| # taz.de -- Terminwahl für Klima-Volksentscheid: Alles eine Frage des Wollens | |
| > Der Klima-Volksentscheid wird nicht zeitgleich mit der Wahlwiederholung | |
| > stattfinden. Die direkte Demokratie wird das nicht schwächen. | |
| Bild: Protest für einen gemeinsamen Abstimmungstermin vor dem Roten Rathaus | |
| Dienstagmittag hat es der Senat beschlossen, Freitag wird es im Amtsblatt | |
| offiziell: Der [1][Volksentscheid kommt nicht parallel zur | |
| Wahlwiederholung] am 12. Februar, sondern sechs Wochen später am 26. März. | |
| Das kostet einerseits mehr Geld für die Wahlhelfer, mindert aber | |
| andererseits die Gefahr, dass die Wahl auch im zweiten Anlauf scheitert. | |
| Wofür die Entscheidung definitiv nicht sorgt: Sie schwächt nicht die | |
| direkte Demokratie. | |
| Nichts und niemand hält durch einen eigenen Abstimmungstermin jene auf, die | |
| ihre Haltung zum Anliegen deutlich machen wollen, nämlich einer um 15 Jahre | |
| auf 2030 vorgezogenen Klimaneutralität in Berlin. Niemand wird durch die | |
| Senatsentscheidung vom Dienstag daran gehindert, ins Abstimmungslokal zu | |
| gehen. Einen sonderlichen Aufwand stellt das in Berlin mit seinen | |
| tendenziell kurzen Wegen nicht dar. Und wenn doch: Briefwahl lässt sich | |
| Anfang Januar beantragen, dann entfällt der sonntägliche Gang am 26. März. | |
| Die Kritiker der Entscheidung argumentieren, dass nur eine parallele Wahl | |
| für eine ausreichend hohe Beteiligung am Volksentscheid sorge. Eine solche | |
| Sichtweise aber entwertet die Abstimmung und ihr Thema: Klimaschutz und | |
| letztlich die Bewahrung der Schöpfung ziehen von allein nicht genug Leute, | |
| um die erforderlichen Quoren zu erfüllen? Denn eine schlichte Mehrheit | |
| allein reicht nicht: 25 Prozent der Wahlberechtigten müssen sich mindestens | |
| beteiligen, 25 Prozent müssen mit Ja stimmen. | |
| Diese Hürden seien zu hoch, heißt es oft. Eher nicht – zur als nicht | |
| sonderlich attraktiv geltenden [2][Europawahl gingen im Mai 2019] über 60 | |
| Prozent der wahlberechtigten Berliner. Warum soll das bei einem | |
| Volksentscheid anders sein, wenn dessen Anliegen wirklich eines ist, das | |
| die Leute packt? | |
| ## Wahlberechtigte unterschätzt | |
| Die beiden einzigen Berliner Anliegen, die zwar eine Mehrheit bekamen, aber | |
| an einer zu geringen Beteiligung scheiterten, waren 2008 zum Weiterbetrieb | |
| des Flughafens Tempelhof und 2013 zur Rekommunalisierung der | |
| Energieversorgung. Einmal fehlten knapp drei, das andere Mal nur ein | |
| einziges Prozent für das nötige Quorum von einem Viertel der | |
| Wahlberechtigten. Doch hätten mehr Menschen weiter Flugbetrieb in Tempelhof | |
| oder die Energieversorgung in Landeshand gewollt, hätten sie auch dafür | |
| gestimmt. Haben sie aber nicht – auch das ist Demokratie. | |
| Was ist es für ein Blick auf die Wahlberechtigten dieser Stadt, ihnen zu | |
| unterstellen, dass sie nur bei mundgerechter Aufbereitung in ausreichender | |
| Zahl abstimmen? Quasi en passant beim eigentlichen Anlass für den Weg zum | |
| Wahllokal, nämlich einer Parlamentswahl. | |
| Eine Abstimmung aber, die mutmaßlich über einen zweistelligen | |
| Mlliardenbetrag entscheidet, sollte nicht en passant fallen. Ein eigener | |
| Termin für den Klimavolksentscheid sorgt dafür, dass die, die abstimmen, | |
| dass allein wegen des Abstimmungsthemas tun – umso wichtiger, wenn es um | |
| die Rettung der Welt gehen soll. | |
| 13 Dec 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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