| # taz.de -- Regierungsbildung in Berlin: Sondierungen auf der Zielgeraden | |
| > SPD, Grüne und Linke haben wohl eine Möglichkeit gefunden, mit dem | |
| > Enteignen-Volksentscheid umzugehen. Ist das eine Vorentscheidung? | |
| Bild: Ein Lächeln zum Auftakt: Katina Schubert, Franziska Giffey und Bettina J… | |
| Berlin taz | Es sind zwei Sätze aus dem Mund von Franziska Giffey, die | |
| aufhorchen lassen. „Es ist ein Weg erarbeitet worden, der aus unserer Sicht | |
| ein gangbarer Weg sein kann“, sagt die Regierende Bürgermeisterin und | |
| SPD-Chefverhandlerin am Montagabend nach der letzten Sondierungsrunde mit | |
| Grünen und Linken. Und sie fügte hinzu: „Wir haben die Aufgabe, [1][dem | |
| Volksentscheid] gerecht zu werden.“ | |
| Auch wenn Giffey nur über den Umgang mit dem erfolgreichen Entscheid zur | |
| Enteignung großer Wohnungsunternehmen spricht – die beiden Sätze könnten | |
| gleichwohl den Weg bahnen für eine [2][erneute rot-grün-rote Regierung in | |
| Berlin.] Denn die mögliche Umsetzung des Volksentscheids gilt als größtes | |
| Hindernis für Rot-Grün-Rot II: Während die Linke dies vehement einfordert, | |
| hatte Giffey es im Wahlkampf sogar aus „Gewissensgründen“ abgelehnt. | |
| Details, wie dieser Weg aussehen könnte, werden am Montagabend nicht | |
| mitgeteilt. Aber aus grünen Kreisen wird der taz bestätigt, dass man | |
| Giffeys Einschätzung teile. Und Katina Schubert, Vorsitzende der | |
| Linkspartei, wählt ähnliche Worte in Bezug auf den Volksentscheid: „Es | |
| könnte einen Pfad geben.“ | |
| Die Regierungsbildung in Berlin nach der Wiederholungswahl am 12. Februar | |
| ist kompliziert. Rein rechnerisch möglich sind drei Bündnisse: Die CDU, mit | |
| 28 Prozent klar stärkste Partei geworden, könnte entweder mit SPD oder | |
| Grünen ein Zweierbündnis bilden. Und obwohl SPD, Grüne und Linke insgesamt | |
| fünf Prozentpunkte verloren haben im Vergleich zu 2021, hätten auch sie | |
| zusammen eine Mehrheit im Parlament. Franziska Giffey könnte so, obwohl | |
| ihre SPD als Wahlverliererin gilt, das Rote Rathaus verteidigen. | |
| [3][Seit zehn Tagen sondieren alle vier Parteien]. Die Lage ist verworren, | |
| weil es angesichts der vergleichsweise vielen Optionen keinen klaren | |
| Fahrplan gibt. Irgendwann muss sich eine der drei großen Parteien – CDU, | |
| SPD und Grüne – aus der Deckung wagen. Letztlich hängt es aber vor allem an | |
| der SPD: Sie kann – oder vielmehr muss – entscheiden, ob sie weiter mit | |
| Giffey regieren will, als Juniorpartnerin mit der CDU zusammen oder gar | |
| ganz in die Opposition geht. | |
| ## Letzte Gespräch zwischen CDU und Grünen | |
| An diesem Dienstag findet die voraussichtlich letzte Runde der Sondierungen | |
| statt: Die CDU spricht noch einmal mit den Grünen. Inzwischen gilt dies | |
| jedoch als die unwahrscheinlichste der drei Möglichkeiten. So ist unsicher, | |
| ob die in Berlin sehr linke grüne Basis überhaupt einer solchen Koalition | |
| zustimmen würde; Spitzenkandidatin Bettina Jarasch sagt am Montag, man | |
| werde nicht in eine „Koalition mit offenen Sollbruchstellen gehen“. Das | |
| kann durchaus als Absage an die CDU gewertet werden. | |
| Zudem ist die inhaltliche Nähe von CDU und SPD deutlich größer. Und | |
| schließlich wurde durch die Wiederholungswahl die Legislaturperiode nicht | |
| verlängert: Sie endet bereits in dreieinhalb Jahren – wenig Zeit, um | |
| politische Ideen effektiv umzusetzen. Von daher könnte diese letzte Runde | |
| der rot-grün-roten Sondierungen am Montag tatsächlich den Weg frei gemacht | |
| haben für eine Verlängerung von Rot-Grün-Rot. | |
| Die Verhandler*innen der Linkspartei wollen bereits am Dienstagabend | |
| dem Landesvorstand einen Vorschlag unterbreiten, ob man erneut eine | |
| Regierungsbeteiligung anstreben sollte. Für Freitagabend ist ein | |
| Sonderparteitag angesetzt, der darüber abstimmen könnte. Zuvor hatten elf | |
| der zwölf Kreisverbände öffentlich dafür plädiert, eine | |
| Regierungsbeteiligung [4][von einer Zustimmung für ein Enteignungsgesetz | |
| abhängig zu machen.] Die Grünen wollen wohl Mitte der Woche eine | |
| Entscheidung herbeiführen. Die SPD hat für Mittwochabend eine Sitzung des | |
| Landesvorstands anberaumt. | |
| 28 Feb 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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