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# taz.de -- Landwirtschaft versus Wasserwerke: Wasserstrategie da, Folgen fragl…
> Das Bundeskabinett beschließt eine Wasserstrategie. Sie lässt weitgehend
> offen, wer besser versorgt werden soll: Wasserwerke oder Landwirtschaft.
Bild: Eine klare Priorisierung in der Trinkwasserversorgung bleibt weiterhin of…
Berlin taz | Angesichts der Klimakrise mit Dürre- und Hitzeperioden hat die
Bundesregierung eine [1][Nationale Wasserstrategie] beschlossen, die
unmittelbar aber keine praktischen Folgen hat. Das Kabinett der
Ampelkoalition billigte Umweltministerin Steffi Lemkes (Grüne) Vorlage am
Mittwoch, nachdem mehr als 300 Teilnehmende aus etwa Wasserbranche,
Landwirtschaft und Forschung zwei Jahre lang darüber diskutiert hatten.
Dennoch lässt die Strategie zum Beispiel weitgehend offen, wer mehr
[2][Wasser] bekommen soll: Wasserwerke für die Trinkwasserversorgung oder
die Landwirtschaft für die Bewässerung von Feldern. Zudem ist fraglich, ob
die 78 vorgeschlagenen Maßnahmen der Strategie überhaupt umgesetzt werden.
Dabei sagte Lemke: „Die Folgen der Klimakrise für Mensch und Natur zwingen
uns zum Handeln. Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in
unseren Wäldern, Seen und Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen.“
Extremwetterereignisse träten immer häufiger auf, immer noch werde Wasser
verschmutzt. Klar ist auch: Der Verteilungskampf um das knapper werdende
Gut wird schärfer.
Trotz dieser Dringlichkeit heißt es in der Strategie zum Thema
Nutzungskonflikte nur, dass gemeinsam mit den Ländern ein
„Orientierungsrahmen für lokale oder regionale Priorisierungsentscheidungen
geschaffen“ werden solle. Zwar ist von einem „Vorrang der
Trinkwasserversorgung“ die Rede, aber nur in Klammern.
## Trinkwasserversorgung hat Vorrang
Im selben Satz wird auch der Versorgung mit Lebensmitteln – das könnte so
allgemein formuliert auch Fleisch sein – eine „besondere Bedeutung“ bei d…
Wasserverteilung zugebilligt. Der Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft (BDEW) forderte deshalb auch, der Vorrang der
Trinkwasserversorgung „sollte in der Nationalen Wasserstrategie noch
deutlicher und klarer herausgearbeitet werden“. Trinkwasser müsse „immer an
erster Stelle stehen“.
Immerhin setzt die Strategie das Ziel, gemeinsam mit den Ländern
mittelfristig ein „Grundwasser-Echtzeitentnahmemonitoring“ aufzubauen. Auch
ein „Wasserregister zur Registrierung aller genehmigten, beantragten und
tatsächlichen Grundwasserentnahmen“ soll mehr Transparenz schaffen. Das
zielt neben anderen Bereichen auf die Landwirtschaft, die laut Behörden
[3][nur 2 Prozent] des in Deutschland verwendeten Wassers verbraucht.
Diese Zahl wird aber [4][bezweifelt], weil sie auf Selbstauskünften der
Landwirte beruht und auffällig niedrig ist im internationalen Vergleich.
Teilweise benötigen Bauern noch nicht einmal eine Genehmigung, um
Grundwasser zu fördern. Diese [5][Ausnahmen von der Erlaubnispflicht]
sollen nun zumindest überprüft werden – aber auch, ob bisher nicht
bestehende „Bagatellgrenzen für die Erlaubnispflicht“ nötig sind.
## Kritik von Campact
Ebenfalls nur geprüft werden soll, ob überregionale Fernwasserleitungen
gebaut und einheitliche Entgelte zur Wasserentnahme erhoben werden müssen.
Gemeinsam mit den Kommunen und den Fachverbänden sollen Umwelt- und
Bauministerium sowie die Länder ein Konzept für eine „Schwammstadt“
entwickeln, die Regen aufnimmt und speichert.
Die [6][Kampagnenorganisation Campact] kritisierte, dass eine klare
Priorisierung der Trinkwasserversorgung aus früheren Entwürfen gestrichen
worden sei. Der [7][Naturschutzbund] lobte die Strategie, aber forderte,
bei der „großen Bandbreite an Zielen“ in dem Papier den Fokus richtig zu
setzen. „Der Schutz und die Renaturierung von Gewässerökosystemen und Auen
in großem Maßstab muss die vordringlichste Aufgabe sein, um hier endlich
einen Vorsprung gegenüber drohenden Klimaextremen wie Hochwasser und
Dürren zu erarbeiten“, so Deutschlands größte Umweltorganisation.
15 Mar 2023
## LINKS
[1] https://www.bmuv.de/download/nationale-wasserstrategie-2023
[2] /Wasser/!t5013894
[3] https://www.bauernverband.de/faktencheck/wasser-landwirtschaft-und-klimawan…
[4] https://correctiv.org/aktuelles/klimawandel/2023/02/02/wasser-konsum-der-la…
[5] https://www.gesetze-im-internet.de/whg_2009/__46.html
[6] https://twitter.com/campact/status/1635946581508739072
[7] https://www.nabu.de/modules/presseservice/index.php?popup=true&db=press…
## AUTOREN
Jost Maurin
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