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# taz.de -- Tödliche Schüsse auf Zeugen Jehovas: „Wir sind tief schockiert�…
> Nach den tödlichen Schüssen auf Zeugen Jehovas in Hamburg äußert sich die
> Gemeinde bestürzt. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.
Bild: Ermittler vor dem Gemeindesaal der Zeugen Jehovas in Hamburg nach der Tat
Hamburg/Berlin taz/dpa | Nach den tödlichen Schüssen in einem Gemeindehaus
der [1][Zeugen Jehovas] im Hamburger Stadtteil Groß Borstel herrscht
Bestürzung in der Glaubensgemeinschaft. „Wir sind tief schockiert und
betroffen von der Amoktat auf unsere Glaubensangehörigen“, sagte Martin
Epp, Sprecher der Zeugen Jehovas Deutschland, der taz. „Unser Mitgefühl und
tiefste Anteilnahme gelten den Familien der Opfer sowie den traumatisierten
Augenzeugen.“ Seelsorger der Gemeinschaft täten „ihr Bestes, ihnen in
dieser schweren Stunde Beistand zu leisten“, so Epp. „Wir beten für alle
Betroffenen.“
Laut Epp sei die Tat nach einem Gottesdienst in dem Gemeindehaus geschehen
und habe mindestens sechs Menschen das Leben gekostet und weitere schwer
verletzt. „Wir sind dankbar für die schnelle Hilfe durch Polizei und
Rettungsdienste, mit denen wir uneingeschränkt zusammenarbeiten“, erklärte
der Sprecher.
Die Hamburger Polizei hatte zuvor berichtet, dass Beamte am Donnerstagabend
gegen 21.15 Uhr zum Königsreichssaal im Stadtteil Groß Borstel gerufen
worden. Eine Spezialeinheit sei zufällig in der Nähe gewesen – das
Polizeipräsidium liegt nicht weit entfernt. Die Einsatzkräfte hätten in dem
Gebäude mehrere Tote und Verletzte aufgefunden und in einem oberen
Stockwerk noch einen Schuss gehört. Man habe im Gebäude auch eine leblose
Person gefunden, von der man davon ausgehe, dass es sich um den Täter
handeln könnte, erklärte die Polizei später. Von weiteren Schützen gehe man
vorerst nicht aus.
In einem [2][Augenzeugenvideo] ist zu sehen, wie eine Person von außen
durch eine Scheibe des Gemeindehauses schießt und dann dort einsteigt. Das
Haus befindet sich in einem unscheinbaren Gebäude an einer Ausfallstraße im
Norden der Stadt.
## Tatmotiv bleibt zunächst unklar
Nach Angaben der Polizei wurden acht Menschen getötet. Darunter sei
„offenbar auch der mutmaßliche Täter“, teilte die Polizei Hamburg am
Freitagmorgen auf ihrer Internetseite mit. Die Polizei hatte am
Donnerstagabend den Tatort weiträumig abgesperrt und war mit einem
Großaufgebot im Einsatz, auch mit einem Hubschrauber. Verschickt wurde eine
amtliche Warnung, sich dem Gefahrenbereich nicht zu nähern.
Informationen zum mutmaßlichen Täter haben Polizei und Innenbehörde
zunächst nicht bekannt gegeben. Laut Spiegel soll es sich um ein ehemaliges
Mitglied der Zeugen Jehovas handeln. Eine Anwohnerin sprach von einem
dunkel gekleideten Mann, der hektisch durch das Treppenhaus des Gebäudes
lief. Zum Alter konnte sie nichts sagen. Die Polizei richtete ein
Hinweisportal ein und kündigte für Freitagmittag eine Pressekonferenz an.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher zeigte sich entsetzt über die
Tat. Die Meldungen über die Schüsse seien „erschütternd“, erklärte der
SPD-Politiker. „Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl.“
Innensenator Andy Grote (SPD) sprach ebenso von einer „entsetzlichen Tat“.
„Mein Beileid und meine aufrichtige Anteilnahme gelten allen Angehörigen
der Opfer.“ Grote dankte den Polizei- und Feuerwehrkräften, die „sehr
schnell vor Ort waren und die diese extrem herausfordernde Lage
hochprofessionell und umsichtig bewältigt“ hätten.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von „schlimmen Nachrichten aus
Hamburg“ und einer „brutalen Gewalttat“. Seine Gedanken seien bei den
Opfern, ihren Angehörigen und den Sicherheitskräften, die „einen schweren
Einsatz hinter sich haben“. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte
ebenso, ihre Gedanken seien bei den Opfern, Angehörigen und
Gemeindemitgliedern. Sie sei „erschüttert über die furchtbare Gewalttat“
und danke der Polizei und den Rettungskräften.
## 170.000 Gläubige in Deutschland
Den Zeugen Jehovas gehören nach eigener Auskunft in Deutschland rund
170.000 Gläubige an. Sie verstehen sich als christliche
Glaubensgemeinschaft, die vor allem durch ihre Missionstätigkeit bekannt
ist. Feier- und Geburtstage werden von Angehörigen nicht begangen,
Bluttransfusionen abgelehnt. Die Gemeinschaft begleiten von jeher
[3][Sektenvorwürfe]. In Deutschland erfolgte erst 2017 die Anerkennung als
Körperschaft des öffentlichen Rechts.
10 Mar 2023
## LINKS
[1] /Ehemaliges-Sektenmitglied/!5729297
[2] https://www.bild.de/video/clip/hamburg-regional/augenzeuge-filmt-mit-dem-ha…
[3] /Sexualisierte-Gewalt-bei-den-Zeugen-Jehovas/!5854393
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Hamburg
Peter Tschentscher
Andy Grote
Gewalt
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Amoklauf
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Zeugen Jehovas
Kolumne Ethikrat
Zeugen Jehovas
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