| die Bilanz enttäuschend aus – vor allem weil [3][von der Leyen und Macron | |
| ohne Resultate beim Thema Ukraine-Krieg heimkehren werden]. Chinas | |
| Staatschef ließ keinerlei Änderung an der eigenen Haltung erkennen: Putin | |
| kritisierte er erneut mit keiner einzigen Silbe, und Russland wurde in der | |
| offiziellen Stellungnahme nicht einmal erwähnt. Und mit Selenski will Xi | |
| erst telefonieren, „wenn die Zeit reif ist“. | |
| Dabei sagte Macron zuvor in jovialem Ton zu seinem Gastgeber: „Ich kann auf | |
| Sie zählen, dass Sie Russland zur Vernunft bringen“. Wie naiv und | |
| überheblich das war, hätte der Franzose bereits im Vorhinein wissen müssen. | |
| Doch ganz offensichtlich stand sein Ego ihm im Weg. | |
| 8 Apr 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Fabian Kretschmer | |
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