# taz.de -- Gemeinderat beschließt Fleischverzicht: Freiburgs Kitas bald veget… | |
> Die Stadt im Breisgau beschließt ein Einheitsmenü ohne Fleisch in | |
> Kindergärten und Grundschulen. Begründung: die hohe Inflation. | |
Bild: Bald werden die Kitas in Freiburg fleischfrei | |
Berlin taz | Als eine der ersten deutschen Städte wird Freiburg in den | |
öffentlichen Kindertagesstätten (Kitas) und Grundschulen nur noch | |
vegetarisches Essen anbieten. Das bisherige Angebot von zwei Gerichten – | |
eines mit Fisch oder [1][Fleisch] an fünf Tagen pro Woche, das andere | |
vegetarisch – sei „mit einem hohen organisatorischen und finanziellen | |
Aufwand für die Stadt verbunden“, heißt es in dem [2][Beschluss], den der | |
Gemeinderat am Dienstagabend fasste. Um den Zuschuss der | |
baden-württembergischen Stadt zum Essenspreis angesichts der Inflation | |
durch den Ukrainekrieg etwa bei Lebensmitteln und Transportkosten „im | |
Rahmen zu halten“, solle es ab Schuljahr 2023/2024 nur noch ein Menü geben. | |
Es werde vegetarisch sein, da das „die Schnittmenge verschiedener | |
Ernährungsgewohnheiten“ sei. Zudem sei „Fleisch in guter Qualität“ teue… | |
Der Anteil von Bio-Produkten bei der Schul- und Kita-Verpflegung soll laut | |
Beschluss auf 30 Prozent steigen – bisher sind es 20 Prozent. | |
Der Freiburger Vorstoß hat Beispielcharakter: Das baden-württembergische | |
Landwirtschafts- und Ernährungsministerium teilte auf Anfrage mit, ihm sei | |
keine andere Stadt oder Kommune bekannt, die eine komplett fleischlose Kost | |
in Kitas und Schulen anbiete. | |
Eine Kalorie aus tierischen Lebensmitteln belastet das Klima stärker als | |
pflanzliche Produkte. Für die Fleischerzeugung werden auch mehr | |
Ackerflächen benötigt, es fallen große Güllemengen an, die das Grundwasser | |
gefährden. Außerdem leiden die Tiere. Getreide etwa ernährt zudem mehr | |
Menschen, wenn es direkt gegessen und nicht erst verfüttert wird. Weiterhin | |
steht zu viel Fleisch im Zusammenhang etwa mit Krebs und | |
Kreislauferkrankungen. | |
## Ernährungsexperten für „vollwertigen“ Veggi-Speiseplan | |
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung teilte der taz auf Anfrage mit, | |
eine „vollwertige“ vegetarische Ernährung ohne Fleisch, aber mit Eiern und | |
Milchprodukten „wird von Expert*innen für gesunde (Klein-)Kinder und | |
Jugendliche als geeignete Ernährungsform angesehen“. Dabei müssten aber | |
regelmäßig Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte gegessen werden, die neben | |
Protein auch Eisen und Zink liefern, so die Fachgesellschaft. Besonders | |
wichtig sei, dass eisenreiche und Vitamin-C-reiche pflanzliche Lebensmittel | |
kombiniert werden. So soll kompensiert werden, dass der Körper Eisen etwa | |
aus Getreide ohne beispielsweise Paprika oder Äpfel schlechter nutzen kann | |
als aus Fleisch. | |
Die Stadt Freiburg wies Kritik zurück. „Unser Weg ist kein Widerspruch zu | |
ausgewogener Ernährung“, sagte Sebastian Wolfrum, Pressesprecher der Stadt | |
Freiburg, am Mittwoch. Das warme Schul-Mittagessen stelle nur einen sehr | |
geringen Teil der Ernährung von Kindern dar. Die anderen Mahlzeiten etwa in | |
der Familie könnten selbstverständlich auch fleischhaltig sein. Das | |
Stuttgarter Agrarministerium hatte erklärt, zu einer ausgewogenen Ernährung | |
gehöre auch Fleisch. | |
„Den Schülerinnen und Schülern wird vorgeschrieben, was sie zu essen | |
haben“, kritisierte Stadträtin Gerlinde Schrempp von den Freien Wählern (3 | |
von 48 Sitzen) bei der Debatte im Freiburger Gemeinderat. Stadtrat Franco | |
Orlando von der Fraktion der FDP und BFF (Bürger für Freiburg; 4 Sitze) | |
hatte schon zuvor erklärt, der Stadtspitze unter dem parteilosen | |
Oberbürgermeister Martin Horn sei „Fleischkonsum ein Dorn im Auge“. | |
Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit (Grüne) verteidigte den | |
Vorschlag: „Wir wollen die Kostensteigerungen im Rahmen halten“, sagte sie. | |
Gutes Fleisch sei ein Preistreiber. Im Gemeinderat hat Grün-Rot eine | |
Mehrheit. Elternvertreter kritisierten vor allem, dass der Elternbeitrag | |
für ein Schul-Mittagessen von derzeit 3,90 Euro bis September 2024 trotz | |
der Entscheidung für das vegetarische Essen auf 4,80 Euro steigen soll. Der | |
Gesamtelternbeirat kann sich nach eigenen Angaben vorstellen, das Fleisch | |
zu streichen und etwa durch zwei vegetarische Optionen zu ersetzen. (mit | |
dpa/epd) | |
19 Oct 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Fleisch/!t5016412 | |
[2] https://ris.freiburg.de/vorlagen_details.php?vid=4891611100014 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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